Lörrach (zet). In 30 Ländern wurde am Sonntag der „Europäische Tag der Jüdischen Kultur“ unter dem Motto „Sprachen der Juden“. Wie mannigfaltig diese sind, vermittelte ein Blick ins Programmheft, das die Veranstaltungen in Baden-Württemberg und dem Elsass verzeichnete. So ging es in Breisach um die Sprache der badischen Juden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in Kippenheim um Westjiddisch am Oberrhein und in Straßburg um das Judäa-Elsässische. In der Synagoge in Lörrach gab es einen Überblicksvortrag. Moshe Flomenmann, Gemeinderabbiner in Lörrach und Landesrabbiner von Baden, zog vor knapp 60 Zuhörern einen weiten historischen Bogen, der 3300 Jahre zurückreichte bis in die Zeit, als Moses mit dem Volk Israel die Thora am Berg Sinai (mündlich) empfangen haben soll. Von der später in althebräisch erstmals verschriftlichten Thora und dem auf aramäisch verfassten Talmud schlug Flomenmann die Brücke zu den „vielen Sprachen des Judentums“, zu denen auch das West- und Ost-Jiddische gehören. Das Vokabular des Jiddischen entstammt zum Großteil der deutschen Sprache, es wird aber in Deutschland und Frankreich kaum mehr gesprochen. In Belgien, England und Amerika dagegen schon, so der 1982 geborene Moshe Flomenmann, der selbst Jiddisch spricht. Die eine jüdische Sprache gibt es nicht, fasste er zusammen, wohl aber „eine Sprache von Respekt“ als gemeinsamer Nenner aller im Judentum verwendeten Sprachen, ein „Schalom“ als Auftakt und Grundhaltung allen Sprechens. Flomenmann ging auch auf die jüdische Religionspraxis im Allgemeinen und in der Lörracher Gemeinde im Besonderen ein. Die 1995 neu gegründete Israelitische Kultusgemeinde Lörrach zählt 480 Mitglieder, davon stammen 95 Prozent aus der ehemaligen Sowjetunion. Die meisten können kein Hebräisch. Im Vergleich mit den zehn jüdischen Gemeinden in Baden ist die Lörracher Gemeinde eher klein, gleichwohl aber von einem aktiven Gemeindeleben geprägt. Unter anderem gibt es eine gut besuchte Sonntagsschule, staatlich anerkannten Religionsunterricht und Thora-Lernstunden (auch in Russisch), zudem ist ein Kindergarten geplant. Nach dem Vortrag wurden dutzende von Fragen gestellt, darunter grundlegende wie zum Beispiel: Welchem Sinn dient die Beschneidung" Was geschieht am Sabbat" Warum sitzen Männer und Frauen in der Synagoge getrennt" Zum Abschluss führte Rachel Scheinker durch die Synagoge und zeigte unter anderem den Thoraschrein mit den Thorarollen und den Tisch (Bima), auf dem sie gelesen wird.