Lörrach Musikalisch-literarisches Wechselbad der Gefühle

Die Oberbadische
Zwei Mozart-Interpreten ganz spezieller Art: „Rosenheim-Cop“ Max Müller und Klavierbegleiter Volker Nemmer bei ihrem Gastspiel in Haagen. Foto: Walter Bronner Foto: Die Oberbadische

KonzertRosenheim-Cops-Schauspieler Max Müller als lesender und singender Mozart-Interpret zu Gast in Haagen

Von Walter Bronner

Lörrach-Haagen. Das war mal wieder ein Vergnügen von ganz spezieller Art: der Rosenheim-Cops-Schauspieler Max Müller als lesender und singender Mozart-Interpret.

Die kulturbeflissene Privatinitiative „Café Family & Friends“ mit Monica Rexrodt an der Spitze konnte den vielseitig begabten Komödianten und ausgebildeten Bariton schon zum zweiten Mal für zwei Abende in die jeweils voll besetzte, bereits weihnachtlich aufgehübschte alte Haagener Festhalle lotsen.

Zusammen mit seinem Pianisten Volker Nemmer bot der TV-Cop dem aufgeheiterten Publikum beste Unterhaltung mit einer Auslese aus der üppigen Korrespondenz Mozarts im Wechsel mit Klangperlen aus dessen eher bescheidenem Liederschaffen. Als Rezitator konnte er dabei alle Register schauspielerischen Könnens ziehen, war Mozart doch als Briefeschreiber je nach Adressatin und Adressat ein wahres Chamäleon.

Da war der von Neapel aus geschickte Brief an Schwester Nannerl, in dem der übermütige Jungspund seine Sprachgewandtheit (Deutsch, Italienisch, Französisch, Salzburgisch) launig hervorkehrt. Dann die eher devoten, aber trotzig die eigene Meinung verteidigenden Schreiben an den verehrten und gestrengen Herrn Vater, in denen der Sohn seine Sichtweisen über eine gescheiterte Bewerbung in München oder den Zwist und schließlichen Bruch mit dem Salzburger Erzbischof darlegt, seine Heiratsabsichten mit einer „Weberschen“ mitteilt oder dem erkrankten alten Herrn emphatische Genesungswünsche übermittelt.

Dazwischen zeugten der mit Verbalinjurien, kuriosen Wortschöpfungen und eindeutig-zweideutigen Anzüglichkeiten gespickte Bäsle-Brief und das verzweifelte Schreiben an Abbé Bullinger zum Tod der in Paris verstorbenen Mutter von den extremen Gefühlskontrasten des jungen Genies.

Eine schier groteske Komplimente-Kollektion an Baronin von Waldstätten, die gereimten ergötzlichen Ehe-Ratschläge an seine frisch vermählte Schwester, ein Liebes- und ein Ermahnungsbrief an das „allerliebste Weibchen“ Constanze und ein serviles Bettelschreiben an Logenbruder Michael Puchberg ergänzten die schlüssig gegliederte und wesensgemäß perfekt interpretierte Briefauslese.

Stimmungs- und empfindungsmäßig genauso vielschichtig gerieten die stimmkräftig vorgetragenen und vom Pianisten mit beherztem Anschlag flankierten Lieder: ausgelassen lustig das „Kinderspiel“, gefühlvoll elegisch „Dans un Bois solitaire“, anzüglich keck „Männer suchen stets zu naschen“, melancholisch sanft „Einsamkeit“ und selbstbewusst „Die Welt will betrogen sein“. „Das Veilchen“, „Verschweigung“, „ Lied der Freiheit“, „Abendempfindung“, „Lasst uns lustig sein“ und „Komm‘ lieber Mai“ vervollständigten das klangsinnliche Wechselbad, dem noch die beiden Ständchen „Komm‘ liebe Zither“ und Don Giovannis „Horch‘ auf den Klang“ als Dank für den begeisterten Applaus nachgereicht wurden.

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