Lörrach. Die Schweizer Nationalbank hat am Donnerstag völlig überraschend die Koppelung des Franken an den Euro aufgehoben, was zu massiven Turbulenzen am Finanzmarkt führte. Der Franken hat deutlich zugelegt und lag am Freitag bei knapp einem Euro. Silvia Waßmer fragte Passanten, wie sie diese Entwicklung einschätzen.
 
Martin Schmiedlin, 35, Wittlingen:
„Durch die Wegnahme der Leitwährung wird  die Schweizer Exportindustrie auf lange Sicht zusammenbrechen. Die Grenzregion hingegen wird nun profitieren und so attraktiv werden, dass es sich wahrscheinlich schon lohnt, aus dem Wallis herzukommen. Am Wochenende brauchen Ortsansässige dann nicht mehr einkaufen zu gehen. Auch für die Grenzgänger ist es positiv, sie werden mehr Kaufkraft haben. Die Frage ist nur, ob das auf Dauer gut geht.“

Tobias König, 31, Basel:
„Ich finde es eine vernünftige Entscheidung. Der Franken sollte eine unabhängige Währung sein. Vermutlich wird  es nun noch mehr Grenzgänger geben, da natürlich auch die Anreize höher sind. Doch vielleicht werden die Schweiz und die Grenzregion dadurch auch näher zusammenwachsen.“

Nellie Schilling, 25, Binzen:
„Während es für uns unrentabel wird, in der Schweiz zu  shoppen, werden vermutlich  noch mehr Schweizer hier einkaufen, so dass wir  uns bald fremd  in  Lörrach fühlen. “

Claudia Sunzeri, 22, Weil am Rhein:
„Es wird  jetzt vermutlich noch mehr in Weil am Rhein und Lörrach eingekauft,  was sich auf die sowieso schon angespannte  Parkplatzsituation auswirken wird. Es wird noch voller werden.“

Wolfgang Butler, 48, Weil am Rhein:
„Für unsere Wirtschaft sehe ich keine Folgen, aber für die Schweizer Wirtschaft wird es schwierig. Vielleicht fängt sich der Kurs auch wieder. Der Grenzgürtel wird jedenfalls profitieren und es wird noch mehr Einkaufstourismus geben. Tanken in der Schweiz hingegen lohnt sich nicht mehr.“
 
Pappalardo Salvatore, 50, Lörrach:
„Für die Wirtschaft der Schweiz ist das schlimm. Auch für mich persönlich ist es schlecht, da ich meine Waren aus der Schweiz beziehe. Doch die Sorte Maroni, die ich verkaufe, gibt es in Deutschland nicht. Für Lörrach hingegen wird sich das positiv auswirken und schon morgen wird die Schlange am Zoll vermutlich bis weit in die Basler Straße reichen.
Ein weiteres Problem sehe ich – wenn es so bleibt – darin, dass der im Januar eingeführte Mindestlohn in Deutschland 8,50 Euro beträgt. In der Schweiz aber liegt er meist deutlich höher. Da werden es sich auf Dauer viele Arbeitnehmer in den  Bereichen  Erziehung, Pflege etc. überlegen, ob sie nicht in der Schweiz arbeiten.“

Rudolf Koch, 72, Lörrach:
„Die Kaufkraft hier in Lörrach wird ziemlich anziehen.  Ich habe aber die Befürchtung, dass die Preise als Folge  in die Höhe gehen.“

Knut Parthey, 47, Schönau:
„Ich sehe die Entwicklung negativ. Der Euro wird wahrscheinlich noch weiter fallen. Zudem kann   die Europäische Zentralbank ab nächster Woche jeden Schrott aufkaufen. Für den Einzelhandel hingegen wird dieser Kurs  ersteinmal Vorteile bringen. Später allerdings könnten sich die Wohnungspreise verteuern.“

Bernardo Winter, 62, Volkertshausen:
„Für uns ist dieser Kurs total schlecht. Zum Tanken lohnt es sich nicht mehr, in die Schweiz zu fahren. Lebensmittel sind in der Grenzregion jetzt schon teuer. Für den Handel wird es wahrscheinlich einen noch größeren Schwung geben, ich sehe das jetzt schon in Singen und Konstanz. Dies  wird  noch schlimmer werden. Diejenigen, die in der Schweiz ein Darlehnen haben, müssen jetzt allerdings auch mehr bezahlen.“

Sabitha Zappold, 20, Lörrach:
„Die Grenzgänger profitieren zwar  ersteinmal, doch langfristig könnten Stellen in der Schweiz abgebaut werden. Zudem stärken die Schweizer den deutschen Markt durch die  Nachfrage. Dadurch werden auch in Lörrach die kleinen Einzelhändler profitieren.“

Carlona Birck, 65, Lörrach:
„Ich finde es gut, dass die Nationalbank die Bindung an den Euro aufgegeben hat. Wenn der Franken weiter steigt, werden vermutlich auch viele Steuersünder schnell wieder aus der Schweiz raus sein. Ich denke aber, dass sich das Ganze nach etwa drei Wochen beruhigt.“

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