Lörrach „Man arbeitet sich halt so durch“

Die Oberbadische

Filmemacher: Florian Schnell gewinnt Jugendfilmpreis für Diplomfilm „Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel“

Von Silvia Waßmer

Sein Markenzeichen sind die kreative Verschmelzung von Realfilm und Animation. Dafür wurden die Filme des gebürtigen Lörracher Regisseurs und Drehbuchautors Florian Schnell in den vergangenen Jahren bereits mehrfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Mit seinem Diplomfilm „Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel“ gewann der Filmemacher nun vor wenigen Wochen den von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig gestifteten und mit 7500 Euro dotierten Kinder- und Jugendfilmpreis LEO.

Dabei erzählt er die Geschichte des 17-jährigen Jan, der die meiste Zeit seines Lebens in der virtuellen Welt als Krieger Fenris im Computerspiel „Schlacht um Utgard“ verbringt. In der Vorbereitung auf ein anstehendes Online-Turnier wird dieser jedoch plötzlich aus dem Spiel geworfen und muss entsetzt feststellen, dass nicht nur sein Account, sondern auch seine EC-Karte und sein Handy von einem gegnerischen Mitspieler, dem Magier Loki, gehackt wurden. In der Folge bleibt ihm also nichts anderes übrig, als in der realen Welt nach dem Übeltäter zu suchen – ohne jegliche technische Hilfsmittel, aber mit Unterstützung der 16-jährigen Karo, die ebenfalls ein Opfer des unbekannten Hackers wurde. „Offline ist ein buntes und wildes Abenteuer im Zeitalter 3.0“, sagt Regisseur und Autor Schnell, der über drei Jahre an seinem Abschlussprojekt gearbeitet hat. Wichtig war ihm dabei, die Thematik auf „lustvolle und positive Art“ aufzuarbeiten und „ohne pädagogischen Zeigefinger“ auf die Bedeutung der Balance zwischen realer und virtueller Welt hinzuweisen. Gleichzeitig möchte er aber auch den erwachsenen Zuschauern einen Einblick geben, warum Jugendliche so viel Freizeit in Online-Spiele investieren.

Zum Filmemachen selbst kam Schnell insbesondere durch Projekttage am Lörracher Hebel-Gymnasium, an denen Lateinlehrer Michael Rachel mit den jungen Leuten eine Schülervariante von „Lola rennt“ aufnahm. Seit seinem 16. Lebensjahr habe er dann „einen Film nach dem anderen gedreht“, erzählt er. Allerdings habe er lange nicht gewusst, dass „man Filmemachen auch seriös betreiben kann“, ergänzt der heute in Stuttgart lebende Regisseur und Autor.

Er besuchte zunächst den Studiengang „Szenische Künste“ an der Universität Hildesheim, bevor er im Jahr 2008 an die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg wechselte, um dort „Regie/szenischer Film“ zu studieren. „Man arbeitet sich halt so durch“, erklärt Schnell, der auf dem Weg zu seinem ersten Kinofilm unter anderem düstere und experimentelle Formen ausprobierte und mit dem Projekt „Mia und der Minotaurus“ bereits vor einigen Jahren nationale und internationale Erfolge feierte. Sein Diplomfilm „Offline“ wird nun voraussichtlich Ende diesen oder Anfang kommenden Jahres in die Kinos kommen. Aktuell wird er auf dieses Ereignis vorbereitet und läuft derweil auf verschiedenen Filmfestivals.

Bereits in Lörrach zu sehen war indessen die zweite, aktuelle Arbeit des Filmemachers, die durch Eigeninitiative entstandene Dokumentation „Im Schatten Europas“. Sie zeigt in anschaulichen Bildern die Probleme an der europäischen Außengrenze und beleuchtet die jahrelang von Europa ignorierte Flüchtlingsthematik zu einem Zeitpunkt, an dem diese in den Medien noch unbeachtet blieb. „Jeder hätte schon früher sehen können, was passiert“, sagt Schnell, der das Projekt unter anderem mit Hilfe der Schöpflin Stiftung umsetzen konnte. Dort gibt er außerdem ab und zu Workshops für Kinder und Jugendliche, konkrete Termine stehen derzeit aber nicht fest.  Weitere Infos zu „Offline“ unter: www.facebook/ offlinederfilm

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