Lörrach Musikschule ist beliebt

Gabriele Hauger
Geige gehört neben dem Klavier noch immer zu den beliebtesten Instrumenten Foto: Pixabay

Die Städtische Musikschule wird 50 Jahre alt. Grund zum Feiern. Und zum Nachfragen.

Christoph August ist seit 2015 Leiter der Städtischen Musikschule. Er kennt die Institution indes bereits seit 1998, dem Jahr, in dem er als Lehrkraft einstieg. Wir unterhielten uns mit ihm.

Warum sollten Kinder ein Instrument lernen?

Weil es Spaß macht und ein tolles Hobby ist. Natürlich hat es auch einen sozialen Aspekt: Man spielt zusammen und lernt, gemeinsam zu interagieren – eine gute soziale Aktion mit einem künstlerischen Ergebnis.

Gibt es auch unmusikalische Kinder, denen Sie von einem Unterrichtsbesuch abraten würden?

Ich würde sagen, jeder kann ein Instrument lernen. Natürlich gibt es besondere, außergewöhnliche Begabungen, die sind aber genauso selten wie ganz extreme Nicht-Begabungen. Die viel gehörte Aussage „Ich bin unmusikalisch“ ist meist eher ein Mangel an Gelegenheit. Ich jedenfalls habe noch nie jemanden erlebt, der so unmusikalisch war, dass er nicht ein Instrument lernen könnte, vorausgesetzt, er möchte es. Es ist also eher die Frage, ob es mir Spaß macht. Ohne Interesse und ein gewisses Dranbleiben, kann’s natürlich nichts werden.

Das dauernde Üben: Da verlieren viele Kids die Lust, oder?

Es ist natürlich schon hilfreich, wenn die Kinder motiviert sind. Bei einigen sind es aber tatsächlich eher die Eltern, die das wollen. Zudem muss man sehen, dass die Schüler heute immer stärker belastet und eingespannt sind. Daher funktioniert es nur, wenn es echt ihr Ding ist. Bei den Kleinen läuft das vielleicht noch über die Eltern, da sind sie brav und üben. Mit der Pubertät und dem wachsenden Schulstress kippt das dann aber oft. Da hören viele auf. Vielleicht sollten sich die Eltern dann auch damit abfinden und zufrieden sein: Das Kind hat grundlegende Musik-Kenntnisse erworben, kann etwas spielen, vielleicht auch in einer Gruppe. Die Eltern sollten den Leistungsdruck rausnehmen.

Wie kann die Musikschule dazu beitragen, dass das Lernen von Instrumenten nicht einer elitären Bildungsschicht vorbehalten bleibt? Ein Instrument ist teuer.

Ja, das ist tatsächlich ein Problem. Trotz des Zuschusses und Sponsorings für den Musikunterricht von Stadt und Land ist Musikunterricht natürlich nicht billig. Allerdings gibt es Ermäßigungen für Familien und 50 Prozent Reduktion für all diejenigen, die Transferleistungen erhalten. Allerdings müssen die sich auch an uns wenden, Interesse zeigen. Daran fehlt es leider oft. Was gut funktioniert, sind hingegen die Kooperationen. Vor allem mit den Grundschulen. Da erreichen wir wirklich alle Kinder. Wir haben auch für die weiterführenden Schulen Kooperationsprojekte wie die Bläserklassen. Da wird Interesse geweckt, auch bei Schülern, die das nicht vom Elternhaus vermittelt bekommen. Hier können die Kinder zwei Jahre lang kostenfrei ein Instrument lernen und dieses gegen eine Gebühr ausleihen. Ein wichtiger Aspekt, da Instrumente natürlich in der Anschaffung recht teuer sind. Und selbst, wenn sie nach den zwei Jahren wieder aufhören, so haben sie doch einmal ein Instrument gespielt, Noten gelernt, gemeinsam musiziert. Das ist schon ein Wert an sich. Es ist niemals verschenkte Zeit, sondern eine Lebenserfahrung Natürlich hoffen wir, dass sie dann auch weitermachen.

Wir noch immer gerne gelernt: Klavier

Gibt es Musikschul-Angebote über das bloße Erlernen eines Instruments hinaus?

Eine ganze Menge! Da gibt es zunächst vielfältigste Ensembles und Mitspielmöglichkeiten: vom gemeinsamen Orchester mit Weil bis zur BigBand, von Bands bis zur Kammermusik vom Projektvorspiel bis zum Theorie- oder Gehörbildungsunterricht. Wir haben beispielsweise auch ein neues Projekt zum Thema Musikproduktion: „Wie mache ich am Computer Sounds?“ Für wirklich begabte und motivierte Schüler gibt es Fördermöglichkeiten und insgesamt viele, viele Veranstaltungen, bei denen unsere Musikschüler auftreten – von der Nacht der Klänge im Burghof bis zur Groove Night.

Lernen bei Ihnen auch Erwachsene?

Wir sind auch offen für Erwachsene. Schüler über 27 Jahre bekommen zwar keine Förderung vom Land mehr. Aber dennoch: Das ist ein steigender Markt. Die Leute werden älter, bleiben fit. Wenn die Kinder größer sind und sie mehr Zeit haben, erinnern sich manche daran, dass sie als Kind ein Instrument gespielt haben und wollen das wieder auffrischen. Oder sie verwirklichen sich im Rentenalter einen lang gehegten Wunsch.

Wie ist die Nachfrage an der Musikschule?

Die ist ungebrochen hoch. Corona-Nachwirkungen oder Finanzkrise spüren wir zum Glück nicht.

Haben Sie ausreichend Lehrpersonal?

Das ist ein Problem. Vor allem für die ganzen Kooperationen mit Schulen, für die Früherziehung brauchen wir viel Personal. Da ist es nicht so leicht, Lehrer zu finden.

50 Jahre Musikschule: Was hat sich in dieser Zeit gewandelt? Auch von der Wahl der Instrumente her.

Die vielen Kooperationen gab es natürlich noch nicht in dem Maße wie heute. Wir bieten viel mehr Aktivitäten drumherum. Bei der Wahl der Instrumente hat sich erstaunlich wenig gewandelt: Klavier und Geige stehen ganz oben auf der Wunschliste – schon immer. Natürlich gab es immer wieder Moden, mal die E-Gitarre, mal das Saxofon, je nachdem, was bei der Jugend gerade in ist.

Wie wird gefeiert?

Viele unsere Aktionen werden wir unter das Motto „50 Jahre Musikschule“ stellen. Und dann gibt es am Freitag den nicht-öffentlichen Festakt mit dem Oberbürgermeister und einem anschließenden öffentlichen Konzert ab 19.30 Uhr.

Was bedeutet Ihnen persönlich das Spielen eines Instruments?

Ich spiele ja mehrere Instrumente. Im Fokus steht bei mir aber die Posaune, derzeit in Richtung Jazz. Wenn ich zum Instrument greife, bringt mich das runter, gibt Entspannung und Ablenkung, verhilft zum Ankommen von dem alltäglichen Berufsstress. Es hat etwas fast Meditatives. Die Lust am Musizieren werde ich nie verlieren. Ich habe tatsächlich mein Hobby zum Beruf gemacht.

Festkonzert zum Jubiläum: Freitag, 26. April, 19.30 Uhr, im Saal der Musikschule (Eintritt frei); Schnuppertag: Samstag, 27. April, 10.30 Uhr bis 16 Uhr, in der Musikschule in der Luisenstraße sowie Außenstelle Hebelschule

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