Lörrach Feine Gesellschaft – dunkle Machenschaften

Die Oberbadische
Gelungene Premiere: das Ensemble der Burgfestspiele überzeugte. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Burgfestspiele: „Ein idealer Gatte“ als Gesellschaftssatire mit zeitlosem Bezug

Es ist einfach, jemanden zu lieben, der makellos ist. Aber kann das wahre Liebe sein? Und was, wenn die perfekte Fassade massive Risse bekommt? Diesen Fragen widmet sich das Stück der Burgfestspiele „Ein idealer Gatte“ nach Oscar Wilde. Am Freitag war Premiere der Inszenierung, die ebenso heiter wie ironisch ist.

Von Ursula König

Lörrach. Apartes Bühnenbild vor idyllisch-maroder Kulisse: Das passt auffallend gut zum Inhalt der Komödie. Wenn ausgerechnet der Dandy und Lebemann Lord Goring (Thomas Grampp) am authentischsten wirkt, dann ist das Oscar Wildes Handschrift. Der Autor, vor allem bekannt durch „Das Bildnis des Dorian Gray“, wühlt sich wie ein Maulwurf durch die Abgründe der feineren Gesellschaft und verpackt das süffisante Geschehen in den Ablauf von 24 Stunden.

Regisseur Simon Rösch findet für die Inszenierung ein passendes Maß an maßgeschneiderter Schönheit, komischen Augenblicken – etwa wenn der Butler (Walter Huber) dem heimeligen Kamin Befehle erteilt – und Spannungs-Momenten. Die häufen sich vor allem im zweiten Teil – aufgelöst werden sie irgendwo zwischen Erheiterung und sichrer Distanz.

Zuvor wird der Zuschauer in die Handlung eingeführt und lernt die Charaktere kennen: Lady Chiltern (Consuelo Perez) verehrt ihren Gatten aufgrund seines makellosen beruflichen und gesellschaftlichen Aufstiegs. Dieser „ideale Gatte“ (Oliver Kugel) birgt ein Geheimnis, das so gar nicht in das Bild seiner Frau passen würde, sollte sie es erfahren.

An dieser Stelle beginnen die Verwicklungen mit der „halbseidenen“ Salondame Mrs. Chevely (Nadja Rüsen). Denn diese verfolgt ehrgeizige Ziele: Chiltern soll sich beim Parlament für die Unterstützung eines Kanalprojektes einsetzen, das es bisher abgelehnt hatte. Denn dieses beruht auf einem Aktienschwindel. Dumm nur, dass Mrs. Chevely ein hochbrisantes Dokument bei sich hat, das aufzeigen könnte, wie auch Chiltern seine Karriere mit schmutzigen Geschäften begann. Es ist ein recht schwacher Versuch von Robert Chiltern, dies zu rechtfertigen: „Die Jugend ist die Zeit für Erfolg. Ich konnte nicht warten.“

Dem Ensemble um Simon Rösch gelingt eine fein inszenierte Gesellschaftskomödie mit ernstem Hintergrund, die mit großem Spielwitz und Spielfreude umgesetzt wird. Leichthin reihen sich die Bonmots des Autors aneinander, wie „Reichtum ist die Gottheit dieses Jahrhunderts“.

Wilde gelang ein Werk, das in seiner Aussage zeitlos wirkt. Und dieser Bezug wirkt erfahrbar bei den Burgfestspielen, die spielend die Brücke in die Londoner Gesellschaft des 19. Jahrhunderts schaffen.

Weitere Darsteller: Kurt Adlberger, Judith Nestler, Melina Kiefer, Helena Fesch, Reinhard, Greßlin, Karl-Heinz Rattka, Dietmar Otte und Manuel Nestler

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