Lörrach. Eigentlich wollten sie Lehrer werden, doch sie haben sich im wahrsten Sinne des Wortes verlaufen. Statt vor Schulklassen stehen Simon Eickhoff und Jan Traphan jetzt vor einem zunehmend begeisterten Publikum, das sich an der vergnüglichen Symbiose aus bitterbösem Kabarett und feinsinnigem Liedermachertum erfreut. Das sorgte bereits im Frühjahr für ein ausverkauftes Haus im Nellie Nashorn. Da inzwischen auch das gleichnamige Album zur laufenden Tournee „Ach Mensch“ erschienen ist, wurden die Oldenburger gleich noch einmal für einen erneuten Besuch am Freitag, 11. Dezember, 20 Uhr, gebucht. Dass das kein Fehler ist, zeigt die Tatsache, dass Simon & Jan im Februar in Mainz mit dem Deutschen Kleinkunstpreis  ausgezeichnet werden. Vorab stand das Duo Thorsten Hengst Rede und Antwort.
 
Herr Traphan, Herr Eickhoff, Sie räumen in letzter Zeit ganz schön viele Preise ab. Im letzten Jahr den renommierten Bonner Prix Pantheon und jetzt wurden Sie auch noch als Förderpreisträger des Deutschen Kleinkunstpreises 2016 benannt. Wie fühlt sich das an?
 
Simon Eickhoff: Natürlich fühlt sich das schön an, wenn man für das, was man auf der Bühne macht, ausgezeichnet wird. Außerdem bedeutet so ein Preis natürlich auch immer Aufmerksamkeit von Leuten, die dich sonst vielleicht nie entdeckt hätten.
 
In Bonn sind Sie mit dem Jurypreis ’Frühreif und Verdorben’ ausgezeichnet worden, obwohl Sie doch schon seit zehn Jahren gemeinsam aktiv sind. Wie geht das?
 
Jan Traphan: Ja, das stimmt, aber wir haben eigentlich erst vor vier Jahren alles auf eine Karte gesetzt. Davor haben wir nebenher noch Instrumentalunterricht gegeben und uns mit verschiedenen Jobs über Wasser gehalten. Außerdem geht man in der Kabarettszene mit Mitte Dreißig sehr wohl noch als „jung und verdorben“ durch. Wir freuen uns auch, wenn Kritikern unsere Programme oder Alben gefallen. Aber sie sind ja nicht direkt für Kritiker gemacht worden.
 
Ihr neues Album haben Sie „Ach Mensch“ genannt – wie sind Sie auf diesen Titel gekommen?
 
Jan: „Ach Mensch“ ist der Titel eines Liedes aus unserem aktuellen Programm. Und irgendwann ist uns aufgefallen, dass er auch recht programmatisch ist...
 
„Ach Mensch“ ist Ihr zweites Studio-Album nach dem selbsbetitelten Debüt von 2009. Warum hat es so lange gedauert bis zu einem neuen Album?
 
Simon: Von 2009 bis heute ist bei uns recht viel passiert. Wir haben ein erstes abendfüllendes Bühnenprogramm „Der letzte Schrei“ geschrieben, waren dann viel als Support für Götz Widmann unterwegs, haben 2012 ein Live-Album herausgebracht und spielen über 100 Konzerte im Jahr.
 
Wie und wann sind die Lieder entstanden?
 
Jan: Bis auf eine Ausnahme sind die Lieder alle mindestens so alt wie die Tour selbst. Das Lied „Hobby ohne Lobby“ ist erst während der Tournee entstanden. Andere Lieder, wie zum Beispiel „Kabarettwettbewerb“, spielen wir live zwar eher selten, sind aber trotzdem auf dem Album gelandet. Ganz neu auf dem Album sind die Arrangements der Songs, da wir das Programm live nur zu zweit spielen und auf der CD – ganz in der Tradition unseres ersten Albums – einige Kollaborationen mit verehrten Liedermacherkollegen und Freunden zu hören sind.
 
Kennengelernt haben Sie sich beim Lehramtsstudium an der Universität Oldenburg. Wie verlief ihre Gründungsphase?
 
Simon: An unserem ersten Studientag im Musikbereich hat uns unser beider Unvermögen, den richtigen Seminarraum zu finden, zusammengeführt. Irgendwann haben wir stattdessen die Cafeteria gefunden. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
 
Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann doch noch einmal zu unterrichten?
 
Simon: Wir sind jetzt schon seit ein paar Jahren ausschließlich als Liedermacher unterwegs und wenn wir es uns und unseren potenziellen Schülern irgendwie ersparen können…
 
Sie wandeln mit Ihren Songs zumeist zwischen Satire, Komik und klassischem Liedermachertum. Spielt der Song „Kabarettwettbewerb“ auf diesen Spagat an?
 
Jan: Das Lied ist reine Frustbewältigung, da wir bei vielen Kabarettwettbewerben zu Gast waren. Und obwohl wir oft sehr erfolgreich waren, hat so etwas für alle Beteiligten viel mit Frustrationstoleranz zu tun. Wir sehen uns doch eher als Liedermacher, die sich auch auf Kabarettbühnen sehr wohl fühlen.
 
Was macht für Sie dann den Reiz des Tour-Lebens aus?
 
Jan: Die Gummibärchen auf den Hotel-Kopfkissen.
 
Wie sieht die nahe Zukunft von Simon & Jan aus?
 
Jan: Derzeit sind wir quasi pausenlos mit dem aktuellen Programm „Ach Mensch“ unterwegs und haben dabei das Album im Gepäck. Aber wir haben während der letzten Tourneepause einen kleinen Kreativ-Urlaub an der Nordsee gemacht, uns dort gegenseitig einige Ideen vorgespielt und schon mal an einem neuen Programm gearbeitet. Das soll dann irgendwann im nächsten Jahr konkreter werden...
 
Simon & Jan, 11. Dezember, 20 Uhr, im Nellie Nashorn. Karten kosten an der Abendkasse 18 Euro, ermäßigt 14 Euro. Vorverkauf bei allen bekannten Reservix-Stellen wie  den Geschäftsstellen unserer Zeitung sowie im Internet unter www.reservix.de zum Preis von 15 Euro, ermäßigt 11 Euro,