Altpapier ist für die Vereine seit Jahren eine wichtige Einnahmequelle. Seit der Einführung der blauen Tonne ist der Ertrag jedoch drastisch zurückgegangen. Die Leichtathleten des TuS Lörrach-Stetten ziehen daraus nun Konsequenzen und sammeln am Samstag zum letzten Mal.
 
Von Kristoff Meller
Lörrach. „Der Aufwand der Sammlungen steht in keinem vertretbaren Maß mehr zum Ertrag. Nach über vier Jahrzehnten wird die Leichtathletikabteilung  das Sammeln von Altpapier einstellen. Die zuverlässige Finanzquelle, die all die Jahre die Kosten der Abteilung gedeckt hat, wird mit der letzten Sammlung am Samstag versiegen – ein durchaus trauriger Augenblick“, erklärt Abteilungsleiter Christoph Geissler in einer Mitteilung.
 
Wie viele Tonnen Papier in dieser Zeit  aufgelesen, in die Sammelfahrzeuge geschichtet, wieder ausgeladen, von Verunreinigungen befreit und schließlich wieder verladen wurden, könne nur geschätzt werden. Es seien aber sicherlich mehr als 10 000 Tonnen zusammengekommen.  

„Oft wurde mit zehn Autos und mehr als 50 bis 60 Mitgliedern bis spät abends gesammelt“, berichtet Geissler. Als Transportmittel dienten diverse LKW, die zum größten Teil von Lörracher Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden. „Ohne diese Unterstützung, für die an dieser Stelle herzlich gedankt werden soll, wären die Sammlungen bei weitem nicht so einträglich gewesen“, so der Abteilungsleiter.
 
Die „guten Jahre des Altpapiersammelns“ seien aber  vorbei. Trotz oder gerade wegen des guten Papierpreises seien die Papiermengen seit der Einführung der blauen Tonnen im Jahr 2008 kontinuierlich zurückgegangen und hätten sich von im Schnitt 50 auf mittlerweile unter 30 Tonnen pro Sammlung fast halbiert.
 
„Was dabei besonders schmerzt, ist die Tatsache, dass zu einem großen Teil auch die Familien des eigenen Vereins den bequemen Weg gehen und das Papier lieber in die blaue Tonne werfen, als es zu sammeln und an den Straßenrand zu stellen. Darüber hinaus hat auch die Bereitschaft der Jugendlichen mehr und mehr nachgelassen, sich an fünf Samstagen im Jahr zur Verfügung zu stellen“, beklagt Geissler.
 
Um den Trainings- und Wettkampfbetrieb aufrechtzuhalten, wird die Leichtathletikabteilung  ab  2016 einen Zusatzbeitrag von 50 Euro pro Jahr  und aktives Mitglied, zusätzlich zum Vereinsbeitrag, einführen.
 
Nur noch fünf statt neun Sammlungen
 
Dieser Schritt kommt für die Kollegen von der Turnabteilung hingegen nicht in Frage: „Wir sammeln weiter“, bestätigt  Simone Kothe-Bähr, Stellvertretende Abteilungsleiterin.  Wenngleich auch die TuS-Turner mit den selben Problemen zu kämpfen haben: „Seit der Einführung der blauen Tonnen haben wir Einbußen von 50 Prozent und mehr“, sagt Kothe-Bähr. Auch die Helfersuche gestalte sich immer schwieriger.
 
Die Einnahmen seien jedoch noch immer sehr wichtig für die Jugendarbeit: „Wir müssten dafür viele Kuchenverkäufe durchführen.“ Zumal sich die Abteilungsleitung bislang gegen einen Zusatzbeitrag ausgesprochen hat. Stattdessen wurde die Bevölkerung mit Flyern  über die Bedeutung des Altpapiers für die Vereine informiert.
 
Für die Abfallbezirke 1 bis 4 bedeutet der Rückzug der Leichtathleten künftig einen Rückgang bei den Sammlungen: Statt an neun wird das Altpapier  nur noch an fünf Samstagen im Jahr vom TuS abgeholt. Die Turner, die bislang vier Mal gesammelt haben, werden 2016 einen Termin  übernehmen, die übrigen entfallen. So ist laut Kothe-Bähr der Plan für das kommende Jahr, was danach passiert, sei unklar: „Es kann sein, dass noch mehr Papier wegbricht, weil es die Leute nicht so lange lagern möchten. Wir müssen es ausprobieren. Bis jetzt sind wir aber noch nicht so weit, uns vom Sammeln zu verabschieden.“