^ Lörrach: Gipfelwerk der klassischen Moderne - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Gipfelwerk der klassischen Moderne

Die Oberbadische

Chor 72: Begeisterungsstürme für opulent besetzte Aufführung von Orffs „Carmina Burana“ im Burghof

Lörrach (bn). Seit seiner Gründung vor 44 Jahren gehören Gesänge der „Carmina Burana“ (Lieder von Beuren) zum eisernen Repertoire-Bestand des Chor 72. Und in mehrjährigem Abstand realisieren die Sänger im Verbund mit anderen Chören und Orchester eine Komplettaufführung des einzigartigen Meisterwerks von Carl Orff aus dem Jahr 1937. Erneut in aller Opulenz dargeboten wurden diese (gelegentlich auch opernhaft inszenierten) 25 „Weltlichen Gesänge für Soli, Chöre und Instrumenten“ in einer mustergültigen konzertanten Version unter der gestisch konsequenten Stabführung von Herbert Kaiser am Samstag im Lörracher Burghof.

In den „Carmina Burana“ - einer Auslese lateinischer und mittelhochdeutscher Frühlings-, Liebes- und Vagantenlieder aus einer Benediktbeurer Klosterhandschrift des zwölften und 13. Jahrhunderts - fand der Komponist in Klangfarbe und Rhythmik zu seiner eigenen unverwechselbaren Tonsprache. Deren unverändert faszinierende Wirkung, Eigenart und Schönheit kam durch Kaisers in Hochform singenden und musizierenden Legionen zu wirksamer Geltung.

Auf der großen, hier aber fast zu kleinen Burghofbühne vereint waren neben den Chor 72-Sängern der Chor der Freien Waldorfschule Lörrach, der Frauenchor Steinen und der Johannes-Chor Todtnau, ein aus Spitzenkräften der Dreiland-Region formiertes Orchester mit starken Streicher- und Bläserregistern nebst stattlichem Aufgebot an Perkussions-Instrumentarium und orff‘schem Klangmaterial. Mit von der Partie: ein formidables Solisten-Trio mit der vorzüglich disponierten Sopranistin Lisa Katharina Zimmermann, die in den Liebesliedern des dritten Teils wie „Amor volat undique“ (Amor fliegt allüberall) faszinierte.

Ebenso in Duetten mit dem mimisch und gestisch erheiternd agierenden, auch solistisch stark geforderten und kraftstrotzend-sonor intonierenden Bariton Frederik Baldus.

Das komödiantische Kabinettstückchen des Abends freilich lieferte der brillante Tenor Ulrich Cordes als wehklagender „gebratener Schwan“ im „Taberna“-Mittelteil ab.

Imponierend hohe Vortragsqualität prägte die chorische Leistung. Sie bestach durch Ausgewogenheit in den Stimmgruppen, Sicherheit in Intonation und Rhythmus und sorgfältige Textgestaltung.

Als adäquate Mitstreiter überzeugten die Instrumentalisten mit Wibke Eisele am ersten Pult durch flexible Ausgestaltung der Tempi und tadellose Umsetzung der dynamischen Partitur-Vorgaben. Mithin erstand eine vitale Wiedergabe, die bei aller Wuchtigkeit der vielen schneidigen Tutti-Akkorde immer ein durchsichtiges Klangbild wahrte und am Ende anhaltende Begeisterungsstürme entfachte.

Der solitären Tonschöpfung vorangestellt waren neun kurze moderne Solo- und Ensemble-Stücke , davon zwei von Dirigent Herbert Kaiser sowie je eines von Igor Strawinsky, Bernhard Krol, Gilles Senon, Edward Gregson, Marcel Bitsch, William J. Schinstine und John Chetham.

Als deren Interpreten präsentierten sich Bernhard Böttinger, Edgar Kaiser (Trompeten), Wibke Eisele, Tobias Schlageter (Violinen), Mariateresa Pagano (Viola), Monica Forster Correra (Violoncello), David Glenn (Klarinette), Heiner Krause (Horn), Thomas Kaltenbach (Posaune), Sophia Niedecker (Tuba) und Michael Deusch (Pauke) in Bestform.

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