Von Veronika Zettler Lörrach. Er wollte Popstar werden oder doch melancholischer Chansonnier. Weil aber die satirischen Songs, die er so nebenbei schrieb, im Bekanntenkreis viel besser ankamen, glänzt Michael Krebs heute als Musikkabarettist, schlagfertiger Unterhalter und verdienter Träger mehrerer Kleinkunstpreise. Wunderbarerweise muss er auf die melancholischen Töne nicht ganz verzichten. Bei aller Lustigkeit seiner Lieder schwingt ein bisschen Traurigkeit immer mit. „Jubiläumskonzert“, so war der Abend am Mittwoch im gut besuchten Burghof überschrieben. Warum auch nicht: Elf Jahre Kabarett, zehn Finger und 88 Klaviertasten sind runder Anlass genug. Michael Krebs, Jahrgang 1974, hat den Burghof erstmals im Februar 2014 gerockt. Das Wort passt. Denn nicht erst bei „Highway to Hell“, schon bei „Ballade pour Adeline“ schlägt er am mitten auf der Bühne platzierten Steinway-Flügel härtere Töne an. Jede Menge Kuriositäten im Alltag aufgespießt Und das Programm" In den Liedern und Geschichten des studierten Jazzpianisten geht es mehr oder weniger um alles, was ihm so an Kuriositäten im Alltag vor die Nase gerät. Sei es die „Brotberaterin“ am Backstand, die „Supernanny“ im Fernsehen, die Kassiererin im Baumarkt, die nach der Postleitzahl fragt. Mal ist es der Personalchef im Armani-Anzug, der ihm von „Corporate Social Responsibility “ und der „Liebe zum Menschen als Kernkompetenz“ erzählt, um ihm sodann ein unbezahltes Praktikum anzubieten. Mal sind es die Flirts, die er als Hotelpianist erlebte („Geht das auch leiser"“). Freilich, auch der Flüsterfuchs darf nicht fehlen. „Der Flüsterfuchs, das ist das Ende von Wacken, das Ende von Heavy Metal, Zorn und Protest“, sagt Krebs. Er erzählt das Anekdötchen bei jedem Auftritt. Ist ja auch zu knuffig. Da stand er also vor Jahren in Biberach auf der Bühne und spreizte Zeigefinger und kleinen Finger zur berühmten Pommesgabel, dem „Teufelsgruß“ der Heavy-Metal-Gemeinde. Hinterher kam eine Frau zu ihm und meinte: „Wisse Sie, was des bei uns im Kindergarten für e Zeiche isch" Des isch de Flüschderfuchs“. Ein Signal für die Kinder, still zu sein und die Ohren zu spitzen. Seither führt Michael Krebs den (nicht ganz ernst gemeinten) Kampf gegen das Leisetretertier. Der in Berlin lebende Schwabe, aus dem hohenlohischen Dörfchen Neu-Kupfer stammend, lotst das Publikum sympathisch lümmelhaft und mit viel Spontaneität und Leichtigkeit durch eine Welt, die eben auch aus Banalitäten besteht. Und es macht den Zuschauern Spaß, dass da einer so ungehobelt wie klug über die Beschwerlichkeit des allgegenwärtigen Unsinns herzieht. Zumal Michael Krebs neben aller Kindischkeit als Klaviervirtuose begeistert. Begeisternder Klaviervirtuose Beachtlich genug, dass das altersmäßig bunt gemischte Publikum im Lörracher Burghof am Schluss gut gelaunt und inbrünstig in den eher unvornehmen Refrain einstimmt: „Ey Leude, ihr könnt mich alle mal am Arsch lecken, Leude. Macht euern Scheiß doch alleine, ey Leude.“