Lörrach Meister der Melancholie

Die Oberbadische
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Stimmen-Festival: Rodrigo Leão und Scott Matthew im Rosenfelspark / Blick Bassy als Vorgruppe

Von Martina Proprenter

Lörrach. Eine Achterbahn der Gefühle brachte am Mittwoch das Stimmen-Festival im Rosenfelspark. Der Kameruner Blick Bassy begann das Konzert vor rund 250 Zuschauern mit eindrücklichen Liedern und tiefgründigen Botschaften.

Für den Hauptakt standen in Lörrach erstmals Rodrigo Leão und Scott Matthew gemeinsam auf der Bühne und präsentierten Lieder aus ihrem ersten gemeinsamen Album, voller Melancholie aber immer mit einer großen Prise Humor und auch Romantik versehen.

„Wie ist es möglich, dass 2017 noch immer Menschen wegen Armut fliehen, im Meer ertrinken und wir nichts dagegen machen?“, fragte Blick Bassy erst leise, dann immer eindrücklicher in Deutsch, Englisch und Bassa das Publikum. Die Stücke in seiner Muttersprache – die eine der 260 in Kamerun gesprochenen ist – transportierten eine große Sehnsucht in seiner Stimme. Diese Frage, die immer mehr zur Anklage wurde, verarbeitete der Sänger im Lied „Tell me“. Ein hartes Thema, das für gedrückte Stimmung in den Zuschauerreihen sorgte. Doch der Kameruner wusste in seiner rund einstündigen Show geschickt seine tiefgründigen Lieder mit seinem ganz speziellen Humor zu vermischen und hatte auch eine wichtige Botschaft: „Love is in our DNA“, die Liebe ist Teil unserer Erbinformationen und sollte geteilt werden. Während er „One love“ sang, animierte er die Zuhörer, einen Fremden anzuschauen und von Herzen anzulächeln – was auch die meisten sofort taten.

In diese nachdenkliche Grundstimmung passte der Auftritt des Komponisten Rodrigo Leão und des Songschreibers Scott Matthew perfekt, denn beide sind Meister der Melancholie. In ihrem ersten gemeinsamen Album, das die Basis des Konzerts bildete, verarbeiten sie etwa unglückliche Liebe und Trennungsschmerz in eindrücklichen Balladen, aber auch Hoffnung, wie der Titel „Life is long“ schon vermuten lässt.

Beide Musiker sind alte Bekannte beim Stimmen-Festival, für Leão war es bereits der dritte, für Matthew der zweite Auftritt. Im Wechsel unterhielten sie mit ihren eigenen Werken in kurzen Solosequenzen und gemeinsam als sechsköpfige Gruppe. Das Stück „Terrible Dawn“ hatten die beiden bereits 2011 aufgenommen, bis zum ersten gemeinsamen Album dauerte es dann aber noch einmal fünf Jahre. Das Stimmen-Publikum konnten die beiden nicht nur einzeln, sondern besonders bei ihren gemeinsamen Auftritten für sich gewinnen.

Die reich instrumentierte Musik Leãos, der am Keyboard von Violine, Gitarren und Schlagzeug begleitet wurde, passte sich so perfekt in die Lieder Matthews ein, der mit „Smile“, dem vielfach interpretierten Klassiker von Charlie Chaplin, seine persönliche Hymne mit den Zuschauern teilte, wie der Wahl-New Yorker erzählte. Mit samtig-rauchiger Stimme warb er darum, auch in schwierigen Situationen zu lächeln und überraschte ein Paar im Publikum mit dem Lied „I wanna dance with somebody“. Den stehenden Ovationen des Publikums ließen die Musiker noch eine Zugabe folgen bevor sie sich auf persönliche Gespräche freuten.

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