Lörrach Gemeinsam Vielfalt kultivieren

Die Oberbadische
Tim Krause (l.) und Roland Hertel im blühenden Gemeinschaftsgarten „Wildwuchs“ Fotos: Bernhard Konrad Foto: Die Oberbadische

Stadtgesellschaft: Im Nellie Nashorn gedeiht ein generationen- und kulturübergreifender Garten

Gute Ideen blühen in den kleinsten Nischen – etwa im Garten des Nellie Nashorn: Unter dem Namen „WildWuchs“ werden dort Pflanzen und Bürgerengagement kultiviert.

Lörrach. Schon im sonnendurchfluteten Hof des Anwesens stimmt die Empfangschefin ihre Gäste auf einen Besuch des Gemeinschaftsgartens ein: Vor dem schmalen Durchgang herzt die Nashorndame eine Holzkiste voller Blumen und sattem Grün. Gleich hinter dem Haus breitet sich eine Spielwiese für Hobbygärtner mit vielfältigen Gartentypen aus: In Hochbeeten gedeihen Mangold und Rote Beete, auf der Erde werden Zucchini mit kunstvoll geflochtenen Weiden gegen ungebetene Eindringlinge geschützt. Im Beerengebüsch finden Kleintiere ebenso ein Zuhause wie im Wildbienenhotel. Ein Schild weist darauf hin, wer hier tolle Knollen gepflanzt hat: „Kartoffeln vom Kindergarten Sapperlot“, in Kübeln sprießen Kräuter, Sonnenblumen leuchten in einem Topf auf dem alten Leiterwagen.

Alina Gross und Lea Schmidt hatten die Idee zu diesem Projekt, das auf basisdemokratischem Fundemant von etlichen Bürgern getragen wird. Ein Leitungsgremium gibt es deshalb nicht: Jeder schaut nach seinem und auch mal nach den anderen Gärten, gießt im Sommer hier und da mit, freut sich an der Vielfalt.

Der niedrigschwellige Ansatz passt zum Nellie, auch deshalb wird er von Geschäftsführer Tim Krause gerne unterstützt. Überhaupt sei nichts dagegen einzuwenden, dass der Garten des Anwesens häufiger von Bürgern genutzt werde, auch außerhalb der Betriebszeiten des soziokulturellen Zentrums: „Ein Mitbring-Frühstück im Gemeinschaftsgarten – gerne!“, sagt Krause. Roland Hertel pflichtet ihm bei: Er gehört zur Gruppe der Engagierten, die den Garten seit rund einem Jahr bewirtschaften. Der Alt-Lörracher ist in der Humboldt-Straße aufgewachsen und wirkt nun im Ruhestand durch seine Tätigkeit ganz ungezwungen an der Gemeinschaftsbildung in der kleinen innerstädtischen Oase mit. Sie soll sich neben einem Platz zum Gärtnern zu einem Ort des Austauschs sowie der generationen- und kulturübergreifenden Begegnung entwickeln.

Das Projekt ist eingebunden in „Lörrach fairNETZt“, eine Plattform für gesellschaftspolitisch aktive Menschen und Initiativen, unter anderem auch für die „Klimafreunde“, Amnesty International und weitere Gemeinschaftsgärten.

Die Stadt fördert „WildWuchs“ innerhalb des „Aktionsplans Biodiversität“: Sie spendet etwa Pflanzen und füllt die beiden Tanks auf, aus denen der Garten gewässert wird.

Hertel und Krause hoffen, dass sich genügend Bürger finden, die in den Sommerferien das Gießen der Pflanzen übernehmen. Noch ist alles im grünen Bereich: Das Gemüse wächst, die Malven strahlen, der Lavendel duftet, mediterrane Küchen-Kräuter entwickeln sich prächtig. Dabei wird bei dieser Variante des „urban gardening“ deutlich, dass sie auch eine Alternative zur Konsum-, Wachstums-, und Wegwerfgesellschaft sein soll und für biologische sowie soziale Diversität steht: Ein Einkaufswagen inmitten des Kräutergartens wurde komplett bepflanz, aus einem Kompost-Sack und Ikea-Taschen wächst Gemüse, in den Nischen alter Paletten grünt es ebenso wie in gebrauchten Flaschen.

Vielfalt der Pflanzen, Vielfalt der Menschen – eine „Stadt für alle“: Das ist ein Leitgedanke dieses Projekts. Wer sich davon angesprochen fühlt, ist zum Mitmachen gerne eingeladen.

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