Von Veronika Zettler Lörrach. Nein, von Lörrach habe er leider noch gar nichts gesehen, bedauert der Sänger Robert Summerfield. Aber die Landschaft fand er bei der Herfahrt schön. Robert „Rob“ Summerfield ist das Aushängeschild von „Robb“, das zweite „B“ im Namen steht für „Band“. Die Musiker sind soeben in Lörrach angekommen. Im Hotel verstauen sie eilig ihre Sachen und schon geht es weiter zum Soundcheck auf der Marktplatz-Bühne. Es ist Mittwoch, ein heißer Sommertag, das erste Konzert auf dem Marktplatz beginnt in vier Stunden. Am Abend spielt der britische Jazz-Pop-Star Jamie Cullum und unmittelbar davor als Support Robb, eine junge Newcomerband aus Wien. Summerfield gefällt der Konzertort. „Wunderschön“, sagt er beim Anblick von Bühne und Häuserfassaden „Wie schafft man es, so eine große Bühne in einer Innenstadt aufzubauen"“. Die Kulisse erinnert ihn an ein Pantheon. Mit dem Aufbau hat die Crew am Montag in der Frühe begonnen. Soweit sei alles gut gelaufen, erzählt der Technische Leiter Mark Searle. Keine Verletzten" Doch, eine kleine Kopfverletzung bei einem Mitarbeiter, nichts Schlimmes, nichts Ungewöhnliches. Hier und da sind noch ein paar Griffe zu erledigen, aber das Team ist eingespielt, die Rädchen greifen ineinander. Auch Pressesprecher Jan Obri hat alle Hände voll zu tun. Allein für diesen Abend haben sich über 40 Pressevertreter akkreditiert. Während Summerfield und seine Kollegen Equipment auf die Bühne schaffen, nimmt sich Obri noch Zeit für einen Rundgang. In der Burghof-Küche wird zügig gearbeitet, damit Musiker und Crew um 18 Uhr essen können. Die Garderobenräume im Untergeschoss sind hergerichtet, hier können sich die Künstler in Ruhe vorbereiten. Nichts fehlt: Gekühlte Getränke, Couch, Spiegelwand, Duschen, Toiletten. Oliver Pompetzki und Nadja Bannasch sind im Produktionsmanagement für den Hospitality-Bereich zuständig. Sie sorgen für das Wohl der Künstler: „Für die Künstler soll der Aufenthalt so angenehm wie möglich sein“, erzählt Pompetzki, der den Job seit zehn Jahren macht. Er traf im Laufe der Zeit auf anspruchsvolle wie bescheidene Künstler. „Der eine besteht auf Fiji-Wasser, dem anderen ist alles recht.“ Als besonders coolen und ruhigen Menschen hat er Leonard Cohen in Erinnerung, Pink und Fanta 4 seien sehr witzig gewesen. „Manche sind nah am Personal“, erzählt er, „andere eher abgeschirmt. Entweder weil sie selber oder weil ihr Management das so will“. Auf dem Marktplatz starten Robb den Soundcheck. Es ist 36 Grad heiß, im vorderen Bereich der schwarzen Bühne brennt die Sonne besonders stark. „Das ist der heißeste Soundcheck seit langem“, meint Summerfield. Er hält sich im Schatten auf, derweil Schlagzeuger Michael Schatzmann in der prallen Sonne die Stöcke schwingt. „Kann ich mal ein bisschen Groove haben"“, ruft der Drummer zum Soundmixer am Bühnenrand hinüber. „Jeder Musiker braucht seine eigene Beschallung“, erklärt Christoph Gorgé. Als Stagemanager kümmert er sich darum, „dass alle glücklich werden“, wie er seinen Job zusammenfasst. Robb haben ihren eigenen Tontechniker mitgebracht. Der tauscht sich im Technik-Turm gegenüber der Bühne intensiv mit dem Tontechniker von der Firma Fichtner Tontechnik aus, die seit Jahren beim Stimmen-Festival dabei ist. Der Laie versteht da kaum ein Wort. „Tontechniker können stundenlang so reden“, meint Searle. Die Vorgaben von Jamie Cullum sind maßvoll, ein geradliniges Set mit geradlinigem Licht. Leute, die aus dem Jazz kommen, haben meistens weniger komplizierte Ansprüche, so die Erfahrung von Searle. Da gibt es andere. Lenny Kravitz habe damals mehr Lautsprecher gewollt, als überhaupt zum Einsatz kommen konnten – für die Optik, vermutet Searle, oder fürs Ego. Auch für den Auftritt von Massive Attack am Freitag muss schweres Geschütz aufgefahren werden. „Die Lichtshow der Band ist unglaublich“, erzählt Obri, der die Band schon live erlebt hat. Summerfield ist mit dem Soundcheck zufrieden. Er wirkt völlig entspannt, trotz Hitze, trotz Konzertbeginn in zwei Stunden vor schätzungsweise zweieinhalbtausend Zuhörern. Kein Lampenfieber" „Überhaupt nicht“, sagt der Frontmann mit der souligen Stimme, „die Lust zu spielen ist viel größer“. Er und seine Mitmusiker hätten „einfach tierisch Spaß auf der Bühne“. Der sympathische Sänger ist in Münster aufgewachsen und lebt heute in Wien. „Wien ist so eine schöne Stadt“, sagt er. Er blättert im Stimmen-Magazin, freut sich über den Ankündigungstext für seine Band. „Ich finde die Kuration hier toll“, lobt er. „Ich kenne nicht viele Festivals, auf denen so viele Acts sind, die ich gerne sehen würde“. Leider muss er mit seiner Band schon am nächsten Tag nach Wien zurück. Gleich wird er die facettenreichen und vielschichtigen Stücke der beiden bislang erschienenen EPs „Clay“ und „Heat“ spielen, nebst „einigen Nummern, die noch nicht raus sind“. Aktuell arbeiten Robb an ihrem ersten Album, das im Frühjahr 2017 erscheinen soll. Einen Titel gibt es noch nicht. Als Newcomerband waren Robb bereits mit Kwabs und Y’Akoto auf Tour, vor zwei Monaten spielten sie in Paris beim New Soul Festival: „Ein tolles Erlebnis“. Neulich war Musik von ihnen in der Fernsehsendung „Germany‘s Next Topmodel“ zu hören, erzählt er. Mit Jamie Cullum teilen sie sich zum ersten Mal einen Konzertabend. Wie es dazu kommt" „Das lief über unseren Booker“, sagt Robert Summerfield und ist zufrieden. Denn Cullum findet er großartig, hat ihn schon zweimal bei Konzerten erlebt. Berührungsängste gibt es keine, zumal stilistische Verwandtschaften durchaus vorhanden sind. „Wir arbeiten auch mit kleinen Jazz-Zitaten“, sagt der Robb-Sänger, „aber wir fahren keine bestimmte Schiene“. Robert Summerfield liebt die Musik von Donny Hathaway, auch Michael Jackson und Prince nennt er als Impulsgeber, ganz besonders aber schätzt er Sting, der „durch alle Trendwellen der Musik eigenwillig seinen Kurs steuert“. Das eigene Ding machen, das ist auch sein Traum.