Lörrach Schönes Land – ungutes Gefühl

Die Oberbadische
Traumziel oder nicht: die Türkei Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Türkei-Urlaub: Wie Reisebüros die Auswirkungen aufs Tourismus-Geschäft sehen

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Der türkische Ministerpräsident Erdogan erhitzt die Gemüter – auch hierzulande. Ein sichtlich empörter Außenminister Gabriel warnte nun Urlauber „vor Willkür am Bosporus“. Was allerdings nicht gleichbedeutend mit einer Reisewarnung zu sehen ist – auch rechtlich nicht. Welche Auswirkungen diese Entwicklung für das Tourismusgeschäft hat, wollten wir von Reisebüros in Lörrach wissen.

Michael Seilnacht, Geschäftsführer von First Seilnacht, weiß aus Erfahrung, dass solche Politiker-Aussagen viele Reisewillige verunsichern. Persönlich hält er die Türkei für ein absolut sicheres Reiseland. „Ankara ist von den Tourismus-Zentren weit weg“. Das seit rund 15 Monaten stark rückläufige Türkeigeschäft befand sich insgesamt gerade auf einem Erholungskurs. Kunden und eigene Mitarbeiter seien jüngst ins Land gereist – und mit durchweg positiven Erfahrungen zurückgekehrt. „Die Hotels sind angenehm und nicht zu voll, Sie werden äußerst herzlich empfangen und von vielen Anbietern geradezu verwöhnt. Außerdem ist das Preis-Leistungsverhältnis natürlich noch interessanter geworden. Gerade für Reisende mit etwas schmalerem Budget halte ich die Türkei für ein gutes Reiseziel. Es ist schließlich ein wunderschönes Land.“ Allerdings könne und wolle nicht jeder Urlauber die politische Lage ausblenden. „Diese Entscheidung müssen wir unseren Kunden überlassen.“ Ob verunsicherte Reisewillige, die sich bereits für die Türkei entschieden haben, aktuell umbuchen oder stornieren können, liege allein an der Kulanz der Veranstalter.

Absolute Sicherheit gebe es im übrigen nirgendwo – nicht einmal für Menschen, die daheim bleiben.

Aron Stiefvater, Geschäftsführer der gleichnamigen Reisebüros, berichtet auf Nachfrage von ähnlichen Erfahrungen. „In den letzten Wochen steigen die Türkei-Buchungen.“

Empfehlungen werden keine gegeben

Die Kunden teilten sich in zwei Lager: die einen wollen das Land und vor allem dessen Präsidenten grundsätzlich nicht unterstützen; die anderen halten dem für sie tollen Reiseland weiterhin die Treue. „Das ist eine persönliche Entscheidung. Wir bieten die Türkei weiter als Reiseziel an, geben aber keine Empfehlungen. Wir können unseren Kunden nur weitergeben, was zurückgekehrte Türkei-Urlauber berichten. Und die sind im allgemeinen zufrieden bis glücklich, weil sie sogar mehr als üblich für ihr Geld bekommen.“

Gerd Müller, Büroleiter von TUI, sieht derzeit keine allzu große Verunsicherung bei Türkei-Reisenden. „Die, die schon gebucht haben, wussten ja über die politische Lage in der Türkei Bescheid.“ In den letzten acht Wochen hätten die Buchungen sogar zugenommen, sicherlich auch bedingt durch viele günstige Angebote. Inzwischen aber zögen die Preise für die Hauptsaison eher wieder etwas an. „Der Mittelmeerraum ist eben schon ziemlich voll.“ Ratsuchende Kunden werden natürlich auf den Ist-Zustand in der Türkei hingewiesen. „Wer mit einem unguten Gefühl eine Reise bucht, dem würde ich eher abraten. Das ist schließlich keine gute Basis für den Urlaub“, so Müller.

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