Lörrach Licht und Weite des Nordens

Die Oberbadische
Das Publikum war hingerissen vom Spiel des Tingvall Trios. Foto: zVg/Kornmacher Foto: Die Oberbadische

Konzert: Tingvall Trio mit „Rare tracks“ im Burghof

Von Dorothea Gebauer

Lörrach. Die Metapher des Treibholzes, in einem Nebensatz der Musiker erwähnt, könnte als Leitmotiv für das Konzert im Burghof dienen. Ähnlich wie dieses befinden sich die Beiträge des Tingvall Trios mit Martin Tingvall (Piano), Jürgen Spiegel (Schlagzeug) und Omar Rodriguez (Bass) auf wilder und freier Bahn, zeigen wechselnde Formationen und künden von temporeichem, ewigem Spiel.

Dies ereignet sich vor weiter, lichtumfluteter Landschaft. Dafür sorgen perlendes, kristallen klares Fingerwerk am Flügel, der satte, entschiedene Anschlag. Wenn es etwas gibt, das in das Treibende ab und an eingreift, dann sind das kleine, liedhafte Momente und wiederkehrende Motive. In diesen kann der Hörer nach Hause finden, kann er zwischen Sturzbächen und Strudeln innehalten.

In einer Ballade zum Thema Zweifeln etwa, die beinahe meditativ über den Wassern schwebt. Oder er bleibt sinnierend bei einer alten Eiche stehen, von der der Komponist erzählt. „Ich habe dazu ein kleines Lied geschrieben,“ sagt er und und stellt es fein und sanft in die Mitte.

Tingvalls elegantes und kühles Understatement wird durch warme lateinamerikanische Rhythmen aufgewärmt. Rodrigez große Hände wirbeln kraftvoll auf den Saiten am Bass und erzeugen minutenlang mitreißende Variationen der Songs.

Das Schlagwerk liefert rockigen Drive, da röhrt und reibt es, wird die Sanftheit gelegentlich zur Ekstase. Es ist die vitale, alles fördernde und fordernde Energie, die das Spiel so lebhaft macht und bei Laune hält. Was die anderen erklingen lassen, inspiriere ihn derart, so schreibt Tingvall auf der website, dass er immerzu neue Ideen bekomme. Das führe dazu, dass kein Konzert dem anderen gleiche.

Die Höhenflüge und Ausbrüche der drei Jazzmusiker, die mit drei Echos und mit dem deutschen Jazz Award in Gold gekrönt wurde, scheinen sich aus schöpferischer Quelle zu bedienen. „Meistens komponiere ich, wenn ich in meinem Heimatland Schweden bin. In meinem kleinen Küstendorf Snarestadt, im Süden von Schweden, habe ich meinen persönlichen Ruhepol gefunden. Hier habe ich die Stille, die ich brauche, um zu komponieren und zu spielen,“ so Tingvall.

Das überaus zahlreich erschienene Publikum ist hingerissen. Aber auch irgendwie verzaubert. Man wünscht sich nach dem Konzert irgendwo nach Südschweden: Auf dem Stumpf einer alten Eiche sitzen. Am See oder dem Fluss Treibholz betrachten und magisch-wabernden Stimmungen nachhängen...

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