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Lörrach Neuer Baumeister an der Wiese

Die Oberbadische

Biber: Geschütze Tierart lässt sich am Lörracher Fluss nieder

In der Wiese wird derzeit gebaut. Nicht vom Menschen, sondern von einem der gewieftesten Wasserbaumeister, der in der Natur zu finden ist.

Lörrach. Kürzlich wurde dem Landratsamt die Anwesenheit eines Bibers in der Wiese oberhalb des Brombacher Wehrs gemeldet. Dem ein oder anderen Spaziergänger werden die Wohnbaumaßnahmen schon ins Auge gefallen sein. Mit seinen großen Schneidezähnen fällt er fleißig Bäume und lässt die Späne fliegen. Willi Geßner entdeckte diese und schickte Fotos.

Der Nager gilt als gefährdet und steht deshalb in Deutschland auf der Roten Liste. Im 19. Jahrhundert wurde er wegen seines dichten Pelzes und essbaren Fleischs bis auf wenige Populationen an Rhein und Donau ausgerottet. Dank Wiedereinsiedlungsprogrammen ist der Biber heute wieder auf dem Vormarsch. Es gib zwar keine genauen Zahlen für Baden-Württemberg, aber die selbstständige Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums Freiburg, Bettina Sättele, schätzt die Summe auf wenigstens 4000 bis 5000 Tiere.

Aus kleinen Zweigen und Ästen baut der Biber seine Behausungen. Da er den Eingang unter Wasser bevorzugt, staut das Nagetier den Fluss mithilfe von Dämmen stellenweise auf.

Für die Wiese kann der Pflanzenfresser sehr nützlich werden: Durch das Stauen trägt er aktiv zur Artenvielfalt und zur Renaturierung bei. Liegen durch ihn gefällte Bäume im Wasser, bietet das Lebensraum für alle möglichen Kleintiere.

Praktisch jedes größere Gewässer ist heute künstlich begradigt, mit dem Ziel, das Wasser möglichst schnell ablaufen zu lassen. Gerade in trockenen Perioden und mit wenig Schnee in Höhenlagen, wie aktuell, sinke der Grundwasserspiegel laut Sättele schnell ab. Auch hier kann der Biber mit seinem Damm gegensteuern.

Doch die Wasserbauten werden nicht immer mit Freude begrüßt. Baut das Tier in Entwässerungsgräben, ärgert sich manches Landwirt über überflutete Felder. Oder: Steigt der Spiegel eines Flusses, kann das Wasser in einmündende künstliche, unterirdische Drainagen zurückfließen. „Das werden wir nicht zulassen“, bekräftigt Sättele.

Sollte es wegen eines Bibers zu einem Konflikt kommen, sei sie zu erreichen, um Abhilfe zu schaffen. Den Damm selbst abbauen sollte man besser nicht. Denn erstens habe man wenig Chancen gegen die schnellen Rückbaukünste des Nagers, und zweites sind Eingriffe in seinen Lebensraum in Deutschland verboten.

Buchstäblich Zahn gegen Zahn geht es bei den Revierkämpfen zu. Sättele bestätigt, dass in letzter Zeit vermehrt verbissene Biber aufgefunden werden, ein Zeichen für steigende Populationszahlen. Damit würden die Tiere ihren Bestand selbst regulieren.

Über den Lörracher Biber und seine Auswirkungen ist aber noch nicht viel bekannt, da die Expertin bisher noch keine Zeit für einen Besuch gefunden hatte. Diesen wird sie aber in Kürze nachholen. Da der Biber oberhalb des Brombacher Wehrs, abseits des Wohngebiets siedelt, kann Lörrach auf einen angenehmen Wassergefährten hoffen.

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