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Lörrach Großes Mausohr liebt die Schule

Peter Ade
Fledermäuse der Spezies Großes Mausohr leben seit etwa 1960 auf dem Dachboden des alten Schulgebäudes in Hauingen. Foto: Peter Ade

Eine einzigartige Kolonie von Fledermäusen hat seit vielen Jahren ihr Domizil auf dem Dachboden des alten Schulhauses in Hauingen.

Das Sunnedörfli ist ein tierfreundlicher Flecken mit Hunde- und Katzenpension in der Heilisau, Störchen auf dem Turm der Nikolauskirche und einer einzigartigen Kolonie von etwa 1200 Fledermäusen auf dem Dachboden des alten Schulhauses in der Brückenstraße.

Es handelt sich um die Spezies Großes Mausohr – eine typische Kirchenfledermaus und mit gut 40 Zentimeter Flügelspannweite die größte heimische Fledermausart. Normalerweise verbringt das Große Mausohr laut einer Aussage des Naturschutzbundes (Nabu) Deutschland mehr Zeit in der Kirche als der Pastor. Vielerorts bewohne die Fledermaus geräumige Kirchendachböden.

In Hauingen haben sich die Tiere für das Schulgebäude „entschieden“. Etwa seit 1960 leben die Fledermäuse auf dessen Dachboden. Bei einer kompletten Dachsanierung hat die Stadt sogar für den Erhalt des Quartiers gesorgt und wurde dafür wenig später mit der Plakette „Fledermausfreundliches Haus“ ausgezeichnet.

„Komm ins Haus“

Laut Nabu verirren sich immer wieder Fledermäuse in Wohnungen – meist Jungtiere, die auf der Suche nach neuen Quartieren sind. Im August würden die Jungtiere flügge und dann beginnen sie, ihre Umwelt zu erkunden. Die geselligen Tiere, so der Nabu, seien meist in Gruppen von mehr als 50 Artgenossen unterwegs.

Britta Staub-Abt vom Fachbereich Stadtplanung, Baurecht und Umwelt hatte im Namen der Stadt erfolgreich die Bewerbung um eine Auszeichnung auf den Weg gebracht – mit der Aktion „Fledermaus komm ins Haus – Quartiere für baden-württembergische Nachtschwärmer gesucht“ honorierte die Stiftung Naturschutzfonds das Engagement für den Fledermausschutz.

Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg überreichte die Auszeichnung im Auftrag der Stiftung Naturschutzfonds des Ministeriums für den Ländlichen Raum in einer öffentlichen Sitzung des Ortschaftsrats in Hauingen.

Die Hauinger Grundschule ist das zweitgrößte Quartier für diese Tiere in Baden-Württemberg. Die nachtaktiven Fledermäuse nutzen den Dachstuhl als „Wochenstube“. In früheren Jahren wurden zusammen mit Jungtieren schon mal insgesamt rund 1500 Große Mausohren gezählt.

Fenster bleibt offen

Mit Blick zum Schulgebäude weist Ortsvorsteher Günter Schlecht auf das offene Fenster hin: „Das bleibt immer offen, weil es der Einflugweg für rund 1200 Fledermausweibchen ist, die hier alljährlich ihre Jungen aufziehen.“ Vor einigen Jahren wurde sogar die erforderliche Dachreparatur extra in die Winterzeit verlegt, wenn die Fledermäuse in Schwarzwaldhöhlen schlafen.

Der Flugkorridor ist Teil eines Verhaltensmusters der Fledermäuse. Inwiefern die Unterbrechung dieser Routen die Tiere beeinträchtigen kann, erklärt ein Fachmann aus dem Bereich Naturschutz: „Stellen Sie sich vor, Sie gehen jeden Tag einen bestimmten Weg zur Arbeit. Dann wird dieser Weg zugebaut, Sie müssen fortan einen Umweg nehmen. Oder aber Sie meiden den Weg künftig ganz.“

Über viele Generationen hinweg bewohnen die Fledermäuse großräumige, ungestörte Dachböden als warme Ersatzhöhlen. Je nach Saison und Tagestemperatur werden Hangplätze im gesamten Dachbodenbereich ausgewählt. Ihre Aufenthaltszeit ist saisonal begrenzt, die Besetzung der Dachstühle erfolgt meist in den Sommermonaten durch Weibchen, die dort ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen.

In den Kolonien kann es sehr lebhaft zugehen, denn große Wochenstuben können 2000 und mehr Tiere umfassen. Die Weibchen rangeln um die besten Hangplätze an Balken, Mauern und im Dachgestühl, wo sie kopfüber und freihängend den Tag verbringen.

Mit ein wenig Geduld

Streuobstwiesen bereichern das Landschaftsbild und sind wichtig für die Artenvielfalt. Eine gut gepflegte Streuobstwiese mit entsprechendem Unterwuchs bietet einer Vielzahl von Tieren Lebensraum und Nahrung. Einige selten gewordene Vogelarten wie beispielsweise Neuntöter, Gartenrotschwanz, Wendehals, Grauspecht, Mittelspecht, Steinkauz, Baumfalke, Zaunammer und eben verschiedene Fledermausarten sind auf solche Strukturen angewiesen und können auf den Lörracher Streuobstflächen mit etwas Glück und ein wenig Geduld noch beobachtet werden.

Nahrungsgrundlage der Tiere sind Insekten wie Fliegen, Käfer, Wildbienen und Spinnen, die auf solchen extensiv gepflegten Flächen leben.

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