Lörrach. Mit dem Jahreszeitenwechsel werden nicht nur Wintermäntel und warme Pullover von hinten aus dem Schrank hervorgeholt, auch die Autos sollten für die kalte Jahreszeit fit gemacht werden. Was bei der Winterreifenwahl wichtig ist, und ob überhaupt spezielle Reifen benötigt werden, beantwortet Jörg Keller, Prüfstellenleiter des TÜV SÜD Lörrach.
 
Herr Keller, warum braucht man überhaupt Winterreifen?
Der Bremsweg ist mit Winterreifen  deutlich kürzer, da ihre Gummimischung  speziell für die niedrigen Temperaturen ausgelegt ist.
 
Braucht jeder Autofahrer Winterreifen?
Ja, es besteht eine gesetzliche Winterreifenpflicht bei winterlichen Straßenverhältnissen. Deshalb brauchen alle Kraftfahrzeuge und Motorräder, außer Anhängern, Winterreifen.  Das heißt, wenn man sein Auto bei Schneefall zuhause stehen lässt und somit nicht bewegt, braucht man – zumindest vom Gesetz her – keine Winterreifen. Diese Pflicht gilt allerdings nur bei Schneefall beziehungsweise Glatteis.
 
Zu welchem Zeitpunkt sollte man auf Winterreifen umsteigen?
Grundsätzlich wenn die kalte Jahreszeit beginnt. Man sagt, dass mit dem Wechsel der Uhr zur Winterzeit auch die Reifen dran sind. Es gibt allerdings keine vorgeschriebene Zeit, meist nutzt man die Reifen von Oktober bis März.

Wie lange halten Winterreifen etwa?
Das kann man nicht pauschal sagen. Es kommt immer auf die Marke und das Fahrverhalten an. Ich rate, mindestens drei bis vier Millimeter Profil auf dem Reifen zu haben, sonst verschlechtert sich das Fahrverhalten deutlich. Gesetzlich sind jedoch nur 1,6 Millimeter vorgeschrieben. Am Anfang jeder Saison sollte man auf jeden Fall die Reifen kontrollieren, ob  keine Alterungsrisse vorhanden sind.
 
Wie kann man die Reifen pflegen?
Durch die Lagerung. Über die Sommermonate lagert man sie am besten in einer dunklen Garage oder einem Keller. Bei falscher Lagerung können sich Altersrisse bilden, die das   Profil aushärten und den  Bremsweg deutlich verlängern.
 
Kann man  Winterreifen über das ganze Jahr hinweg benutzen, um sich das Wechseln zu sparen?
Theoretisch würde das gehen, jedoch ist die Form und die Geometrie des Reifens anders als bei Sommerreifen. Das führt zu einer schlechteren Fahrweise im Sommer, einem erhöhten Spritverbrauch und einer deutlich höheren Geräuschkulisse, da Winterreifen wesentlich lauter sind.

Was halten Sie von Allwetterreifen?
 
Diese Art Mischung aus Sommer- und Winterreifen ist  grundsätzlich zugelassen. Wichtig ist, dass hier die M+S-Kennzeichnung (Matsch und Schnee)  auf den Reifen ist, damit sie für den Winter zugelassen sind. Die negativen Eigenschaften der Winterreifen im Sommer, sind deutlich reduziert, trotzdem verbraucht man etwas mehr Kraftstoff . Die ‘originalen’ Winterreifen sind also trotzdem besser, es kommt allerdings auch auf das Fahrverhalten an, ob man viel oder wenig  fährt.
 
Haben Sie eine Empfehlung für die Autofahrer in der Region?
 
Am besten ist es, auf Winterreifen  zu wechseln. Gerade hier in der Schwarzwaldregion muss man im Winter durchaus mit Schnee rechnen. Und dann ist es einfach sicherer mit Winterreifen.
 
Auf was muss man beim Kauf achten?
Zuerstmal auf die richtige Größe, damit die Reifen richtig sitzen. Dann auf das Produktionsdatum – sie dürfen  nicht zu alt sein – und auf das Schneeflockensymbol beziehungsweise die M+S Kennzeichnung.
 
Kann man sagen, teuer ist  besser?
Nein, teure Reifen haben oft eine längere Laufleistung, also einen geringeren Verschleiß. Jedoch muss man beim Kauf auf sein eigenes Fahrverhalten achten, wie oft man überhaupt fährt.

Kann man die Reifen selbst montieren, oder sollte man sie lieber vom Fachmann montieren lassen?Je nach handwerklichem Geschick kann man seine Reifen auch selbst wechseln. Ist man sich jedoch nicht sicher, sollte man lieber in eine Werkstatt gehen. Bei der Montage ist dann wichtig, dass man auf die Laufrichtung der Reifen achtet und die Felgen richtig sitzen beziehungsweise die Radschrauben richtig angezogen sind.
 
Die Fragen stellte Elena Polnau