Irimbert Kastl, Inhaber der Buchhandlung Müller, Weil am Rhein, wird am 11. Februar in der Basler Straße 158 ein Fachgeschäft für Bücher eröffnen. Er wird hierfür Inventar des Lörracher Traditionshauses Lutz übernehmen, das am 21. Januar schließt. Bernhard Konrad sprach mit Kastl über dessen Pläne in Lörrach.

Herr Kastl, Sie führen seit Jahren eine gut gehende Buchhandlung in Weil am Rhein. Nun eröffnen Sie in Nachbarschaft der Branchengröße „Osiander“ ein weiteres Fachgeschäft. Ist das nicht ein  wirtschaftliches Wagnis?
Wir sind der Überzeugung, dass Lörrach mehr verträgt als eine große Buchhandlung. Nachdem klar war, dass die Buchhandlungen Lutz und Metzler schließen, haben wir das Angebot angenommen, in der Basler Straße 158 ein neues Fachgeschäft zu eröffnen. 
 
Wie möchten Sie sich von Osiander abheben?
In Lörrach existieren neben den großen Bekleidungsgeschäften ja auch kleinere. Wir sollten jedenfalls nicht ängstlich sein.  Kleine Unternehmen können beweglich, interessant und innovativ sein – das muss man im Vorfeld ja nicht im Einzelnen darlegen... Größe ist jedenfalls nicht die einzige Voraussetzung für Erfolg.

Verraten Sie uns dennoch ein, zwei Faktoren, die für die Etablierung ihres Buchgeschäfts von Bedeutung sein werden?
Das Entscheidende wird schlicht sein, dass die Leute gerne in das Geschäft kommen. Wir müssen ein interessantes Angebot bieten, und die Kunden sollten das Gefühl haben, willkommen zu sein.

Werden Sie mit Blick auf das Angebot spezielle Akzente setzen?
Es wird Überlappungen mit Osiander geben, aber das Angebot wird nicht identisch sein. Natürlich werden wir auch die Bestsellerlisten verkaufen, doch wir werden auch gezielt Empfehlungen für Bücher aussprechen, die nicht in diesen Listen zu finden sind. Wir haben in der Buchhandlung Müller gute Erfahrungen mit dem „Buch des Monats“ gemacht. Es wird sicher zu unseren Aufgaben gehören, Nischen zu finden und diese gut zu besetzen.

Sie setzen mit Lesungen schon seit Jahren in Lörrach literarische Akzente, meist in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek. Werden sie künftig Lesungen im Buchladen anbieten?
Sowohl im Buchladen als auch in Kooperation mit der Stadtbibliothek. Wir möchten im Stadtbild erkennbar sein.

Ist es schwieriger geworden, Lesetrends einzuschätzen?
Die Trends ändern sich schnell. Noch vor wenigen Jahren hätte wohl kaum jemand geglaubt, dass ein Buch über das Seelenleben der Bäume oder über den Darm auf den Bestseller-Listen ganz oben steht. Man kann nie ganz sicher sein, was als nächstes richtig gut geht.

Wie sehen sie die Zukunft des gedruckten Buches in Konkurrenz zum E-Book?
Es wird auch künftig eine Gleichzeitigkeit von beidem geben. Ich kann sogar verstehen, dass jemand nicht 20 Bücher mit nach Thailand in den Urlaub nehmen möchte und deshalb einen E-Book-Reader einpackt. Meins ist das aber nicht, ich bin da eher altmodisch. Ich denke, das gedruckte Buch wird auch künftig seinen Markt haben.

Wie hoch ist der Marktanteil des gedruckten Buches im Vergleich zum E-Book in Ihrer  Buchhandlung?
Praktisch 100 Prozent. E-Books werden in der Regel nicht beim kleinen Fachhändler erworben, sondern bei den großen Portalen im Internet. Ich könnte daran im Übrigen auch kaum etwas verdienen. Letzlich können Buchhandlungen meines Erachtens nur vom Verkauf gedruckter Bücher leben, entweder wir verkaufen Print, oder gar nichts.

Mit wie viel Personal werden Sie in Lörrach tätig sein?
Wahrscheinlich mit fünf, sechs Leuten. Ich werde versuchen, an beiden Orten möglichst präsent zu sein.

Werden Sie ein Café oder eine Kaffee-Ecke anbieten?
Wir werden sicher kein betriebenes Café in der Buchhandlung einrichten, aber es wird eine Kaffeemaschine geben, und die Kunden werden ihren Kaffee nicht im Stehen trinken müssen.

Immer mehr große Buchhandlungen, auch Osiander, bieten Waren an, die mit Büchern nichts zu tun haben. Welche Rolle wird der so genannte Non-Book-Bereich bei Ihnen in Lörrach spielen?
Wir werden sicher einige Waren anbieten, die nicht aus Papier bestehen, aber wir werden kein Haushaltswarengeschäft eröffnen. Unser Fokus liegt auf Büchern.

Wenn Sie die beiden Städte Lörrach und Weil am Rhein vergleichen: Wie...
Ich werd’ den Teufel tun! (lacht) Ich sag’ einfach über beide das Gleiche.

Anders gefragt: Wie nehmen Sie Lörrach wahr?
Sagen wir so: Ich finde, der Weg von Weil nach Lörrach und umgekehrt ist längst nicht so weit wie es manchmal den Anschein hat und wie die Städte im ein oder anderen Fall damit umgehen. Am Ende leben wir alle in einem gemeinsamen Raum.