Lörrach. Der Schachclub Brombach hat am Sonntag erstmals in der Vereinsgeschichte den Aufstieg in die zweite Bundesliga geschafft (wir berichteten). Nun kommen auf dem Verein jede Menge Veränderungen zu. Kristoff Meller hat sich mit dem Vorsitzenden Markus Haag über Neuzugänge, Herausforderungen und die Suche nach einer bundesligatauglichen Spielstätte unterhalten.

Herr Haag, Glückwunsch zum Aufstieg. Wurde am Sonntagabend denn ordentlich gefeiert, oder sind Schachspieler da genauso ruhig und konzentriert wie am Brett?

Ich konnte leider in Eppingen nicht selbst mit dabei sein. Die Spieler haben natürlich schon etwas gefeiert, aber nicht so groß. Es wartete ja noch eine gut vierstündige Heimfahrt auf die Mannschaft. Wir werden aber mit Sicherheit in irgendeiner Form noch eine  Feier veranstalten.

Der Aufstieg kommt ja auch eher überraschend.

Unser Ziel vor der Saison war es, nicht abzusteigen. Dass wir den Aufstieg geschafft haben, ist wirklich der Wahnsinn. Mit so etwas haben wir zu Saisonbeginn nie und nimmer gerechnet. Man muss aber sagen, dass diese Saison wirklich alle sehr gut gespielt haben.
Einen möchte ich in diesem Zusammenhang etwas hervorheben, weil er dieses Mal berufsbedingt nicht dabei sein konnte: Dorian Jäggi. Seine  Bilanz war so gut, dass er sich nun FIDE-Meister (Anm. d. Red. Durch den Weltschachbund  auf Lebenszeit verliehener Titel, unterhalb des Großmeisters und Internationaler Meister angesiedelt) nennen darf. Auch Pascal Hell konnte in Eppingen berufsbedingt nicht für uns antreten, gehört aber ebenfalls fest zum Kader.

Was bedeutet der Aufstieg  für den Verein und den Schachsport in der Region?

Meines Wissens war im Bezirk Hochrhein noch nie ein Verein so hochklassig. Waldshut war in den vergangenen Jahrzehnten immer das Aushängeschild des Bezirks. Daher freut es mich, dass sie dem Abstieg am letzten Spieltag noch knapp entronnen sind.

Gegen den Abstieg  wird  ihr Team in der kommenden Saison wohl ebenfalls kämpfen.

Ganz klar. Wir werden versuchen, uns  zu verstärken. Wo es Möglichkeiten gibt, bleibt abzuwarten. Denn wir werden die Maxime beibehalten, dass der Verein keine Spieler bezahlt.

Ist eine Bezahlung bei den übrigen Zweitliga-Teams üblich?

Ja, das gibt es  schon in der Oberliga. Diese Saison hat der SC Emmendingen beispielsweise mehrere  Großmeister eingekauft und dennoch gegen den Abstieg gespielt. Geld allein gewinnt  eben keine Spiele, zumal ein Team aus acht Spielern besteht und jede Position wichtig ist.

Besteht die  Aufstiegsmannschaft nur aus Eigengewächsen und Spielern aus der Region?

Es stammen zumindest alle aus der Umgebung. Wir können kein Geld bezahlen, damit ein Akteur von weit her anreißt, wie das in anderen Sportarten  teilweise üblich ist. Außer es taucht jetzt plötzlich ein Sponsor auf, der ein paar tausend Euro investieren möchte. Dann können wir vielleicht schon etwas machen. Aber meine Meinung und die der Vorstandschaft ist, dass wir ein Verein für den Breitensport sind und nicht über Mitgliedsbeiträge unsere erste Mannschaft finanzieren. Wir denken aber  aktuell darüber nacht, ob wir eine spezielle Gruppe gründen, um den Spitzensport im Verein zu fördern.

Wie könnte so ein Konzept aussehen?

Wir haben bereits eine Kooperation mit der Schachgesellschaft in Riehen, die arbeiten mit so einem Modell. Sie haben für ihr Schweizer Erstligateam eine Art Verein im Verein gegründet, der sich ausschließlich um diese Mannschaft kümmert und auch für die Finanzierung zuständig ist. Damit nicht der Allgemeinverein damit belastet wird. So etwas könnte man bei uns ebenfalls anstoßen.

