Von Kristoff Meller
Lörrach-Brombach. Die Stadt Lörrach hat am Mittwochabend gemeinsam mit dem Landkreis im Werkraum Schöpflin über die vorübergehende Errichtung von zwei Leichtbauhallen auf dem  alten Sportplatz in der Hugenmatt  zur Notunterbringung von rund 200 Asylsuchenden informiert.  Es werden wohl nicht die letzten  sein.

„Wir haben  einen Bedarf von 1300 Plätzen im Landkreis, die bis Jahresende geschaffen werden müssen“, erklärte  Landrätin Marion Dammann  den rund 200 Interessierten die aktuelle Situation. Darum müssten  weitere Grundstücke für kurzfristig   beziehbare Notunterkünfte geprüft werden. Dazu zählt neben dem Sportplatz auch die Fläche neben der Kindertagesstätte im Innocel-Quartier. Dort soll eine dritte Halle für rund 100 Personen errichtet werden (wir berichteten), die Prüfung sei jedoch noch nicht abgeschlossen. „Die Situation hat sich deutlich verändert, und es war schnell klar, dass die Gemeinschaftsunterkünfte nicht reichen werden“, erklärte Bürgermeister Michael Wilke. Aktuell sei Lörrach immerhin von der Anschlussunterbringung befreit, er mache sich angesichts des dramatischen Flüchtlingsanstiegs jedoch „keine Illusionen“.

Die Notunterkunft
Die Leichtbauhallen mit einer Größe von je 45x23 Metern  verfügen über eine größere Begegnungsfläche mit Sitzgelegenheiten. Die Sanitäranlagen für Männer und Frauen sind jeweils doppelt vorhanden. Angedockt an die Halle sind   je 28 Container, die jeweils mit maximal vier Personen belegt werden können. Die beiden Hallen werden auf die östliche Hälfte des Sportplatzes errichtet, die andere Hälfte soll als Spiel- und Freizeitfläche genutzt werden. Ein externer Dienstleister sorgt für die Vollverpflegung, eventuell wird laut Dammann auch eine mobile Kücheneinheit nachgerüstet.

Neben einer Heimleitung sind zwei Vollzeitstellen für Sozialbetreuung vorgesehen: „Notunterkünfte sind aufgrund der geringeren Rückzugsmöglichkeiten konfliktträchtiger als Gemeinschaftsunterkünfte, darum ist eine gute soziale Betreuung um so wichtiger“, erklärte Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella. Des weiteren werde es auch einen Sicherheitsdienst geben, der „rund um die Uhr“ anwesend sei und mögliche Konflikte unter den Flüchtlingen beruhigen und  die Unterkunft vor Übergriffen schützen soll. Das Sicherheitspersonal werde auch bereits in der Aufbauphase vor Ort sein: „Es gibt keine Anhaltspunkte für Übergriffe, aber wir wollen auf Nummer sicher gehen“, erklärte Zimmermann-Fiscella.

Die Sporthallennutzung
Die Nutzung der Sporthalle durch Vereine ist nicht beeinträchtigt.  „Bitte planen sie ihren Trainingsbetrieb ganz normal“, entgegnete Oberbürgermeister Jörg Lutz der Sorge eines  Vereinsvertreters.  Marion Dammann wies jedoch daraufhin, dass bei einer weiteren Zuspitzung der Situation auch aktiv genutzte Sporthallen   für die Unterbringung herangezogen werden müssten. „Sie sehen selber, was in der Welt passiert, da  wäre es vermessen, von Planungssicherheit zu sprechen.“ Zumal der Markt für Leichtbauhallen „leer gefegt“ sei. Für die  Kreissporthalle in der Wintersbuckstraße gebe es bereits entsprechende Pläne. „Ich hoffe, dieses Szenario tritt nicht ein, sonst wird die soziale Gemeinschaftsstruktur empfindlich gestört“, sagte Dammann.

Ein Mitglied der „Oktave Chratzer“, die in der Brombacher Halle ihren Fasnachtsball durchführen,  sprach sich für eine Aufstockung des Sicherheitspersonals für den Ball aus.  Das obligatorische Sicherheitsgespräch vor Veranstaltungen soll aufgrund der „neuen Voraussetzungen“, so  Wilke, ausgeweitet werden. „Ich fände es toll, wenn sich Narrenzunft- und gilde engagieren und den Flüchtlingen unsere Kultur näher bringen“, ergänzte Jörg Lutz.

Das Ehrenamt
Der Freundeskreis Asyl, der sich bereits  aktiv  in der Gretherstraße engagiert,  warb für einen Ausbau des  ehrenamtlichen Engagements: „Wir stellen gerne unsere Strukturen zur Verfügung“, erklärte Sprecher Markus Greiß. Mit den „bestehenden Ressourcen“ könne sich der Freundeskreis jedoch nicht um alle neuen  Einrichtungen kümmern. Darum bat er die Menschen aus der Umgebung der Notunterkünfte, sich aktiv zu engagieren.

Der Zeithorizont
Wie lange die Notunterkunft in der Hugenmatt bestehen bleibt, steht noch nicht genau fest. Das Textileinzelhandelsunternehmen Tally Weijl plant auf dem  eine Logistikhalle. Die Nutzungsdauer sei daher „voraussichtlich bis zum Frühjahr 2017“ beschränkt, erklärte Lutz. „Wir stehen im Wort gegenüber dem Unternehmen.“

Bereits am Montag beginnen die Vorarbeiten für die Notunterkunft. Bis spätestens Ende Oktober sollen beide Hallen stehen und bezugsfertig sein. „Nach dem heutigen Abend bin ich bestärkt, dass wir das gemeinsam schaffen“, erklärte Jörg Lutz abschließend.

Siehe Kommentar