Von Kristoff Meller
Lörrach-Hauingen. Der Landkreis plant  im Gewerbegebiet Entenbad für sechs Monate eine Notunterbringung von Flüchtlingen. Als neuer Eigentümer stellt die Familie Nowak/Firma Glatt  das ehemalige Logistikzentrum der Gaba unentgeltlich aus humanitären Gründen zur Verfügung, teilten Stadt und Landkreis am Mittwoch mit. Die ersten Flüchtlinge sollen bereits Ende des Monats einziehen.

„Nun ist die Flüchtlingsbewegung auch bei uns angekommen“, erklärte Günter Schlecht, Ortsvorsteher von Hauingen, am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch wenn das Gelände offiziell auf Brombacher Gemarkung liege, erfolge die Anbindung über Hauingen. Schlecht rechnet es der Familie Nowak „hoch an“, das Gebäude angesichts der aktuellen Flüchtlingsentwicklung kostenlos für die vorübergehende Nutzung angeboten zu haben. „Die Zeit drängt, wöchentlich kommen neue Flüchtlinge in den Landkreis“, schilderte Schlecht.

Bürgerinformation am Dienstag

Gemeinsam veranstalten die Stadt Lörrach und der Landkreis am Dienstag, 20. Oktober, 19 Uhr, im Gemeindesaal der Evangelischen Kirche in Hauingen eine Bürgerinformation zu der vorübergehenden Nutzung des Industriegebäudes. Landrätin Marion Dammann, Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella, Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeister Michael Wilke werden über das Vorhaben und über die Möglichkeiten ehrenamtlicher Unterstützung informieren, bevor die  Bürger Fragen stellen können.

Um Platz für 150 Menschen für die Wintermonate zu schaffen, will der Landkreis das Industriegebäude kurzfristig für die Notunterbringung nutzen. Sobald der Kreis die notwendigen temporären Umbauten vorgenommen hat, steht die Unterkunft für die maximale Dauer von sechs Monaten zur Verfügung.

Die ersten Asylbewerber sollen laut Günter Schlecht bereits Ende des Monats einziehen. Er konnte sich am Mittwoch ein Bild von der vorhandenen Infrastruktur machen: „Toiletten für Männer und Frauen sind bereits vorhanden, und die bestehende Kantine kann  ebenfalls genutzt werden.“ Duschmöglichkeiten müssten hingegen noch geschaffen werden.

Das Gebäude soll auch für die Umsiedlung von Flüchtlingen genutzt werden, die bislang in Zelten im Landkreis untergebracht sind: „Wir müssen die Zelte in Steinen und Efringen-Kirchen vor dem Winter  abbauen", bestätigte Junia Folk, Pressesprecherin des Landkreises auf Anfrage. Wie viele Neuankömmlinge und wie viele Personen aus bestehenden Notunterkünften in Hauingen untergebracht werden, lasse sich aber noch nicht sagen. „Bei den Flüchtlingszahlen ist derzeit einfach wahnsinnig viel Bewegung drin“, erklärte Folk.

Der Landkreis hat seit September vier Notunterkünfte für Flüchtlinge in Hallen und Zelten eingerichtet (Schopfheim, Steinen, Efringen-Kirchen, Maulburg), weitere – unter anderem in Lörrach-Brombach, Weil am Rhein und Schwörstadt – sind derzeit in Planung oder im Aufbau.

Landkreis unter Hochdruck

Die bundesweit drastisch gestiegenen Zahlen hätten längst die regulären Gemeinschaftsunterkünfte im Kreis Lörrach erschöpft, was die Kreisverwaltung seit Monaten unter Hochdruck zur Prüfung von Gebäuden und Flächen im gesamten Kreisgebiet für die vorübergehende Versorgung der Menschen veranlasse.

Kamen 2014 noch 593 Personen als Flüchtlinge in den Landkreis Lörrach, so werden es bis zum Jahresende 2015 voraussichtlich mehr 2300 Personen sein. Ab sofort müssen pro Monat rund 450 Neuzugänge untergebracht werden, so dass allein für die Zeit bis zum Jahresende etwa 1100 zusätzliche Plätze geschaffen werden müssen, bei Berücksichtigung der 50 Abgänge, die im Schnitt monatlich stattfinden.

„Ich bin den Städten und Gemeinden im Landkreis sehr dankbar für ihre Unterstützung in dieser außerordentlichen Situation, die wir derzeit haben. Glücklicherweise ist die Kooperation ausgesprochen gut, ohne die die große Aufgabe der Flüchtlingsunterbringung für die Kreisverwaltung kaum zu stemmen wäre“, betont  Dammann in einer Mitteilung.