Lörrach Großartige wie innovative Clowns

Die Oberbadische
Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub alias „Ohne Rolf“ am Samstag im Burghof Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Comedy: Das Duo „Ohne Rolf“ sorgte am Samstag für einen gut besuchten Burghof

Lörrach (zet). Zwei dunkel gekleidete Männer stehen schweigend auf einer ebenso dunklen Bühne und präsentieren dem Publikum eineinhalb Stunden lang Wörter und Sätze auf großen Papierbögen. Das wäre die Kurzzusammenfassung dessen, was Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub alias „Ohne Rolf“ am Samstag im Burghof boten.

Ganz so langweilig war es dann aber doch nicht. Im Gegenteil: Die beiden Luzerner Kabarettisten erbrachten einmal mehr den Beweis, dass man mit liebenswert-kindlichem Humor und einer denkbar simplen Idee ein erwachsenes Publikum glänzend unterhalten kann. Nicht grundlos hat das Duo - beide sind Jahrgang 1976 - unter anderem den Deutschen Kabarettpreis, den Deutschen Kleinkunstpreis und den Prix Pantheon gewonnen.

Es erinnert ein bisschen an die Performance von Bob Dylan im Video zum „Subterranean Homesick Blues“ aus dem Jahr 1965. Der Sänger hält einen Stapel Blätter in der Hand - jedes mit einem Wort oder Satzteil aus dem Song beschriftet – und lässt mit unbewegter Miene eines nach dem anderen zu Boden fallen. Viele Künstler haben das Motiv in der ein oder anderen Form aufgegriffen, bei „Ohne Rolf“ ist ein völlig eigenständiges und einmaliges Kleinkunstformat daraus geworden.

Nach ersten Probeläufen als Straßenkünstler halten sie sich damit jetzt schon seit vielen Jahren erfolgreich auf den Bühnen und führen Dialoge auf Papierbögen im A4-Format, anstatt sie zu sprechen. Warum das witzig ist? Darauf weiß wohl auch im gut gefüllten Burghof keiner eine befriedigende Antwort. „Es ist wie mit allem“, meint eine Zuschauerin in der Pause. „man mag es, oder man mag es nicht“.

Das Burghof-Publikum mag es eindeutig und staunt über den skurrilen Zauber, den das Zusammenspiel von sprechblasenartigem Gespräch, maskenhafter Mimik und absurdem Theater entfaltet. Der Wortwitz und die scharfsinnigen Pointen, das präzise Timing und die vielen kleinen Clous und Überraschungen entlarven Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub als so großartige wie innovative Clowns.

„Schreibhals“ ist eines von mittlerweile vier Stücken des Duos. Eine Handlung im klassischen Sinne gibt es nicht – außer, dass die beiden Komiker diesmal ihren imaginären Nachwuchs dabei haben, der im Laufe des Abends „Rolf“ getauft wird. Der ist zwar „noch zu klein für A1-Plakate“, darf aber in kleinerem Format und mit einer automatischen „Babyblätterhilfe“ gleichfalls seinen Senf zu allem abgeben.

Weil das Duo das Publikum immer wieder miteinbezieht, kommt keine Langeweile auf. Mal sollen die Zuschauer mitsingen – freilich stumm, indem sie die zuvor verteilten Blätter mit der Aufschrift „Kumbaya“ und „My Lord“ abwechselnd in die Höhe halten. Ein ander Mal werden Paten für den kleinen Rolf gesucht. Ein Mann und eine Frau aus dem Publikum haben die Ehre und müssen jetzt anstelle der Kabarettisten die Dialoge hinblättern - ohne sehen zu können, über was sie sich da gerade „unterhalten“. Bei dieser Szene hört man weniger die Erwachsenen, dafür aber plötzlich die vereinzelten Kinder im Publikum schallend lachen. Geheimnis Humor.

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