Von Dorothee Philipp Lörrach. „Swing“ kann man nicht übersetzen, das ist vielmehr ein Lebensgefühl. Leicht, elegant, unbeschwert. So etwa, wie das Pasadena Roof Orchestra spielt. Im Lörracher Burghof gab das weltweit beliebte britische Ensemble mit seinem Bandleader und Frontmann Duncan Galloway eine brillante Vorstellung davon, was an der Musik der 1920er und 30er Jahre bis heute so faszinierend ist. Die musikalische „Elf“ besteht aus drei Blech- und drei Holzbläsern, einem Pianisten und einer dreiköpfigen Rhythmusgruppe, in welcher der Bassist auch mal ins Sousafon schlüpft und der Gitarrist das Banjo greift sowie dem Sänger und Entertainer Duncan Galloway. Vom Fleck weg begeistert die Band mit einem runden, kultivierten, vor innerer Spannung knisternden Sound, der selten ins wirklich richtig Laute geht, sondern im Piano- und Mezzobereich die Nuancen auslotet. Und da sind sie, die alten Klassiker wie „Putting in the Ritz“, „Just a Gigolo“, „Dancing in the Rain“, „Bel Ami“, „Bei mir bist du schejn“, die einen dahinschmelzen lassen, mit ihrem sanften Drive, den herrlichen Klangfarben der gedämpften Blechbläser und der summenden Saxofone, in Bewegung gehalten von einem dezent, aber markant agierenden Schlagzeug. Die Arrangements des „PRO“ sind auf Wohlfühlsound gebürstet, zeigen aber doch die individuelle Meisterschaft der einzelnen Bandmitglieder, die immer wieder hervorragende Soli hinlegen. Musik nicht nur für die Tanzfläche, sondern für den Konzertsaal, zweifellos. Und Duncan Galloway mit seinem samtigen Frank-Sinatra-Bariton und der charmant-lässigen Moderation ist souverän genug, die Show nicht gänzlich an sich zu reißen. Artig setzt er sich beiseite, wenn sein Vokalpart eine längere Pause im Stück hat, stellt die Musiker nach ihren Solo-Einlagen vor und bringt es sogar fertig, dass der Witz von Obama, Merkel und dem Berliner Bürgermeister nicht als einfacher Witz, sondern als köstlich amüsante kleine Geschichte nebenbei rüberkommt, etwas zum Schmunzeln und zur guten Unterhaltung in feiner Gesellschaft. Denn da befinden wir uns gerade, das zeigt schon das Outfit der Herren in Dinner Jackett mit Blume am Revers. Galloway ist auch ein hervorragender Tänzer, das zeigt er nur dezent, einmal auch bei einer prickelnden Step-Einlage. Ein Tiger Rag aus dem Jahr 1917 kommt leichtfüßig und witzig daher, der Pianist pflückt die Tongirlanden mit spitzen Fingern aus dem Steinway, eleganter geht das kaum noch. Auch der Mann am Banjo zeigt in einem Solo („Pickings“) vorne an der Rampe, welches Feuer sich mit dem kleinen, unscheinbaren Instrument entfachen lässt. Er ist lustig drauf, scheint sich selbst zu wundern, was da alles rauskommt, sein Mienenspiel à la Mr. Bean ist köstlichster britischer Humor. Hollywood und Manhattan, das sind die Hotspots dieser Musik, der Streifzug durch New York lässt das ganze Flair der 30er Jahre lebendig werden. Großartig die Nummer „She’s a Latin from Manhattan“. Das Orchester hat seinen Namen übrigens von dem Lied, das zuoberst auf dem Stapel lag, den eine Lady aus Manchester auf eine Zeitungsanzeige von ihrem Dachboden hervorgekramt hatte. Die Anzeige, in der Arrangements für Tanzorchester gesucht wurden, hatte der passionierte Musiker John Arthy 1969 aufgegeben. Im Lieferwagen holte er die Notenblätter mit über 1000 Titeln in Manchester ab. Zuoberst lag: „Home in Pasadena“, sein Lieblingssong. Mit befreundeten Musikern gründete er die Band – die Erfolgsgeschichte hält bis heute an.