Wie werden die Heimspiele künftig aussehen, gibt es Veränderungen durch die höhere Spielklasse?

Es wird sich einiges ändern. Wir haben bereits eine lange Liste mit Auflagen von dem zuständigen Turnierleiter erhalten, die wir im Sinne der Bundesliga-Turnierordung erfüllen müssen. Das Spiellokal muss beispielsweise mindestens 80 Quadratmeter groß sein. Unser Spiellokal ist aber deutlich kleiner. Wir müssen uns also Gedanken machen, wo wir unsere Bundesligaduelle austragen. Bis zum 1. Mai haben wir Zeit, das Aufstiegsrecht wahrzunehmen.

Es ist sicher nicht so leicht, eine geeignete Spielstätte zu finden.

Ich denke, das dürfte das geringste Problem sein. Da wird sich irgendwo etwas auftun. Wir haben gute Verbindungen zur Stadt und zur Ortsverwaltung. Natürlich wäre es schön, wenn wir in den eigenen Räumen spielen könnten –  da diese schachsportspezifisch ausgerüstet sind – und nicht in irgendeiner Wirtschaft, wo überhaupt nichts an Schach erinnert. Aber irgendwo werden wir da wohl Kompromisse eingehen müssen.

Wann beginnt die neue Saison und rechnen Sie künftig mit mehr Zuschauern?

Im September geht es los, und bis dahin werden wir auch mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben.  Schach ist jetzt nicht gerade der Publikumsrenner. Oftmals ist im Spiel relativ wenig Bewegung drin – das ist  natürlich nicht sonderlich interessant für die breite Masse. Bisher waren es hauptsächlich Besucher aus den eigenen Reihen oder Schachinteressierte aus der Region, die zu uns kamen.
Die zweite Bundesliga ist aber natürlich deutlich interessanter und wir werden  mehr Werbung betreiben. Diese Chance zur Vermarktung muss genutzt werden. Ich hatte schon immer den Traum, Lörrach zu einer Schachhochburg auszubauen, allerdings nicht mit einer Bundesligamannschaft sondern  mit einer Schachschule. Doch egal was man machen will, es kostet eben immer Geld.

Wenn man keine Spieler bezahlen muss, kommt man auch mit geringeren Summen aus.

Klar, unsere Mannschaft spielt bislang komplett aus Spaß an der Freude. In der Region gibt es ansonsten auch keinen Verein auf diesem Niveau – die nächste Zweitligamannschaft ist in Baden-Baden beheimatet–,  das macht  es für ambitionierte Akteure natürlich interessant, auch ohne Honorar für uns  zu spielen, weil es attraktive Gegner gibt.

Sie hoffen also auf die eine oder andere Bewerbung für die kommende Saison aus Südbaden?

Nicht nur aus Südbaden, es gibt auch in der angrenzenden Schweiz  gute Sportler. Wir haben ja bereits welche in unseren Reihen. Es könnte schon sein, dass sich der eine oder andere Spieler bei uns meldet. Bis jetzt haben sie uns die Türen aber noch nicht eingerannt. Jetzt nach der Saison fangen aber sicherlich einige Akteure an, sich neu zu orientieren.

Was bedeuten Neuzugänge für die bisherigen Spieler?

Das ist natürlich immer das Problem in sämtlichen Sportarten in so einem Fall. Die Mannschaft packt den Aufstieg, dann werden neue Sportler eingekauft und nehmen  denjenigen, die den Erfolg geschafft haben, die Plätze weg. Das finde ich immer sehr traurig. Es wird auch bei uns nicht ganz ohne Verstärkungen gehen, aber ich denke mehr als ein bis zwei werden nicht dazukommen. Die Spieler, die den Aufstieg erkämpft haben, sollen auch die Früchte ihrer Arbeit ernten. Sie werden vielleicht nicht alle neun Spiele absolvieren, aber die Mehrzahl. Außerdem ist es immer gut, wenn man noch ein paar Reserven und ein ausgewogenes Niveau hat. 

Mehr Infos unter www.schachclub-brombach.de