Von Kristoff Meller

Den Job kündigen, den Rucksack packen und auf Weltreise gehen. Viele träumen von diesem Abenteuer. Die Freiburger Patrick Allgaier und Gwen Weisser haben sich diesen Traum erfüllt und sind unterwegs auch noch Eltern geworden. Mit ihrem Film „Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“ touren sie nun durch Deutschland und sorgen für ausverkaufte Kinosäle – auch in Lörrach.

Lörrach. Wer am Freitag- oder Samstagabend spontan ins Free Cinema wollte, hatte schlechte Karten. Denn diese gab es nur an der Abendkasse und waren kurz nachdem die Türen geöffnet wurden auch schon ausverkauft. Selbst für die Zusatzvorstellungen zu später Stunde waren die Tickets innerhalb kürzester Zeit vergriffen.

„Ich bin überwältigt vom Interesse“, begrüßte Allgaier am Samstagabend diejenigen, die eine Karte ergattert hatten. Die beiden anderen Hauptdarsteller fehlten. Sohn Bruno wollte nach vielen Nächten bei Oma endlich wieder einmal von seiner Mama ins Bett gebracht werden.

Dreieinhalb Jahre war das Paar unterwegs und legte 97 000 Kilometer zurück, ohne ein Flugzeug zu benutzen. Ihr Budget betrug rund fünf Euro pro Tag, oftmals arbeiteten sie für Kost und Logis.

Gestartet wurde an Ostern 2013 in Freiburg per Anhalter Richtung Moskau, danach ging es weiter durch den Kaukasus und Zentralasien nach Sibirien. Dort hielt Weisser eines Tages einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Nach Hause fliegen stand aber für beide nicht zur Debatte, solange alle drei gesund sind.

Mit einem Containerschiff überquerten sie von Japan  den Pazifik nach Mexiko. Dort kauften sie den VW-Bus „Carlos“ und freundeten sich mit zwei Hebammen für eine Hausgeburt an, bevor sie nach der Geburt zu dritt durch Mittelamerika reisten.

Nach einer weiteren Schiffspassage nach Europa wanderten sie von Barcelona aus die letzten rund 1200 Kilometer zurück nach Freiburg. So konnten sie sich Schritt für Schritt wieder akklimatisieren.
 
Einen Bruchteil der Erfahrungen und Eindrücke haben sie in einem zweistündigen Film verarbeitet. Dieser kommt ohne Drehbuch oder großen technischen Aufwand aus. Er   präsentiert viele Blicke auf die Welt und ihre Menschen, wie man sie aus dem Fernsehen nicht kennt. Ihr Fazit: Es gibt überall wunderbare Menschen – man muss einfach offen sein.

Authentisch und persönlich

Gefilmt hat der gelernte Kameramann größtenteils mit einem kleinen Camcorder, für die spektakulären Landschaftsaufnahmen, beispielsweise vom Pamir Highway in Zentralasien, hatte er noch eine Spiegelreflexkamera mit Videofunktion im Rucksack.

Insgesamt ist der Film sehr authentisch, teilweise auch sehr persönlich, wenngleich das Paar dennoch nicht alles von sich und vor allem von ihrem jungen Familienglück preisgibt. Zwischendurch blieb die Kamera einfach aus, um den Moment zu genießen.

„Zeit ist der große Luxus bei so einer Reise“, erklärt Allgaier beim Publikumsgespräch. An vielen Orten verbrachten sie mehr Zeit als geplant. Weisser verliebte sich beispielsweise in das Land Georgien und beide waren von der Gastfreundschaft in Pakistan überrascht. „Wir wollten einfach sehen, wie die Länder wirklich sind“, sagt Allgaier. Das durch die Medien vermittelte Bild sei völlig unvollständig.

„Hattet Ihr keine Angst?“, ist auch eine der Fragen, die das Publikum interessierte. „Nein, es gab für mich auf der ganzen Reise keinen richtigen Angst-Moment“, antwortet Allgaier – trotz Wasserknappheit in der Einöde, Skorpionen im Wohnzimmer und einer Polizeieskorte durch ein Taliban-Gebiet.

Irgendwann werde das Reisen zum Alltag und damit Normalität. „Dadurch steigt auch jeden Tag das Vertrauen, wobei ich nicht weiß, ob ich in manche Autos noch einmal zum Trampen einsteigen würde.“

Weitere Vorführungen und Informationen unter www.weitumdiewelt.de