An dieser Stelle beginnen die Verwicklungen mit der „halbseidenen“ Salondame Mrs. Chevely (Nadja Rüsen). Denn diese verfolgt ehrgeizige Ziele: Chiltern soll sich beim Parlament für die Unterstützung eines Kanalprojektes einsetzen, das es bisher abgelehnt hatte. Denn dieses beruht auf einem Aktienschwindel. Dumm nur, dass Mrs. Chevely ein hochbrisantes Dokument bei sich hat, das aufzeigen könnte, wie auch Chiltern seine Karriere mit schmutzigen Geschäften begann. Es ist ein recht schwacher Versuch von Robert Chiltern, dies zu rechtfertigen: „Die Jugend ist die Zeit für Erfolg. Ich konnte nicht warten.“
Dem Ensemble um Simon Rösch gelingt eine fein inszenierte Gesellschaftskomödie mit ernstem Hintergrund, die mit großem Spielwitz und Spielfreude umgesetzt wird. Leichthin reihen sich die Bonmots des Autors aneinander, wie „Reichtum ist die Gottheit dieses Jahrhunderts“.
Wilde gelang ein Werk, das in seiner Aussage zeitlos wirkt. Und dieser Bezug wirkt erfahrbar bei den Burgfestspielen, die spielend die Brücke in die Londoner Gesellschaft des 19. Jahrhunderts schaffen.