Lörrach (ela/mek). Ausgerüstet mit dicken Seilen und Bergmontur  begibt sich nur selten jemand auf den hiesigen Hausberg, den „Tüllinger“. Dabei ist er mit einer Höhe von 460 Metern der höchste Gipfel auf Lörracher Gemarkung und liegt nur unwesentlich hinter Spitzenreiter Mount Everest mit einer Höhe von 8848 Meter.

Während auf dem Weg  zum Dach der Welt im Himalaja schon weit über  250 Menschen ihr Leben durch Abstürze und Lawinen verloren haben, halten sich die Toten auf dem Tüllinger seit der Schlacht am Käferholz im Jahr 1702, bei der sich französische und kaiserliche Truppen im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs gegenüberstanden, glücklicherweise  dennoch in Grenzen.

Auf dem Everest zählt die fehlende Sauerstoffflasche zu einer der häufigsten Todesursachen, ein Fläschchen Gutedel gehört hingegen nicht zur Pflichtausrüstung für den Gipfelerfolg am Tüllinger. Sie  kann aber nicht schaden und wird vor allem bei Besteigungen am 1. Mai gerne mitgeführt.

Während man  im Himalaya  schon vom Everest-Basislager eine atemberaubende Aussicht genießen kann, reicht der Blick auf unserem Höchsten lediglich auf die umliegenden Städte. Doch bei guter Fernsicht lässt sich in der Ferne mit dem Finsteraarhorn (4274 m) immerhin der höchste Gipfel der Berner Alpen  erkennen.

Doch in einer Kategorie kann der Tüllinger dem Everest klar das Wasser reichen: Gipfelstürmer können dort eine wesentlich ausgeprägtere Vogelwelt bestaunen. 21 der dort brütenden Vogelarten stehen auf der „Roten Liste“, zudem befindet sich zwischen Oberlindenplatz und Daur-Hütte das größte Zaunammer-Brutgebiet Baden-Württembergs. Dagegen haben sich nur wenige Tiere an die lebensfeindliche Umwelt des Everest mit niedrigem Luftdruck, starken Winden und eisigen Temperaturen angepasst. Da kann es schon einmal zu Temperaturen von bis zu 60 Grad  unter Null  kommen.  

Die Lörracher können sich also glücklich schätzen, dass die Durchschnittstemperaturen hier bei mollig warmen zehn Grad liegen. Der klitzekleine klimatische Unterschied erschwert zwar die Besteigung mit Tourenski, dafür wird unser Hausberg von vielen  Pärchen hoch geschätzt, die in lauen Sommernächten den Sonnenuntergang in T-Shirt und Shorts  auf der Picknickdecke genießen. Am Everest geht das hingegen nur im wärmenden Expeditionseinteiler mit Mütze und Handschuhen – nicht gerade ein Hochgefühl.