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Lörrach Mit Leidenschaft und Feingefühl

Die Oberbadische
Florian Uhlig gastierte im Burghof.     Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Klavierkonzert: Florian Uhlig begeistert das Publikum im Burghof

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Johann Nepomuk Hummel und Carl Maria von Weber in der ersten Konzerthälfte, Mendelssohn und Schumann in der zweiten: In seinem Klavierabend zeichnete Florian Uhlig die musikalische Entwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf eindrucksvolle Weise nach. Mit virtuoser Technik, klarem Anschlag und transparentem Spiel ermöglicht es der in England ausgebildete Uhlig dem Zuhörer, den Aufbau der Werke in jeder Facette nachzuvollziehen.

Wie glitzernde Tropfen lässt er die für den Beginn der Polonaise „La bella capricciosa“ in B-Dur von Johann Nepomuk Hummel so charakteristischen Arabesken aus den Tasten perlen. Melancholisch am Anfang, dann lebendig und an Fülle zulegend, erweist sich die Polonaise des Zeitgenossen von Mozart, Haydn und Beethoven als überaus treffender Einstieg.

Ungleich dramatischer und mit deutlichen Kontrasten in Rhythmus und Klangfarben gestaltet ist Carl Maria von Webers darauffolgende Klaviersonate Nr. 3 in d-Moll. Schon im ersten Satz überrascht die Fülle aus passagenweise hochromantischen Tonfolgen, langen, dichten und sich gegenseitig ablösenden Läufen, und dem immer wieder wie aus der Tiefe auftauchenden dunklen, ja wuchtigen Thema.

Dem folgen im zweiten Satz nach einem sehr langsamen Beginn flotte, tänzerische Elemente wie fröhliche Volksmusik. Auch hier setzt Weber wieder dunkle Klangfarben als Kontrast ein. Wie ein surrender Mückenschwarm klingt der Teppich aberwitzig schneller Läufe im Presto, aus dem sich das Thema herauszuschälen scheint.

Nach der Pause bekommt man in Felix Mendelssohns „Variations sérieuses“ in d-Moll, die dieser 1841 fertiggestellt hat den leisen Florian Uhlig zu hören. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, als die Finger des Pianisten sanft die ersten Töne anschlagen. Aus den aufeinanderfolgenden Variationen wird ein weites Panorama in musikalische Bilder übertragener Gemütszustände ausgebreitet. Leise murmelnd wie ein Gebirgsbächlein, wie ein Wasserstrudel, dann innerlich aufgewühlt wie ein tosender Wasserfall: Mendelssohns Meisterwerk gewinnt im Laufe der insgesamt 17 Variationen, die zum Teil auch fließend ineinander übergehen, immer mehr an Volumen, das der Pianist Schicht um Schicht aufbaut bis zum hocherregten Presto am Ende, das schließlich wieder in ruhigen Akkorden ausklingt.

Robert Schumanns „Kreisleriana“, auf das der Konzertabend zuläuft, scheint im Gegensatz zu Mendelssohn bei Beginn genau gegenläufig aufgebaut. Am Anfang steht „äußerst bewegt“ die geballte Klangfülle, die im zweiten Teil „sehr innig“ von einer berührenden, sanft perlenden Tonfolge abgelöst werden. Dramatik und aufeinanderfolgende Kontraste sind in diesem Schlüsselwerk Gestaltungsprinzip.

Meisterlich nähert sich Uhlig diesem Werk. Ganz in sich versunken, verleiht der Pianist vor allem den melancholischen Stellen eine berührende Lebendigkeit. Die beiden wunderschönen Zugaben von Mendelssohn (Lied ohne Worte) und Schumann (Von fremden Ländern und Menschen) versöhnen die begeisterten Zuhörer damit, dass es schon zu Ende ist.

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