„Männle“ komm bald wieder

Von Kristoff Meller
Lörrach. Seit 18 Jahren ist die „Große Säulenfigur“ von Stephan Balkenhol auf dem Senser Platz Wind und Wetter ausgesetzt, nun muss sie dringend saniert werden. Am Dienstag  wurde das Kunstwerk abgebaut, damit es in Karlsruhe vom Künstler selbst begutachtet und restauriert werden kann. Anschließend soll die Figur zurückkehren.

„Aber bringt ihn ja wieder zurück, das ist das schönste Kunstwerk, das wir hier in Lörrach haben“, ruft eine ältere Frau den drei Männern auf dem Senser Platz im Vorbeigehen zu. Spediteur Peter Niesen,  Andreas Hagedorn (Sachverständiger für Holzschutz) und Ulrich Wolff, Studienfreund von Stephan Balkenhol und Inhaber eines Ateliers für Kunstformung in Karlsruhe, hören sie nicht, zu konzentriert sind sie bei der Verladung der heiklen Fracht.

Die aus einem einzigen Douglasien-Stamm am Stück gefertigte Säulenfigur, die der Deutschen Bank gehört (siehe Kurzinfo am Ende), ist nur eines von vielen Balkenhol-„Männle“ auf der Welt: Sie stehen in Hamburg, Rom, London, Salzburg und Sevilla. Nach einem Hinweis der Kanderner Restauratorin Elke Thiessen, die das Kunstwerk alle zwei Jahre pflegt, wurde im November 2014 Andreas Hagedorn, Sachverständige für Holzschutz aus Sulzburg, hinzugezogen, um  den Zustand  zu analysieren: „Ich habe Bohrwiderstandsmessungen durchgeführt, um Aussagen über die Holzqualität im Inneren zu treffen, ohne den Stamm zu beschädigen.“ Sein Ergebnis: Die Feuchtigkeit hat dem Material deutlich zugesetzt.

Holz sei eigentlich sehr robust und ein „dauerhafter Baustoff“, aber der Teil des Stammes im Boden habe zu viel Feuchtigkeit abbekommen und sei sehr morsch. „Das ist immer ein schwieriger Bereich, deswegen ist die Figur in der Höhe auch in besserem Zustand“, sagt Hagedorn. Doch auch der Übergang zwischen Beinen und Füßen in luftiger Höhe, wo sich in den Schuhen aus Metall Wasser sammeln konnte, war bereits so morsch, dass die Figur beim Abbau an dieser Stelle auseinanderbrach.

„Es war Zeit, zu handeln“, bestätigt Helen Sophie Dotterweich vom städtischen Fachbereich Grundstücks- und Gebäudemanagement. Figur und Stamm  werden nun in Karlsruhe von Ulrich Wolff und Stephan Balkenhol genau begutachtet und anschließend restauriert. Es sei aber fraglich, so Hagedorn, ob der Stamm erhalten werden könne. Laut Dotterweich kann es „einige Wochen oder Monate, so lange wie eben nötig“, dauern, bis das Wahrzeichen wieder an seinem Platz steht.

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Kurzinfo:
Die Deutsche Bank eröffnete die Lörracher Filiale am Senser Platz 1993 und hat für diesen Platz eine Skulptur im Rahmen des Lörracher Innenstadt-Konzeptes „Straße-Platz-Zeichen“ erschaffen lassen. Den Auftrag erhielt Stephan Balkenhol als Gewinner eines Wettbewerbs mit fünf eingeladenen Künstlern.

Der zeitgenössische deutsche Bildhauer arbeitet in Skulpturen, Reliefs, Zeichnungen und Siebdruck. Seine grob gehauenen und farbig bemalten Holzskulpturen sind sein Markenzeichen. Er stellt Menschen, Tiere und Architekturen dar, zuweilen surreal kombiniert. Der Mensch steht im Mittelpunkt seiner Arbeiten. Im April 1997 stellte die Bank der Stadt Lörrach die Säulenfigur im Rahmen ihres Engagements für zeitgenössische Kunst als Leihgabe zur Verfügung.