Lörrach Mit gemischten Gefühlen in die Türkei

Die Oberbadische
t.Foto: Lars Frick/zVg Foto: Die Oberbadische

Partnerschaft: Oberbürgermeister Jörg Lutz will in Edirne Gesprächsbasis ausloten

Auf Geheiß des türkischen Staatschefs Erdogan musste Istanbul die Städtepartnerschaft mit Rotterdam aufgekündigen. Diese Meldung ist Sinnbild einer zunehmend vergifteten Atmosphäre und zeigt nach den Worten des Lörracher Oberbürgermeisters Jörg Lutz, „wie ernst die Lage derzeit ist“.

Lörrach. Auch Lörrach unterhält mit dem westtürkischen Edirne eine inoffizielle Städtepartnerschaft. Vor diesem Hintergrund reist Lutz mit einer kleinen Delegation am 25. März durchaus „mit gemischten Gefühlen“ nach Edirne. „Ich meine aber, dass es in Zeiten, in denen die politischen Wogen hochschlagen, wichtig ist zu zeigen, dass wir den Gesprächsfaden geknüpft halten wollen“, begründet er seine Reiseabsichten.

Das oberste Ziel von Städtepartnerschaften sei es, die Menschen zusammenzubringen. Dass dies in Zeiten politischer Turbulenzen nicht einfach ist, erfährt Lutz derzeit auch am Beispiel Edirne. „Wir spüren, dass die sonst übliche Unbeschwertheit einer gewissen Angespanntheit gewichen ist“. Und das, obwohl der Bürgermeister von Edirne nicht der Erdogan-Partei AKP angehört, sondern der Oppositionspartei CHP.

Geplant hat die Lörracher Delegation auch einen Besuch der Trakya-Universität. Diese ist mit der Dualen Hochschule Lörrach verbunden. Hier ist die Situation noch angespannter. Die Beziehungen sind eher schwierig und unterkühlt, seit Erdogan an der Trakya-Universität vor einiger Zeit einen Gefolgsmann als Rektor eingesetzt hat.

Notfalls „ Partnerschaft erst einmal auf Eis legen“

In allen Gesprächen, die Lutz in Edirne führen wird, ist er fest entschlossen, kein Süßholz zu raspeln, sondern demokratische Standpunkte klar und deutlich anzusprechen „Wir müssen die Tiraden Erdogans in aller Form zurückweisen.“ Lutz sieht darin den Versuch des türkischen Staatschefs, sich über die Außenpolitik innenpolitisch Luft verschaffen zu wollen.

Der Oberbürgermeister will auch deutlich machen, welche Hoffnung er für die Zukunft der Türkei hegt: „Als demokratisches Land mit echter Religionsfreiheit“. Gerüstet ist er allerdings auch für den Fall, dass keine akzeptable Gesprächsbasis zu erkennen ist: „Dann müssten wir die Partnerschaft erst einmal auf Eis legen.“

Nicht ganz einfach sind die Beziehungen auch zur türkischen Gemeinde in Lörrach, erklärte Bürgermeister Michael Wilke. So gelinge es kaum, türkische Mitbürger zur Mitarbeit in der Internationalen Kommission zu bewegen. Um den Kontakt dennoch nicht abreißen zu lassen, besucht Wilke regelmäßig die Lörracher Moscheen. Er betont: „Wir müssen der Popaganda aus der Türkei auch hier vor Ort entwas entgegensetzen.“

Den türkischen Mitbürgern will er die Frage stellen: „Seid ihr Lörracher muslimischen Glaubens und mit türkischen Wurzeln oder seid ihr Türken, die nur zufällig in unserer Stadt leben?“ Positiv bewertet Wilke, „dass wir kein türkisches Ghetto in Lörrach haben wie in einigen deutschen Großstädten.“ Die Situation der Lörracher Türken schätzt Wilke bildhaft so ein: „Sie sitzen zwischen den Stühlen, aber zumindest nicht auf dem türkischen Stuhl.“

Wie sich die hier lebenden Deutsch-Türken angesichts der aufgepeitschen politischen Situation zwischen der Türkei und Deutschland vor Ort verhalten, wird sich spätestens während des Fastenmonats Ramadan zeigen, der diesmal vom 27. Mai bis 24. Juni dauert. In den vergangenen Jahren gab es in dieser Zeit stets ein freundschaftlich gemeinsames Iftar-Essen, das sogenannte Fastenbrechen.

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