Fasnachtsmuffel? Keine Chance! Wenn Lörrachs großer Umzug durch die Stadt zieht, ist Feierlaune angesagt. Und die war an der sonntäglichen Umzugsstrecke prima. Beste äußere Bedingungen taten ein Übriges dazu. Vor allem aber natürlich war die gute Stimmung den Aktiven zu verdanken: Über 120 Gruppen mit 41 Musiken und 22 Umzugswagen – das muss man erst mal auf die Beine stellen.
Von Gabriele Hauger
Lörrach. Spaß hatten wirklich alle: Vom kleinen Käfer bis zur Perücken-verschönten Seniorin. Allerdings war auch Standfestigkeit gefordert. Denn drei Stunden dauerte das Spektakel, wohl auch deshalb, weil sich immer wieder einige Lücken in der Zugstrecke auftaten. Die galt es, gut gelaunt zu überbrücken. Kein Problem, die nächsten grimmigen Teufel und frechen Hexen kamen ja mit Bestimmtheit angerannt!
Viele Besucher hatten sich bereits am späten Vormittag im Narrendorf eingefunden, um sich beim facettenreichen Gugge-Sound auf den Umzug einzustimmen. Der legte denn auch – informativ und mit dem nötigen trockenen Humor an verschiedenen Stellen kommentiert – fast pünktlich los.
Wer, wenn nicht die Zundel, als typische Lörracher Fasnachtfiguren, konnten dabei den Auftakt machen – mit gleich zwei Pyramiden nebeneinander. Geburtstagskinder fanden sich auch unter den Teilnehmern: Ob Tschäddära oder direkt danach die Rüebe-Waggis – Grund genug für ein kräftiges „Narri Narro“ aus den Zuschauerreihen.
Kräftig eingenebelt wurde das närrische Fußvolk immer wieder von zahlreichen dampfenden Hexen-Wolken genauso wie vom knatternden Vespa-Club – ganz sicher kein Kandidat für eine Umweltplakette!
Große Aufmerksamkeit war wieder den Zigünern aus Stetten beschieden. Die Lörracher „Kreisch-Stadt“, besser bekannt als „Schorle City“, bekam hier ebenso ihr Fett weg wie der „Glücks- und Schorle-Rat“, der mit seinem heillosen Straßenwirrwarr nervt. Solche Ideen und Wagen-Bauten – mehr davon!!
Die Wöschwiiber hatten hingegen ein eher bizarres Anliegen: Bedauern sie doch den Wegzug des Sexshops an der Grenze. Schön, dass sie keine anderen Sorgen haben...
Fleißig gewerkelt hatten im Vorfeld offensichtlich auch die Schnägge aus Düllige. Ihr Wagen mit den sieben Zwergen, dem Spiegel und der bösen Königin sowie einem im Glassarg lächelnden Schneewittchen war ein echter Hingucker.
Dass es auch um den Narren-Nachwuchs gut bestellt ist, bewiesen neben vielen kleinen Cliquen-Teilnehmern unter anderem die Prinzessinen und Drachen vom Kindergarten St. Anna.
Anstrengend muss der Umzug für die Stettemer Frösch gewesen sein: „Zruckgluegt – wär ’vorus z’seh gsi“, gemäß dem Lörracher Motto mussten sie rückwärts galoppieren – und das als bedauernswerte Frau Merkel oder – viel schlimmer – als Herr Trump.
Die Schrobbe Chöpf wiederum befanden sich mit ihrem Wagen-Aufbau im aktuellen Pokemon-Fieber – auch dies ein viel beachtetes Sujet.
Traditionsgemäß in Lörrach mit dabei: Viele Fasnächtler aus der weiteren Umgebung von Bruchsal bis Schwäbisch Gmünd und natürlich aus der Schweiz. Die Eidgenossen begeisterten und bereicherten wieder das Spektakel: Vom exquisiten Sound vieler Gugge, über die eher leisen Pfeifer-Trommler-Töne bis hin zu einer Herde Kühen samt riesiger Glocken – Schweiz pur!
Heiter und gelöst blieb die närrische Stimmung, bis kurz vor Schluss Protektor Becker & Co vorbeigezogen waren. Zeit, sich ins anschließende Fasnachtsgetümmel zu stürzen.
Lörrach Gaudi, Gugge und Getümmel
mek 26.02.2017 - 18:28 Uhr