Von Bernhard Konrad
Wohin will Lörrach? Mehr als 15 Jahre nach dem ersten Leitbildprozess wird nun bei dessen Weiterentwicklung  die Bürgerbeteiligung professionalisiert: Das hat Konsequenzen, sowohl für die städtischen Gremien, als auch für die Bürger. So wichtig der persönliche Kontakt der Akteure bei   Workshops  mit der guten alten Zettelwirtschaft an Pinnwänden auch sein mag: Beteiligungsprozesse waren bislang in erster Linie Lobbyarbeit. Das Internet bietet  die Möglichkeit, ein  breiteres Meinungsbild zu ermitteln. Und  dies ist  die Zielrichtung von  Jörg Lutz und Michael Wilke. Es kommt nun darauf an,  die Online-Partizipation so zu organisieren, dass sie nicht von  Interessengruppen instrumentalisiert  und überzeugend mit Interviews und den Ergebnissen der klassischen  „Zukunftswerkstatt“ zusammengeführt wird.

Die Erarbeitung des Leitbildes ersetzt  nicht das Ringen um die beste Lösung bei  Projekten. Auch  ist es  richtig, nicht nur  Ziele, sondern auch Zielkonflikte herauszuarbeiten. Gleichwohl dient die Entwicklung des Meinungsbildes auch der Absicht, die Debatten in städtischen Gremien etwas zu verschlanken – Zeit wär’s.  Das bedeutet  nicht, dass der Gemeinderat der Bürgerschaft stets  bedingungslos folgen muss. Indes sollte klar sein, dass es sich bei diesem Leitbild um eine strategische Richtschnur handelt – und nicht um eine Zündschnur falls einem Stadtrat was über die persönliche Hutschnur geht.  Wie neulich, als Bernhard Escher beim   Lärmaktionsplan eine  „Hetzkampagne gegen den motorisierten Verkehr“ diagnostizierte. Gottlob scheint Escher noch nie  eine Hetzkampagne erlebt zu haben, sonst würde er weniger leichtfertig mit diesem  unheilvollen Begriff hantieren, der an dieser Stelle nichts –  aber auch gar nichts – verloren hat.

Unterdessen  sind die Bürger gefordert, sich intensiver mit kommunalpolitischen Themen auseinanderzusetzen: Mehr Mitbestimmung bedeutet auch mehr Arbeit.

Nicht jede Haltung wird in den Prozess einfließen.  Aber: Ob sich der Aufwand und die  Investitionen gelohnt haben, wird  künftig  am Grad der Umsetzung des Leitbildes gemessen werden.