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Lörrach Polizist für eine Nacht

Die Oberbadische
Bürgermeister Michael Wilke mit Polizeibeamten auf der Wache vor seiner „Nachtschicht“ Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Bürgermeister Michael Wilke begleitet Polizeistreife auf Nachtschicht / Campus deutlich ruhiger geworden

Von Kristoff Meller

Lörrach. Einen Eindruck über den Alltag der Polizei verschaffte sich Bürgermeister Michael Wilke in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei der Begleitung einer Streife auf ihrer Nachtschicht im Stadtgebiet.

„Das war wirklich ein Erlebnis“, berichtete Wilke, in dessen Zuständigkeit die städtische Kriminalprävention und Sicherheit fallen, beim gestrigen Pressegespräch. Der Bürgermeister begleitete die Beamten von 19.30 bis 5.30 Uhr und stellte anschließend fest: „So eine Schicht ist ganz schön lang. Wir waren zehn Stunden unterwegs, eine richtige Pause gab es nicht.“

Die gewonnenen Eindrücke stufte Wilke als sehr wertvoll ein: „Bei Tag erhält auch der aufmerksame Bürger nur ein eingeschränktes Bild der Stadt. Daher ist es für mich unerlässlich, auch diese Seite zu erleben, nicht nur aus Berichten, sondern hautnah.“

Der Bürgermeister war bereits 2013 (Schlossgrabenfest ) und 2014 (Stettener Straßenfest) jeweils eine Nacht auf Streife, um das „gegenseitige Verständnis zu vertiefen“ und suchte sich auch in diesem Jahr mit dem Weindorf wieder eine „Sonderschicht“ für seinen Besuch aus.

Im Weindorf kam es aber zu keinen nennenswerten Vorfällen, stattdessen führte der erste Einsatz laut Wilke zu einem von Jugendlichen angezündeten Mülleimer im Rosenfelspark, gefolgt von Ruhestörungen, häuslicher Gewalt und weiteren Vorfällen. „Wenn dazwischen nichts los war, führten die Beamten diverse Kontrollen (Alkohol, Drogen, Gurtpflicht) durch“, berichtete Wilke.

Den Schlusspunkt bildete eine Schlägerei gegen 4.30 Uhr vor einer Gaststätte an der Teichstraße (wir berichteten). Insgesamt waren zehn Streifen notwendig, um die Situation zu beruhigen. Der Beruf sei heute eine „echte Herausforderung“, sagte Wilke und äußerte großen Respekt vor der Arbeit der „sehr gut ausgebildeten Beamten“, nachdem er eine Nacht lang miterlebt habe, „was es heute bedeutet, Polizist zu sein“.

Durch den Blick hinter die Kulissen entwickle man auch ein anderes Bewusstsein für entsprechende Situationen, so Wilke. „Wenn man live mitbekommt, was morgens um 4.30 Uhr vor einem Lörracher Lokal los ist“, reagiere man am nächsten Tag im Rathaus ganz anders auf Anwohner-Beschwerden. „Man sagt nicht mehr so einfach, das muss man aushalten, wenn man in der Stadt wohnt.“ Die Stadt schlafe – anders als früher – nachts nicht mehr. Heute gingen viele junge Menschen unter 30 Jahren erst ab Mitternacht aus dem Haus.

Im Blickfeld standen auch Orte im Stadtgebiet, die regelmäßig Gegenstand von Beschwerden der Bürger sind. Positive Entwicklungen beobachtete Wilke dabei beim Campus Rosenfels: „Das war eine heiße Ecke, aber es ist wirklich ruhiger geworden.“ Gemeinsam mit zahlreichen Akteuren wie Polizei, Schulleitung und SIP-Team habe man „ein ganzes Bündel von Maßnahmen umgesetzt“, die nun ihre Wirkung zeigten. Auch im Grütt sei es „aktuell recht friedlich“, lediglich der Müll bleibe ein großes Problem. Neu hinzugekommen zu den problematischen Orten sei hingegen der Museumshof, so Wilke.

Generell lasse sich eine Verschiebung diverser Partys und Treffen an die Wiese feststellen, diese verlaufen laut Wilke in aller Regel jedoch ohne Probleme, da dort wesentlich weniger Anwohner betroffen seien. Durch Gespräche mit den Jugendlichen sei aber klar geworden: „Es gibt ein klares Bedürfnis für kleinere Räume, um beispielsweise Geburtstage oder andere Feste zu feiern.“

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