Musik transportiert Emotionen, beim Selbstsingen noch mehr als beim Zuhören. Am Samstag war die Stadt mit dem Laienchorfestival „Lörrach singt“ zum 15. Mal Zentrum für alle, die alt bekannte und neue Lieder entdecken und selbst vortragen wollten. Von Martina Proprenter Lörrach. Schon von weitem sind die Kinder der Grundschule Salzert zu sehen und vor allem: zu hören. Während die Techniker gerade die letzten Handgriffe an der Bühne erledigen, Mikrofone bringen, Lautsprecher justieren, ist den Kindern schon vor der Eröffnung nach singen zumute. „Schokola, Schokole, Schokolade“ trällern sie immer wieder, nur unterbrochen von „Grundschule Salzert“-Rufen. Ein kakofoner Ohrwurm, der noch lange anhalten wird. Melodischer oder zumindest sprachlich wohlklingender geht es um 10 Uhr auf einer der drei Bühnen auf dem Marktplatz weiter. Zur Eröffnung der 15. Auflage von „Lörrach singt“ – die Einstimmung zum Stimmenfestival – wählt Oberbürgermeister Jörg Lutz seine Worte thematisch passend. Er schwärmt von Lörrach als musikalischer Stadt, erinnert an das Gefühl, das Singen auslöst – nicht nur im Fußballstadion – und verweist auch auf den verbindenden Charakter der Töne. 1650 Sängerinnen und Sänger machen in 80 Formationen an 17 Singorten 170 Auftritte. Gleich nach den Reden tritt Nora Simdorn ans Mikrofon. Die Schweizer Sängerin versucht, die zahlreichen Zuschauern für das erste Mitsingangebot zu begeistern. Klingt das erste Lied noch etwas verhalten – vielleicht ist der Text des kongolesischen Liedes zu fremd" – schmettern die Hobbysänger inbrünstig die Zeile „hab den Mut und sing“. „Wir wollen selbst singen, aber das Mikrofon ist zu laut“, bedauern zwei Besucherinnen aus der Schweiz bei der Eröffnung. Kein Problem, sie werden an einer der anderen vielen Gesangsstationen zwischen Bahnhof, Museumsinnenhof oder Stadtkirche fündig. Die Programmpläne, die an jeder Ecke verteilt werden, sind eigentlich gar nicht nötig. Einfach die Ohren spitzen und in die entsprechende Richtung laufen. Im Adlergässchen formiert sich gerade die „Rasselbande“, die inklusive Singgruppe von Leben und Wohnen. „Mit Singen ist es bei uns nicht weit her“, erklärt einer der Musiker, „aber dafür seid ihr ja da.“ Schnell werden Musikblätter verteilt, und tatsächlich singen alle Zuschauer die alten deutschen Lieder mit. Zurück in der Innenstadt fordert der Frauenchor St. Colomba singend Schnaps ein, doch der angrenzende Wirt verteilt ihn lieber an die Zuschauer. „Nach dem zweiten Lied bekommt ihr euren“, verspricht er, bevor er schnell im Laden verschwindet, Nachschub holen. Denn immer mehr Menschen drängen sich nun in der Innenstadt. Die Vorfreude auf das am Dienstag beginnende Stimmenfestival ist bereits spürbar. FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de