Von Markus Greiß Lörrach. Lörracher Familien mit schulpflichtigen Kindern sind derzeit viel beschäftigt. Es verstreicht kaum eine Woche, in der nicht mindestens eine Schule mit Tagen der offenen Tür um Schüler wirbt. So auch die Freie Waldorfschule Lörrach, die im Rahmen eines „Pädagogischen Wochenendes“ ihren Unterricht vorgestellt hat. Die Zielgruppe dieser jährlichen Veranstaltung sind Eltern von künftigen Erstklässlern sowie von Kindern, die etwa in die Klasse 5 quereinsteigen. Bei einem Vortrag am Freitag und simulierten Unterrichtsstunden am Samstag konnten sich diese Eltern einen Eindruck von einer Schule verschaffen, die sich deutlich vom staatlichen Schulsystem unterscheidet. So steht etwa in der 1. Klasse neben Deutsch und Rechnen das „Formenzeichnen“ auf dem Stundenplan, wie Lehrerin Christiane Wehnert im Gespräch erläuterte. Die Kinder lernen, freihändig Geraden, „Krummen“ und verschiedene Muster zu zeichnen, was die Handgeschicklichkeit und den Blick schulen und eine Vorübung für das Schreiben, die Geometrie und die bildende Kunst sein soll. Anders als in staatlichen Schulen behalten die Klassenlehrer ihre Klassen zudem meist von der ersten bis zur achten Klasse und unterrichten dort sämtliche Hauptfächer, darunter Mathematik, Deutsch, Geschichte, Chemie und Biologie. In der Mittelstufe ist die Struktur der bis zu 32 Schüler starken Klassen nach den Worten Wehnerts die einer „integrierten Gesamtschule“. Es gelte, Schüler sehr unterschiedlicher Leistungsniveaus gemeinsam zu unterrichten. Dennoch ist laut Waldorf-Lehrer Jürgen Jak der prozentuale Anteil der Abiturienten an der Waldorfschule höher als im staatlichen Schulsystem. Und das, obwohl die Schüler bis einschließlich Klasse 9 keine Noten erhalten, sondern am Schuljahresende anhand von Entwicklungsberichten beurteilt werden. Gegen Noten in den tieferen Klassen spräche, so Jak, dass diese bei schwächeren Schülern demotivierend wirken könnten. Eine Beurteilung sei differenzierter und eher geeignet, den individuellen Menschen abzubilden. Den Schülern scheint gerade dieser Aspekt zu gefallen, wie Achtklässlerzitate auf einem Plakat im Schulhaus verdeutlichten. Dort heißt es: „Ich gehe gerne auf die Waldorfschule, weil meine Arbeit nicht benotet wird und weil man nicht unter Druck gesetzt wird.“