Lörrach Realsatire mit roten Ampeln

Die Oberbadische
Comedian und Kultreporter Alfons gastierte zum wiederholten Mal im Burghof und begeisterte das Publikum. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Deutsch-französische Völkerverständigung mit Alfons im Lörracher Burghof

Von Gerd Lustig

Lörrach. Vorurteile sind dazu da, dass sie auch bedient und beim Namen genannt werden. Doch nicht etwa, dass der Comedian und Kultreporter Alfons, der mit bürgerlichem Namen Emmanuel Peterfalvi heißt, die Freundschaft von Deutschen und Franzosen dabei aufs Spiel setzt. Mitnichten. Es ist allenfalls der bewusst gewählte Versuch, die jeweiligen Eigen- und Gewohnheiten aufs satirische Korn zu nehmen und sich daran ein wenig schelmisch schadlos zu halten.

Und weil er das als Franzose, der zwar seit mittlerweile 23 Jahren in Hamburg lebt, natürlich nach wie vor mit unüberhörbarem Akzent tut, sind seine Shows immer wieder den Besuch wert. Das Ganze hat mehr als nur eine kleine Prise von Völkerverständigung. So war’s auch jetzt wieder im nahezu ausverkauften Burghof. Zwar hatte Alfons im Vorfeld versprochen, mit der anrührenden Geschichte des liebenswerten und schlagfertigen Rentners Heinz, den er einst auf dem Wochenmarkt in der Hansestadt kennengelernt und über Jahre hinweg begleitet hatte, nach Lörrach zu kommen. Doch spannte der 47-Jährige sein Publikum, was das betraf, ein wenig auf die Folter und tischte diese besondere Story, aufgepeppt mit zahlreichen Videoeinspielungen, erst nach der Pause auf.

Zu allererst präsentierte sich Alfons so, wie man ihn seit Jahren kennt. Da steht er einfach da im Rampenlicht, bewusst underdressed in orangefarbener Trainingsjacke, brauner Schlabberhose, Turnschuhe und – na klar –mit treuherzigem Blick und dem charmanten Akzent. Es ist unverkennbar: Hier ist Alfons in seinem Element. Natürlich darf auch sein längst zum Markenzeichen gewordenes Puschelmikrofon, das er einst als Sechsjähriger mal geschenkt bekam, nicht fehlen. Mittels eingespielter Umfragebeiträge kommt es auch an diesem Abend zum Tragen. Und die teils spontanen, skurrilen und absonderlichen Antworten garantieren den maximalen Lacherfolg. Es ist meist Realsatire pur.

Alfons hat also gut lachen, denn sein Publikum lacht meistens freiwillig mit. Er zündet eine Pointe nach der anderen. Der Erfolg ist vor allem dadurch garantiert, weil er alles auf seine liebenswürdige, charmant ironisierende Art tut und dabei Viele und Vieles, aber auch sich selbst aufs Korn nimmt. Das kommt an. „Auf Drei rufen alle ihren Beruf in den Saal“, fordert er. Da kaum etwas zu vernehmen ist, folgert er: „Alles Arbeitslose“.

Fürwahr, kaum einer redet so liebenswert humorvoll und entlarvend komisch über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Franzosen und Deutschen wie er. Er gibt Einblicke in die deutsche Mentalität, erklärt wie die „korrekten und die Ordnung liebenden“ Deutschen ticken. „Ihr bleibt vor roten Ampeln stehen, im Regen, auch wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist“, erzählt er und folgert daraus: „Eigentlich hätte es die Mauer nicht gebraucht, eine rote Ampel hätte genügt“. Oder auch zum Thema Streik: „Drei Stunden warnstreiken – in Frankreich nennen wir das Mittagspause.“ Auch ruft Alfons zum Machen von mehr Babys auf. Gleichwohl käme für ihn ein Appell von Kanzlerin Angela Merkel einem Aufruf von Rainer Calmund gleich, der da forderte: „Esst mehr Obst.“

Nach der Pause wird Alfons auf der Bühne von der Pianistin „Natalie aus St. Petersburg“ unterstützt, die leise im Hintergrund am Flügel und auf dem Akkordeon spielt, während Alfons aus seinen Briefen an „Maman“ in Frankreich liest – oder aber über jenen Rentner Heinz berichtet. Da wird die Show poetisch-komisch, ja am Schluss sogar ganz anrührend, wenn Heinzens Herzenswunsch nach einem Besuch der Schule seines ersten Schulgangs im Jahr 1922 in Berlin in Erfüllung geht.

Ob sich indes des letztlich verstorbenen Seniors Wunsch erfüllt, dass auch heute noch alle Kinder in der Schule lernen „Ein Kreis ist eine krumme, in sich wiederkehrende Linie, deren Abstand zum Mittelpunkt von allen Seiten gleich ist“, bleibt aber wirklich dahingestellt.

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