^ Lörrach: Motor und Impulsgeber - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Motor und Impulsgeber

Die Oberbadische

Gespräch mit der scheidenden Innocel-Geschäftsführerin Diana Stöcker / 15-Jähriges wird gefeiert

Lörrach. Das Innovationszentrum Innovel feiert demnächst sein 15-jähriges Bestehen. Kurz danach scheidet Gründungsgeschäftsführerin Diana Stöcker aus. Sie geht als Bürgermeisterin nach Rheinfelden. Mit ihr sprach Guido Neidinger.

Warum wurde das Innocel im Jahre 2000 gegründet?

Lörrach steckte in einer tiefen Strukturkrise. Das Innovationszentrum hat sich bewusst auf die wissensintensiven Branchen Informationstechnologie, Telekommunikation, Life Sciences und Medizintechnik ausgerichtet, um mehr Arbeitsplätze in diesen Bereichen in Lörrach zu ermöglichen, Motor für Ideen und Innovationen zu sein und unseren Standort im Wirtschaftsraum Basel zu stärken. Zum einen dachte man dabei an die Zusammenarbeit und mögliche Synergepiepotentiale der im Innocel angesiedelten Unternehmen. Zum anderen sah sich das Innocel selbst als Impulsgeber. Das Innocel gibt jungen Unternehmen Starthilfe und begleitet sie anfangs auf ihrem Weg.

Wie sieht diese Begleitung konkret aus?

Am meisten wird unser sehr flexibles Raumangebot geschätzt, so dass die Unternehmen klein anfangen und langsam wachsen können. Auch, dass wir Vor-Ort mit ihnen im Zentrum und direkt ansprechbar sind, wenn es um Fragen im täglichen Geschäft oder Zugang zum Innocel-Netzwerk geht, ist wichtig für sie. Ein weiterer Punkt ist das hervorragende Image der Marke Innocel, was sich auf die jungen Unternehmen überträgt. Die Gründerinnen und Gründer kommen nicht, weil die Miete günstig ist, sondern weil das Innocel eine attraktive Adresse ist und sie hier einen sehr guten Service bekommen.

Wie viele junge Unternehmen sind im Innocel gestartet und sind inzwischen flügge geworden, also ausgezogen?

Im Innocel sind in den letzten 15 Jahren über 70 Unternehmen angesiedelt gewesen. Rund 40 sind inzwischen wieder ausgezogen. In den Jahren sind weit über 400 Arbeitsplätze entstanden. Aktuell sind 30 Unternehmen im Haus mit 300 Arbeitsplätzen.

Gibt es Zahlen, wie viele Arbeitsplätze bisher durch das Innocel in Lörrach entstanden sind, die es ohne diese Starthilfe nicht gäbe?

Ohne Innocel gäbe es den überwiegenden Teil der weit über 400 geschaffenen Arbeitsplätze nicht in Lörrach, denn die Unternehmerinnen und Unternehmer kommen aus der ganzen Region, aus der Schweiz und auch aus anderen Teilen Deutschlands. Sie haben ihr Unternehmen bewusst im Innocel gegründet, weil ihnen die Standortbedingungen gefallen haben. Das attraktive Innocel-Ambiente ist übrigens oftmals auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen – alles hochkompetente Fachkräfte – ein Grund bei einem Unternehmen anzufangen.

Wie hat sich das Innocel in den vergangenen 15 Jahren entwickelt?

Innocel ist viel erfolgreicher und umtriebiger, als sich das viele vor 15 Jahren vorstellen konnten. Gleichzeitig hat sich das Konzept oder die Vision der Macher genau erfüllt. Innocel ist deutlich mehr als eine Gewerbeimmobilie für Jungunternehmen: Viele Projekte im Bildungsbereich wurden angestoßen und realisiert wie das Phaenovum Schülerforschungszentrum Lörrach-Dreiländereck. Innocel hatte zunächst die Projektleitung inne und leitet bis heute die Geschäfte des erfolgreichen Vereins. Aber auch der Auf- und Ausbau der connect Dreiländereck zum IT-Netzwerk der Landkreise Lörrach und Waldshut wird vom Innocel aus gesteuert. In den 15 Jahren hat Innocel für seine Projekte über vier Millionen Euro an Förder- und Spendengeldern vom Land, der EU aber auch von Unternehmen der Region eingeworben.

Das Innocel ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt Lörrach. Könnte man dessen Aufgaben auch in der Stadtverwaltung direkt ansiedeln?

Die Entscheidung eine eigenständige GmbH zu gründen, wurde damals bewusst getroffen: Wir arbeiten sehr wirtschaftsnah, nicht in den üblichen Verwaltungsstrukturen. Das wird von den Unternehmen geschätzt, die Hemmschwelle uns anzusprechen ist meines Erachtens geringer. Das Innocel hat sich inzwischen als Marke etabliert. Viele der eingeworbenen Förder- und Spendengelder wären so nicht denkbar gewesen. Der Teil der Aufgaben, der nicht mit dem wirtschaftlichen Betrieb und dem Management des Centers zusammenhängt, liese sich auch wieder ausgliedern. 2003 hat die Stadt Lörrach jedoch beide Bereiche von Wirtschaftsförderung bewusst zusammengeführt, um Kompetenzen zu bündeln, und einen Ansprechpartner für alle Belange der Unternehmen an einem Ort zu haben. Auch die Wirtschaftsregion Südwest arbeitet vom Innocel aus, Tür an Tür mit dem Innocel-Team.

Sie wechseln nach 15 Jahren als Bürgermeisterin nach Rheinfelden. Wie sehen Sie Ihre Zeit als Innocel-Geschäftsführerin?

Ich halte den Weg, den die Stadt Lörrach vor 15 Jahren gegangen ist, nach wie vor für richtig und auch in Zukunft für tragfähig. Das sehe ich daran, dass „meine Unternehmen“ im Innocel weiter beständig wachsen und Anfragen nach Raum für Jungunternehmen aus diesen Branchen da sind. Die Gründerquote ist jedoch deutschlandweit zurückgegangen, das spüren wir auch im Dreiländereck. Verantwortlich dafür ist sicherlich die beständige Suche unserer bestehenden Unternehmen nach Fachkräften. Persönlich war dies eine sehr erlebnisreiche und dichte Zeit, in der ich – dank Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm und Oberbürgermeister Jörg Lutz – mit großen Spielräumen Projekte entwickeln und Spuren in Lörrach hinterlassen konnte.

Vom Blick zurück ein Blick in die Zukunft: Wie könnte diese im günstigsten Fall für das Innocel aussehen?

Jeder Geschäftsführer prägt ein Unternehmen mit seiner Handschrift, seiner Vision und seinen Ideen. Meine Geschäftsführerkollegin Marion Ziegler-Jung steht in ihrem Bereich sicherlich für Kontinuität und Qualität in der Wirtschaftsförderung. Ich bin selbst gespannt wie es mit dem Innocel weitergehen wird und wünsche dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg, viele Ideen und den zukünftig Verantwortlichen ein glückliches Händchen.

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