Lörrach Melancholie und Lebensfreude

Die Oberbadische

George Robert im Jazztone: Beeindruckendes Comeback

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Rundum überzeugend war der Einstand des Schweizer Altsaxofonisten George Robert mit seinem All-Star-Quartett, zusammen mit den namhaften Musikern Dado Moroni (Piano), Peter Washington (Bass) und Jeff Hamilton (Schlagzeug), allesamt durchweg auf Augenhöhe mit dem Leader. Nach längerer krankheitsbedingter Auszeit hat Robert mit erstaunlicher Energie und Schaffenskraft wieder auf die Bühne gefunden. Ob es damit zu tun hat, dass sein Spiel manchmal nachdenklich, wie in sich selbst gekehrt klingt, gewissermaßen (noch) reifer als auf früheren Ausnahmen?

Jazz ganz nah am Leben

Zu dem ausgelassenen und fröhlichen gemeinsamen Spiel, zu dem vor allem die beiden Amerikaner Washington und Hamilton mit ihrer mitreißenden Musizierfreude, ihrem immer wieder aufbrandendem Humor, aber auch der Italiener Moroni mit seinen temperamentvollen, bisweilen eigenwilligen Eskapaden am Klavier, beitragen, bildet die momentweise aufklingende Melancholie Roberts jedenfalls einen überaus reizvollen Kontrapunkt. Jazz ist hier ganz nah am Leben. Musik zwar, aber noch etwas darüber hinaus: Er berührt die ganz großen Fragen.

Die Musiker überzeugen sowohl in ihren ausgewogen verteilten Soli als auch in den Flächen, in denen den vier Charaktermusikern wahre Glanzmomente des Zusammenklangs gelingen. Ein absoluter Höhepunkt des Abends, in denen Roberts autobiografischer Bezug deutlich wird, sind die beiden Stücke – das unruhige „It could happen to you“, gleich gefolgt von „Dr. Johns Calypso“ – eine Hommage an das Leben. Mit einem beeindruckenden, mit den Handvorderseiten und -rücken, getrommelten Soloeinstieg gibt Hamilton den Rhythmus für dieses von immer wieder aufbrandender Lebensenergie geprägten Meisterwerks vor, die anderen steigen ein – wie immer absolut auf Augenhöhe.

Dado Moroni haut buchstäblich in die Tasten des Flügels, der sich für einen Augenblick sogar vom Boden hebt, jetzt scheint es wie bei einer Bande junger Buben darum zu gehen, wer den anderen an seinem Instrument überflügelt. Auch Washington, der große Autodidakt am Bass, steht dem nicht nach, auch bei ihm klingt nichts routiniert oder gar abgedroschen.

Die Improvisationen sind frisch wie am ersten Tag; mit kräftigem Bogen und flinken Fingern traktiert er sein Instrument und entlockt ihm mit einer Hingabe die Klänge, als sei es ihm selbst völlig neu. Einem Musiker, mit dem sie alle unabhängig voneinander zusammengearbeitet haben, ist der 2002 verstorbene Bassist Ray Brown, mit dem der Schlagzeuger Jeff Hamilton übrigens im Jahr 1988 schon im Jazztone gastierte. Als Hommage an diesen Jazzmusiker, Vorbild und Lehrer zugleich, spielen die George Robert All Stars „Blue Ray“ – in dem die Inspiration durch Zusammenspiel im Jazz noch einmal richtig deutlich wird.

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