Lörrach Schöne heile Schwabenwelt

Die Oberbadische
Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Unterhaltung: Hannes und der Bürgermeister an zwei Abenden im Burghof

Von Ursula König

Lörrach. Die Welt könnte so einfach sein, ginge es nach dem Willen des selbstverliebten Bürgermeisters eines kleinen Städtchens irgendwo im Schwabenländle.

Wäre da nicht Hannes, sein Amtsbote, der gerne am Lack der Bürgermeisterfassade kratzt. Das Gastspielbüro Aalen präsentierte am Montag und Dienstag vor voll besetzten Reihen im Burghof mit „Hannes und der Bürgermeister“ einen erfolgreichen Klassiker, der seit zwei Jahrzehnten im SWR Fernsehen ausgestrahlt wird.

Die lose Folge schwäbischer Volkstheaterszenen wurde für den Lörracher Auftritt in das Thema „Weiter em Text“ gebündelt. Traditionsverbunden und mit hintersinnigem Humor heizten die vier „Haus- und Hofmusikanten“ von „Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle“ begleitend das Geschehen ein, das einen süffisanten Blick auf die „ganz normale“ schwäbische Alltagswelt wirft. Zwischen Schein und Sein deckt der pfiffige Amtsbote die kleinen Schwächen seines Dienstherrn auf und zieht mit bodenständigem Humor durch die schöne heile (Schwaben)-Welt, um das Beharren auf gesellschaftlichen Konventionen auch mal der Lächerlichkeit preiszugeben.

Schwäbische Volkstheaterszene zeigt sich hier mit kabarettistischem Anspruch. Es ist ein eingespieltes Team mit Albin Braig als Hannes und Karlheinz Hartmann als Bürgermeister. Dieses Duo steht für Machtverteilung im Alltag, die wenig hinterfragt wird. Doch dieses Spiel macht der langgediente Amtsbote nicht mit. Wie ein Maulwurf untergräbt er die Herrschaft seines Chefs, der an Fasnacht die Rolle des Cäsars wählt und der Amtsbote muss zum Sklaven mutieren. Doch dessen Rache ist süß. Während das sonst uneingeschränkt regierende Stadtoberhaupt noch in zarten Erinnerungen an den Fasnachtsball, insbesondere an „Schneewittchen“ (die Gleichstellungsbeauftragte) schwelgt, von denen seine Frau besser nichts wissen sollte, hilft Hannes dem verkaterten Erinnerungsvermögen des Cäsaren mit offensichtlicher Schadenfreude nach.

Dann zeigt sich, dass der ansonsten sehr auf die Moral im Städtchen bedachte Oberhirte ganz andere Seiten in sich trägt. Wie gut, dass auch der Pfarrer nur ein Mensch ist, der Erkältungskrankheiten am liebsten in der gemischten Sauna des Nachbarortes vorbeugt und am Rosenmontag als Mutter Theresa auch mit dem Bürgermeister ein engeres Tänzchen wagt. Auf diese Enthüllungen spendiert der Bürgermeister erstmal eine Runde „Schnäpsle“ – da kann Hannes nicht nein sagen.

Wer legt sie denn fest, die Hierarchien und was wäre, wenn die Rollen anders verteilt wären? Dieser Frage widmet sich die Zugabe nach einer mit begeistertem Applaus gefeierten Vorstellung. Und siehe da: Die Lebensschule, die Hannes durchlaufen hat, zeigt sich für alle Eventualitäten des Alltags tauglich. Die beste Fassade nützt wenig, wenn man mit Scheuklappen durchs Leben stolziert. Und vielleicht sickern die Anspielungen ja auch ins Innerste des Bürgermeisterherzen durch, wenn er beim nächsten Mal anordnet: „D’r Hannes soll reikomma!“

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