^ Lörrach: Es bleibt eng – auch fürs Gewerbe - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Es bleibt eng – auch fürs Gewerbe

mek
Marion Ziegler-Jung Foto: zVg Foto: mek

Wirtschaft: Gewerbeflächenentwicklungskonzept wird fortgeschrieben / Stadt will steuern.

Bauland ist rar in Lörrach, das gilt auch für Gewerbeflächen. Lörrachs Wirtschaftsförderungsunternehmen Innocel  arbeitet deshalb  an den Vergabekriterien für die städtischen Gewerbeflächen im Entenbad, im Innocel-Quartier und im Gewerbegebiet Ob der Gass: Das erleichtert die Entscheidungsfindung bei der Auswahl von Interessenten und schafft Transparenz im Prozess.

Von Bernhard Konrad


Die Ausgangslage

Transparenz und Steuerung  sind   unter anderem deshalb besonders notwendig, weil die Nachfrage das Angebot in Lörrach deutlich übersteigt, mithin etliche Interessenten nicht zum Zuge kommen.   In dieser Situation gewinnt auch die Sicherung bereits bestehender Gewerbe- und Mischgebietsflächen, die Revitalisierung von Brachflächen und die Aktivierung privaten Areals  an Bedeutung, sagte Innocel-Geschäftsführerin Marion Ziegler-Jung während der Sitzung der Kommission „Wirtschaft und Standortentwicklung“ im Rathaus.

Beschäftigung  in Lörrach

Ein Baustein der Fortschreibung des Lörracher Gewerbeflächenentwicklungskonzeptes (GEK) ist eine Analyse der Entwicklung der  sozialversicherungspflichtigen  Beschäftigten. Und die steigt – vor allem im Handel (seit 2007 um 42 Prozent), und dort insbesondere im Einzelhandel. Handel, Gesundheit und verarbeitendes Gewerbe vereinen über 55 Prozent der Beschäftigten. Die Dynamik in der großen Kreisstadt wird vor allem im regionalen Vergleich deutlich: In Lörrach sind  mit über 20 000 Bürgern rund doppelt so viele sozialversicherungspflichtig angestellt als in Rheinfelden oder in Weil am Rhein, erläuterte Felix Ebner (Innocel).  

Gewerbeflächenbedarf

Zuletzt stieg die Nachfrage nach Gewerbeflächen wieder, so Angela Wieg (Innocel), wobei  zwischen Handels-, Büro- sowie Produktions- und Lagerflächen unterschieden werden muss.
Rainer Kahnert vom Stadt und Regionalentwicklungsbüro Dr. Acocella errechnete einen  Gewerbeflächenbedarf für Lörrach von gut 1,3 Hektar (13 000 Quadratmeter) pro Jahr: eine ganze Menge, vor allem angesichts der eher geringen Reserven.

Vorhandene Flächen

Denn: Zwar stünden in Lörrach insgesamt 47 Gewerbeflächen-Angebote mit rund 155 000 Quadratmetern  zur Verfügung. Indes seien  etwa in die „Entwicklungsflächen“ (50 000 Quadratmeter) unter anderem Güterbahnhof sowie MMZ- und Füssler-Areal  eingerechnet: Und die können allesamt mittelfristig wohl  nicht genutzt werden. In den freien  „Produktionsflächen“ (60 000 Quadratmeter) ist bereits die Erweiterung des Entenbads enthalten, allein hierdurch werden über 42 000 Quadratmeter beansprucht.  Das reicht nach Kahnerts Berechnung drei bis höchstens vier Jahre. 

Flächenumwandlung  

Vor diesem Hintergrund  werde besonders deutlich, dass auch bei der Umwandlung von Flächen  genau abgewogen werden muss, ob dies wirklich Sinn ergibt. Fast 120 000 Quadratmeter Gewerbeflächen seien in den vergangenen 20 Jahren durch Umnutzung in Lörrach verloren gegangen, sagte Ziegler-Jung –  vor allem für Wohnungsbau, Kinderbetreuungs- und kirchliche Einrichtungen oder Parkflächen.

Entenbad-Ost

Für das Entenbad-Ost liegen derzeit 19 Anfragen vor:  Das Handwerk interessiert sich ebenso für das Areal wie  Groß- und  Kfz-Handel, produzierendes Gewerbe  und Dienstleister. Eine Unternehmensbefragung gab  Aufschlüsse über die Interessentenstruktur.
Die Vergabekriterien der Stadt gelten für alle städtischen Gewerbegrundstücke im  Entenbad, Ob der Gass und im  Innocel-Quartier, wobei Letzteres durch die Nutzung von  Forschung, Entwicklung, Life Sciences,  und Medizintechnik geprägt ist.
Arbeitsplatzdichte, Ausbildungsplätze,  Gewerbesteuerleistung,  effiziente Nutzung der knappen Baulandressourcen, Energiestandards: All dies sind Kriterien für die Flächenvergabe. „Wenn bestimmte Voraussetzungen nicht gegeben sind, kann man sich nicht ins  Gebiet ’reinkaufen’“, versicherte Ziegler-Jung.
Vorgabe sei etwa auch, dass jeder Interessent maximal eine Wohneinheit – für den Inhaber oder Betriebsleiter – bauen dürfe. Zu den Verpflichtungen der Käufer im Entenbad-Ost gehört zudem etwa der Baubeginn spätestens zwei Jahre nach  Kaufabschluss, eine ausschließliche gewerbliche Nutzung für die darauf folgenden zehn Jahre, die Energiestandards der Stadt  und eine gesicherte Finanzierung.

Fahrplan

Nach den Vorberatungen soll der Gemeinderat im Juni den  Beschluss zur Fortschreibung des GEK fassen. Die Erschließung des Entenbads-Ost soll Ende 2016 fertig gestellt sein. Der Abschluss der ersten Kaufverträge ist für das erste  Quartal 2017 vorgesehen.

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading