Lörrach Offen, bunt und tolerant

Die Oberbadische

Lörrachs Narrengilde hat zum Neujahrsempfang ins Gemeindehaus St. Fridolin eingeladen

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Vielfalt statt Einfalt, Offenheit für Neues, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen: Diese Haltung bildet das Gerüst der Lörracher Narrengilde, die gestern zum Neujahrsempfang ins Gemeindehaus St. Fridolin eingeladen hat.

„Dumm g’schwätzt isch gli“: Das saloppe Motto der Fasnacht 2015 hat es in sich: In seiner Rede kratzte Jörg Roßkopf an der Oberfläche des scheinbar harmlosen Satzes und legte Schicht um Schicht denkbare Konsequenzen von „dummem Gschwätz“ frei. Dabei wurde der Obergildenmeister deutlich: Er benannte das Potenzial von Internet und neuen Medien als „Vervielfältiger von Einfalt und Bosheit.“ Mit wenigen Klicks und dummen Bemerkungen könnten Menschen buchstäblich zerstört werden. Kritik sei wichtig, aber man müsse sich „danach noch in die Augen schauen können.“

Die Losung der Lörracher Fasnacht mahne – auch angesichts gegenwärtiger öffentlicher Debatten und Pegida – zu Toleranz: „Seid offen, seid bunt, und seht das als Chance und nicht als Gefahr. Alles Neue ist immer auch Chance und nicht nur Risiko.“ In dieser Tradition stehe die Lörracher Fasnacht, die deshalb auch keine „Brauchtumsveranstaltung im Sinne der Traditionalisten“ sei. Roßkopf: „Unsere Fasnacht lädt alle ein zum Mitmachen: Alle können und sollen bei uns eine Portion fasnächtlicher Glückseligkeit finden. Denn alle sind Geschöpfe Gottes.“

Die hiesige Fasnacht sei freilich „vom Kern her ein christliches Fest“, was die Narrenmesse am Fasnachtssonntag unterstreiche. Diese Basis sei zentraler Bestandteil ihrer Identität, gleichwohl dürften sich auch „Menschen einbringen, die in anderen Traditionen aufgewachsen sind.“

„Unsere Fasnacht ist für alle da“

Der Obergildenmeister wandte sich aber gegen jene „Gutmenschen, die, beseelt von einer übertriebenen politischen Korrektheit, Weihnachtsmärkte in Wintermärkte und St. Martins-Umzüge in Sonne-Mond-und-Sterne-Feste umbenennen und in Weihnachtsgottesdiensten islamische Lieder singen wollen.“ Es seien auch solche Bemühungen, „die das Gefühl vermitteln, dass uns Zuwanderer die Identität nehmen könnten. Die Zuwanderer selbst sind es dagegen kaum.“

Offenherzig und bunt geht’s beim Neujahrsempfang der Gilde ohnehin zu: Zum Auftakt zeigten die „Ohreputzer“, wie viel musikalische Energie in einer Nachwuchsguggemusik stecken kann. Im Anschluss an die Rede des Obergildenmeisters wurde mit den „Stettemer Füürteufel“ eine neue Clique offiziell vorgestellt. Die Zundel beeindruckten mit ihren menschlichen Pyramiden, und etliche der Anwesenden wurden mit Orden der Gilde geehrt.

Mentor Shalijani und Peter Reimtgut gaben mit ihren Auftritten den Gästen einen Vorgeschmack darauf, was Teenager bei der neu konzipierten McDonald’sParty.Mania erwartet (siehe weiteren Artikel auf dieser Seite).

Protektor Michael Wilke verabschiedete sich von den Narren mit Dank für „viele gute Momente“ – indes auch mit der Versicherung, dass Kaffee Lutz bei ihm nicht mehr in die Tasse komme, was aber nicht persönlich gemeint sei...

Mit einer ebenso authentischen und warmherzigen Ansprache wandte sich die neue Protektorin der Lörracher Fasnacht, Monica Rexrodt, an die Narren und ihre zahlreichen Gäste aus Politik und Gesellschaft. Es sei ihr „eine Freude und eine Ehre“, dieses Protektorat ausüben zu dürfen. Rexrodt bekräftige die Position Roßkopfs: Sie wünsche sich, dass die Fasnacht noch mehr Menschen in der Stadt erreiche, nicht zuletzt auch solche mit Migrationshintergrund. Denn: „Unsere Fasnacht ist für alle da.“

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