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Lörrach Gladiatorenkampf mit Wörtern

Die Oberbadische
Sie stimmten literarisch auf Weihnachten ein: Moderatoren und Slammer der Poetry Szene. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

BurghofSlam: Dichterwettstreit „Frohe Reimnachten“ begeisterte im ausverkauften Burghof

Von Ursula König

Lörrach. Einmal im Jahr, kurz vor Weihnachten, füllt ein vorwiegend jüngeres Publikum den Burghof. „Frohe Reimnachten“, der traditionelle „BurghofSlam“, sorgte auch am 23. Dezember für eine ausverkaufte Veranstaltung. Als literarischen Gladiatorenkampf kündigten die beiden Moderatoren Tilman Scheipers und Daniel Wagner den Dichterwettstreit an und erklärten kurz die Regeln, an die sich die Poeten zu halten haben: selbst geschriebene Texte, ohne Verkleidung und mit Zeitlimit.

Der Gewinner wird mit dem Applaus des Publikums ermittelt. Ihm winkte eine Flasche Schwarzwälder Kirschwasser. Die anderen sieben „Slammer“ wurden mit viel Applaus belohnt.

Jesus musste keine Weihnachtsgeschenke kaufen

Traditionell steigt Daniel Wagner als erstes in die Arena, als „Eisbrecher“, um mit einer Rechenaufgabe auf Weihnachten einzustimmen und festzustellen, dass Jesus keine Weihnachtsgeschenke kaufen musste. Es dauert einen Moment, bis die Pointe ankommt, doch dann sind die Zuhörer geeicht für alles Weitere.

Zwischen tiefsinniger Lyrik und spitzfindiger Komik bewegen sich die kunstvoll vorgetragenen Texte. Und auch die Gastbeiträge von Lukas Herbertson und „Nik Salsflausen“ (beide aus Lörrach) kamen bestens bei einem begeisterten Publikum an. Die Texte treffen den Puls der Zeit, sind fantasievoll ausgeschmückt und literarisch von hoher Qualität. Kein Wunder, dass die Entscheidung, wer es ins Finale schafft, nicht immer leicht war.

Und so boten sich die acht Poeten aus Hamburg, Berlin, Wien und Schwaben ein „Kopf an Kopf“-Rennen mit „Wörtern statt Schwertern“, bis der Sieger Thomas Spitzer ermittelt wurde. Ob Liebeslyrik, bestehend aus einem Satz; das Protokoll eines Umzugs in eine Altbauwohnung von Marvin Suckut oder die Auseinandersetzung mit den Erinnerungen an ein Vorstadtviertel von Theresa Hahl, „wo Ewigkeit noch in Kirchturmtönen klingt“: Es sind persönliche Geschichten wie „das erste Mal“ (Matti Seydel), die ebenso zum Tragen kommen wie Statements zur aktuellen politischen Situation.

Um ihre Texte „lustiger zu machen“ baut Filo wie in einem Krimi kleine Morde ein, während Eva Niedermeier mit ihrem Text über eine perfekte Fassade vor allem mit der Aussage zum Nachdenken anregte: „Zufrieden heißt nicht frei.“

Drang nach Perfektion: „Was ist echt?“

Ihr Text gehörte zu einer Klasse der Tiefgründigkeit, die der unerträglichen Diskrepanz auf den Grund geht, welche den Drang nach Perfektion im Äußeren mit einhergehender innerer Anspannung verbindet und zur Frage führt: „Was ist echt?“

Einen Wechsel der alltäglichen Perspektive bot auch Thomas Spitzer mit seinem ersten Text „Wenn alles anders wäre“ in einer Art Sprache des Gegenteils an, während Henrik Szanto Klartext mit allen „besorgten Bürgern“ sprechen wollte. Dass die Verneinung aller Dinge Gleichgültigkeit sei; damit setzte sich Malte Rosskopf im Finale auseinander, während sich bei Filo Vergangenheit und Zukunft annäherten.

Es war ein Poetry Slam im klassischen Sinne, der zeigt, wie gut dieses Format bei einem aufgeschlossenen Publikum ankommt.

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