Lörrach Gegen den Strich gebürstet

Die Oberbadische
Gibt alles: Julian Pollina, Künstlername Faber, im Alten Wasserwerk. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Festival: „Between The Beats“ sorgt im Alten Wasserwerk in Lörrach für ein volles Haus

Von Veronika Zettler

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it seiner fünften Auflage feierte das Indie-Festival „Between The Beats“ ein kleines Jubiläum. Am Freitag und am Samstag traten jeweils vier Bands auf, sechs davon im Burghof, zwei im Alten Wasserwerk. Das Gute am Samstag-Programm: Man konnte für 25 Euro alle vier Gruppen mitnehmen oder für zehn Euro nur die beiden Gigs im Wasserwerk. Wir haben uns für den Taschengeld-Tarif entschieden und starteten gegen 23 Uhr im Wasserwerk.

Der erste Eindruck: Das wird voll. Als es schon reichlich beengt zugeht im Saal und auf der Empore, drängen immer noch Leute herein. Angekündigt sind „Faber“ und die „Kafkas“. Klingt nach Deutschunterricht, hat aber teilweise das Zeug für einen Klassenbucheintrag. Später wird Faber Zeilen singen wie „Warum, Du Nutte, träumst Du nicht von mir“?

Schwarz eröffnet: Die beiden „Kafkas“ Markus und Thorsten stehen in dunklen Klamotten vor dunklem Vorhang, Thorstens Gibsongitarre setzt einen roten Farbtupfer. Die Kafkas sind halb Kult, halb Geheimtipp, aber Indie bis in die Haarspitzen. 1995 in Fulda gegründet, ist die Band älter als die meisten Konzertbesucher.

Sam Klink vom Wasserwerk hatte eingangs ihren Beinamen erwähnt: „Münchner Freiheit des Punkrock“. Das Bild mag auf eine frühere Band-Ära zutreffen, nicht aber auf den Auftritt in Lörrach, wo die engagierten Tierschützer tanzbaren Indiepop mit NDW-Sprengseln abliefern. Die Hälfte des Sounds – zum Beispiel sämtliche Schlagzeugbeats – steuern sie neuerdings aus der Konserve bei. Von ihrem neuen und sechsten Album „St. Helena“ spielen sie unter anderem „Lass uns durchdrehen“, „Immer noch nicht müde“ und „Ich falle“. Dazwischen packen sie Coverversionen von Nenas „Nur geträumt“ und (warum nur?) „Das geht ab“ von den Atzen.

Nach der Umbaupause läutet „Faber“ die zweite Runde ein. Frontmann Julian Pollina alias Faber hat Tillmann Ostendarp (Schlagzeug, Posaune) und Janos Mijnssen (Bass, Cello) mitgebracht. Wer von dem 1993 geborenen Sänger und Gitarristen bis dato noch nie etwas gehört hat, der kennt vielleicht seinen Vater, den Liedermacher Pippo Pollina. Für viele macht Faber aber längst Lieblingsmusik: In den vorderen Reihen werden die ironisch-melancholischen Lyrics von „Tausendfrankenlang“ oder „Widerstand“ lauthals und textsicher mitgesungen.

Kein Zweifel: Dem Trio macht der Auftritt genauso viel Spaß wie dem Publikum. Die Jungs legen sich mächtig ins Zeug bei dem, was Faber einmal als „Akustik-Punk für Mädchen“ klassifiziert hat. Vor allem die Posaune setzt immer wieder imposante Akzente.

Schließlich kündigt Faber einen Tanzsong an: „Ich bin gespannt, welche Moves ihr hier im Dreiländereck habt.“ Guter Witz. Im rappelvollen Saal steht man wie in einer vollen Packung Zahnstocher. Je nach ergattertem Plätzchen wird jede Bewegung zur logistischen Herausforderung. Dafür liefert Faber Momente, die tatsächlich – wie es das Festival verspricht – abseits des Mainstreams liegen. „Bleib Dir nicht treu“ ist so ein Song, der den Kanon moderner Lebensweisheiten aufs Angenehmste gegen den Strich bürstet.

Gegen ein Uhr und nach zwei Zugaben klingt die Live-Musik aus ,und die After-Show-Party beginnt.

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