Lörrach (ndg). Die Zahl der Menschen, die von der Räumung ihrer Wohnung bedroht sind, steigt ebenso wie die Zahl der Obdachlosen in Lörrach. Im Ausschuss für Umwelt und Technik legten Stefan Heinz, der Leiter des Erich-Reisch-Hauses, und Sylvia Ziegler gestern den Tätigkeitsbericht für das vergangene Jahr vor. Das Konzept zur Einrichtung einer Fachstelle Wohnungssicherung wurde aufgrund der steigenden Zahlen der angekündigten Wohnungsräumungen im Jahr 2009 vom Erich-Reisch-Haus gemeinsam mit dem Fachbereich Bürgerdienste und dem Arbeitskreis Obdachlosigkeit der Stadt erarbeitet. Ziel war und ist es, Wohnungslosigkeit zu verhindern. Stefan Heinz berichtete, dass im vergangenen Jahr 103 Haushalte erreicht wurden. Dies sind fast 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei 42 Prozent der Betroffenen war bereits die Räumungsklage anhängig. 21 Prozent hatten eine Kündigung erhalten. Die Zahl der betroffenen Familien ist im vergangenen Jahr von 26 auf 44 Prozent gestiegen. Rund ein Drittel waren alleinstehende Männer. Heinz betonte, dass sich die Arbeit der Fachstelle bewährt hat. Bei 16 Haushalten konnte die Wohnung direkt gesichert werden, weitere 27 konnten eine neue Wohnung finden und umziehen. Das bedeutet, dass sich bei etwa 71 Prozent der Haushalte die Gesamtsituation stabilisiert und verbessert hat. Mit den negativen Auswirkungen des angespannten Wohnungsmarktes hatte auch die Fachstelle zu kämpfen. Die Zahl der von Mietschulden betroffenen Haushalte ist gegenüber dem Vorjahr um 34 Prozent gestiegen. Die Fachstelle Wohnungssicherung ist unter diesen Umständen wichtiger denn je, stößt aber bereits jetzt an Grenzen, da sich keine Verbesserung auf dem Wohnungsmarkt zeigt. Daher empfiehlt Heinz, die Präventionsarbeit auszubauen. Die Kapazität der Fachstelle sollte erweitert werden. Zudem könnte die Einführung einer mobilen Obdachlosenbetreuung mit Beratung, persönlichen Hilfen und Unterstützung das Angebot der AGJ-Wohnungslosenhilfe erweitern. Perspektivisch sollte neuer Wohnraum für Personen errichtet oder bereitgestellt werden, die nicht in der Lage sind, auf dem freien Wohnungsmarkt unterzukommen. Als positives Beispiel wurde das Projekt Wohnbau Lörrach an der Dammstraße erwähnt, ebenso das Wohnprojekt Riesgässchen. Hier wird ein inklusiver Ansatz mit Wohnungslosen, Studenten und neu auch mit Flüchtlingen im Wege der Anschlussunterbringung praktiziert. Zudem sollte die Stadt prüfen, ob die Einrichtung einer zusätzlichen kommunalen Obdachlosenunterkunft sinnvoll ist. Dies werde umso dringlicher, als auch die Kapazitäten der Notschlafstelle und der Wohnbau Lörrach ausgeschöpft seien. Bürgermeister Michael Wilke bestätigte: „Die Versorgung von Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, ist eine kaum noch zu bewältigende Pflichtaufgabe der Stadt.“ Die Zahl der obdachlosenpolizeilich eingewiesenen Personen stieg von 2012 auf 2014 von 150 auf 250 Personen. Zwölf Haushalte, denen eine Zwangsräumung drohte, mussten eingewiesen werden. „Mit dem Fazit der Fachstelle wird die Stadt nun in die weitere Prüfung gehen, um Lösungen für die prekäre Situation zu entwickeln“, erklärte Wilke. u  Wir berichten noch.