Lörrach (was). „Warum sollte mein Kind im Hochbegabtenzug unterrichtet werden"“: Antworten auf diese Frage lieferte Annette Graf-Winkler von der unabhängigen Beratungsstelle „Elementum Freiburg“ am Mittwochabend in der Aula des Hans-Thoma-Gymnasiums (HTG). Sie informierte die Anwesenden über die Ausprägungen von Hochbegabung und gab Hinweise, wie diese erkannt werden kann. „Nur 50 Prozent der Hochbegabten werden entdeckt“, klärte die Referentin auf und ergänzte, dass davon 75 Prozent Jungen seien. Das liege zum Teil am „extrovertierteren“ Umgang dieser mit ihrer Begabung. Mädchen seien von Geburt an den Jungen ein bis zwei Jahre voraus und könnten sich sozial eher anpassen. Besondere Fähigkeit würden bei ihnen daher nicht immer erkannt werden. „Wir gehen davon aus, dass zwei bis drei Prozent der Bevölkerung hochbegabt sind“, sagte Annette Graf-Winkler. Sie wies darauf hin, dass etwa 50 Prozent der Hochbegabung genetisch bedingt sei und die Umwelt eines Kindes dies nur in den ersten beiden Lebensjahren mitpräge. Dies widerspreche der These, Intelligenz könne uneingeschränkt antrainiert werden. In der Diagnostik werde Hochbegabung bei einem Intelligenzquotienten (IQ) von 130 festgemacht, erläuterte sie. Um am Hochbegabtenzug der Gymnasien teilzunehmen sollte ein Schüler mindestens einen IQ von 120 haben. Eine einheitliche Definition für den Begriff „Hochbegabung“ gebe es aber nicht. Hochbegabung beschränke sich nicht nur auf Intelligenz alleine, sondern könne auch in anderen Bereichen auftreten. So äußerten sich „multiple Intelligenzen“ etwa in der Fähigkeit, die eigenen Gefühle, Stimmungen, Schwächen, Antriebe und Motive zu verstehen und zu beeinflussen, in einem Gespür für die Natur oder im sozialen Verhalten. Eine gute Beobachtungsgabe, ein großer Sprachschatz, erhöhte Ehrlichkeit, Perfektionismus, eine eingeschränkte emotionale Ausdrucksfähigkeit, Kreativität bei der Lösung von Aufgaben oder das Fordern von Regeln können ein Hinweis auf Hochbegabung sein. Als Verfechterin der sogenannten PULSS (Projekt für die Untersuchung des Lernens in der Sekundarstufe)-Studie zu den Begabtenzügen an Gymnasien, freute sich Annette Graf-Winkler, dass inzwischen „die PULSS II-Studie läuft“. Sie untersucht die schulische Lern- und Leistungsentwicklung der Hochbegabtenzüge in der 10. Jahrgangsstufe. Über ihre guten Erfahrungen mit dem Hochbegabtenzug des HTG berichteten im Anschluss die beiden Schüler Anna-Maria Staub und Paul Stonjek, die sich jederzeit wieder für die Hochbegabtenklasse entscheiden würden, wie sie betonten. u Eltern können ihre Kinder am Montag, 2. und am Dienstag, 3. März, am HTG für den Hochbegabtenzug anmelden.