Lörrach Kritik am Energie-Gütesiegel

Adrian Steineck
Die Stadt Lörrach ist auf dem Gebiet der Klimaschutzmaßnahmen weiter aktiv. Ob aber die Zertifizierung durch den European Energy Award der richtige Weg ist, wird diskutiert. Foto: Adrian Steineck

Der European Energy Award kommt auf den Prüfstand. Im Klimabeirat wurde diskutiert, ob dieses europäische Gütezertifikat nach gut 20 Jahren in dieser Form für die Stadt Lörrach noch sinnvoll ist.

Die Stadt Lörrach habe beim Thema Klimaschutz und nachhaltiges Energiemanagement mittlerweile ein eigenes Profil entwickelt, sagte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic. Die Verwaltung könne auf gute Impulse der Stadtgesellschaft, des Klimabeirats und des Runden Tischs Klima zurückgreifen. Daher werde die weitere Beteiligung Lörrachs am European Energy Award (EEA) auf den Prüfstand gestellt.

Was kritisiert wird

Einen entsprechenden Antrag hat die SPD-Fraktion in der Gemeinderatssitzung vom 23. November 2023 gestellt. Im Klimabeirat gab es sowohl Stimmen, die sich für den EEA aussprachen, als auch Kritik.

Letztere bezog sich unter anderem auf den „fehlenden Zeitansatz“ (Bernhard Escher) und den damit verbundenen Zeit-, Personal- und Kostenaufwand (Jürgen Exner). Christiane Cyperrek wünschte sich im Bereich des Klimaschutzes „mehr konkrete Arbeit für die Bürger“.

Thomas Vogel zog den Vergleich zum Landkreis Waldshut, wo es eine kommunale Wärmeplanung gebe. Hierzu machte Britta Staub-Abt, Fachbereichsleiterin Umwelt und Mobilität, deutlich, dass EEA und Wärmeplanung zwei verschiedene und damit voneinander unabhängige Themen seien.

Was die Verwaltung sagt

Zum Thema der Kosten legte Staub-Abt dar, dass die Verwaltung derzeit bei 35 000 Euro für vier Jahre liege. Alle vier Jahre erfolgt eine neue Zertifizierung (Re-Audit), das heißt, eine Kommune muss alle vier Jahre erneut unter Beweis stellen, dass ihre Klimaschutzmaßnahmen eine erneute Zertifizierung erlauben.

In der Juli-Sitzung des Klimabeirats lasse sich sagen, was die für eine erneute Zertifizierung erforderlichen Aufgaben die Stadt künftig kosten werden. Bisher habe die Verwaltung aber noch nie bei mehr als 10 000 Euro an Zusatzkosten gelegen, zumal viele der vom EEA geforderten Klimaschutzmaßnahmen ohnehin umgesetzt werden müssten, legte Staub-Abt dar.

Was die Fürsprecher sagen

Den Personalaufwand bezifferte Staub-Abt so, dass sie eine Personalstelle für gegeben halte – zumindest in den Jahren, in denen ein Zwischen-Audit ansteht. Das nächste Audit-Ergebnis wird im Oktober dieses Jahres erwartet. Diese Arbeit müsse zu Ende geführt werden, danach könne die Stadt über einen Ausstieg nachdenken, sagte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic.

Sabine Löbbe (Löbbe Consulting Hochschule Reutlingen) brach eine Lanze für den EEA. Dass die Stadt Lörrach seit mehr als 20 Jahren bei der Zertifizierung dabei sei, das sah Löbbe als einen „Wert“ an. Dieser lange Zeitraum setze eine hohe Messlatte für alle Alternativen.

Energieberater Jörg Bienhüls nannte Bereiche, in denen eine Alternative zum EEA diesen übertreffen müsse. So müsse eine Alternative darauf hin abgeklopft werden, wie die Motivation dauerhaft hochgehalten werden könne. Beim EEA geschehe das über die alle vier Jahre erfolgenden Re-Audits.

Anfrage zur Digitalisierung

Sabine Löbbe regte an, beim EEA anzufragen, ob dieser nicht in digitaler Form weiterführen könne. Dann ließen sich etwa die für eine Zertifizierung erforderlichen Daten leichter übermitteln. Neuhöfer-Avdic sagte, dass die Verwaltung eine entsprechende Anfrage bereits in Richtung EEA gestellt habe. Eine Antwort stehe noch aus.

Die Bürgermeisterin sagte, dass es auch in anderen Städten und Kommunen, die sie namentlich nicht nennen wolle, die Überlegung gebe, aus dem EEA auszusteigen. „Da ist offenbar ein Stein ins Rollen gekommen“, sagte sie.

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