Von Sarah Trinler Lörrach. Ein bisschen Wehmut war gestern beim Abschlussfest des Sommerferienprogramms der leben + wohnen gGmbH für Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung zu spüren. Die Freizeitassistenten und Teilnehmer sind in den vergangenen zwei Wochen über spannende und abwechslungsreiche Gruppen- und Individualangebote zusammengewachsen. „Bei uns macht jeder das, was er kann, und wie er es kann“, sagt Geschäftsführerin Doris Meyer zum Abschluss beim Grillfest auf dem SAK-Gelände. Überall verteilt sind die Ergebnisse der vergangenen Tage aufgestellt, die die Teilnehmer der Kreativgruppe hergestellt haben. Ein herrlicher Duft kommt aus der einen Ecke, wo basische Badekugeln aus Kräutern, Rosenblättern und Aromaölen liegen. In der anderen Ecke läuft einem das Wasser im Munde zusammen: Dort wird gerade die Süßigkeitenbar aufgebaut, die zum Beispiel selbst gebackene vegane Brownies bereithält. Das Thema in der Kreativgruppe war in diesem Jahr „Natur pur“, sodass die Teilnehmer unter anderem Bilder aus selbst hergestellten Pflanzenfarben gemalt haben. Um ein weißes Papier mit Farbe zu füllen, wurden zum Beispiel Sonnenblumen, Teebeutel, Kirschen und Rotkraut verwendet. „Es war richtig spannend, zu sehen, welche Farbtöne am Schluss herauskommen“, sagt Sybille Prinz von leben + wohnen, die die Kreativgruppe leitete. Zeit zum Träumen hatten die Künstler beim Fertigen von Strandbildern auf Holzpaletten mit Sand und Muscheln. Alle sind sichtlich stolz auf ihre Werke und freuen sich darauf, sie mit nach Hause zu nehmen und Freunden und Familie zeigen zu können. Für das Sommerferienprogramm gelten die gleichen Ansprüche und Werte wie bei den zahlreichen Arbeitsbereichen von leben + wohnen. So ist es zum Beispiel wichtig, den Teilnehmern die Freiheit zu geben, ihr Potential zu nutzen und damit ihre eigene Kreativität zu entdecken. Es soll deutlich werden, dass auch Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf entwicklungs- und bildungsfähig sind. Neben der Kreativgruppe gab es noch eine Aktivgruppe, die zahlreiche tolle Ausflüge unternommen hat. Anders als es der Name vielleicht vermuten lässt, waren hier besonders schwer oder mehrfach Behinderte dabei. Mittels Eins-zu-Eins-Betreuung wird auch diesen Menschen ermöglicht, einen schönen Tag etwa im Tinguely-Museum in Basel oder im Eiscafé in der Lörracher Innenstadt zu erleben. Da der überwiegende Teil der Teilnehmer auf den Rollstuhl angewiesen ist, stellen die Ausflüge eine große Herausforderung bei der Planung und Umsetzung dar. Schon seit Jahren bietet die leben + wohnen gGmbH das Ferienprogramm mit Ausflügen an, doch immer wieder stößt man an die Grenzen der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Oft sieht man erst in der Praxis, ob ein als barrierefreier Ort wirklich für Rollstuhlfahrer geeignet ist. „Doch dieses Mal gab es keine bösen Überraschungen“, sagt Anette Ritter-Schreitmüller, die die Aktivgruppe zusammen mit Verena Hebe leitete. 20 Teilnehmer aus dem Landkreis Lörrach haben in diesem Jahr am offenen Ferienangebot mitgemacht. Etwa genau so viele Betreuer waren dabei. Neben einigen Mitarbeitern von leben + wohnen sind dies größtenteils junge interessierte Leute, die Erfahrung im Umgang mit Behinderten sammeln möchten. Doris Meyer findet es immer wieder faszinierend, wie unkompliziert und kreativ Hemmschwellen abgebaut und eine enge Bindung entstehen kann. „Das ist für beide Seiten eine große Bereicherung“, so die Geschäftsführerin.