Viele Christen feierten in den vergangenen Tagen in den Lörracher Gemeinden den Sieg des Lebens über Tod und Dunkelheit. Mit Gottesdiensten und Feiern wurden die Anfänge des Christentums gewürdigt und die Bedeutung der Botschaft des Friedens für die heutige Zeit hervorgehoben. Von Ursula König Lörrach. Für Christen ist Ostern das wichtigste Fest im Kirchenjahr. Der Samstag ist der stillste Tag. Auch in der Fridolinskirche schwiegen die Glocken. Zur Feier der Osternacht strömten die Kirchenbesucher am späten Samstagabend während des „Ratschens“ auf den Platz vor dem Pfarrhaus. Dort stimmte ein Osterfeuer auf die Lichtfeier ein. In die noch dunkle Kirche wurde die Osterkerze getragen, deren Licht sich nicht nur symbolisch ausbreiten soll. Der festliche Gottesdienst in der dicht besetzten Kirche spannte einen Bogen bis zur Entstehungsgeschichte der Menschheit aus biblischer Sicht, „damit wir nicht vergessen, wo wir herkommen“, wie Pfarrer Thorsten Becker anmerkte. Der „Freiheit zum Aufstand“ widmete Becker seine Predigt. Er schilderte das Gespräch mit einem syrischen Professor, der ein angesehener Gelehrter in seiner Heimat war. „Freiheit“, so erklärte er, war für ihn eine innere Einstellung. Als sein Leben zerbrach, weil seine Freiheit für das Regime zu gefährlich wurde, erlebte er, was es bedeutete, einer von vielen zu sein. Als Flüchtling, der in Lörrach eine neue Heimat fand, musste er die Weichen in seinem Leben neu stellen. „Freiheit“, so erklärte Becker, „ist ein göttliches Geschenk“. Und dies werde Christen mit dem Glauben an die Auferstehung zuteil. Denn Ostern sei nicht nur die Befreiung vom Tod, sondern könne darüber hinaus auch als Befreiung von den „Unfreiheiten des Lebens der Einzelnen“ verstanden werden. Freiheit sollte zudem als Gabe und Aufgabe verstanden werden zur Befreiung anderer. Ostern, so fasste er zusammen, schreie förmlich nach Aufstand gegen Selbstgerechtigkeit, und politischen Extremismus, insbesondere da, wo Flüchtlinge zum „Problem“ werden und nicht mehr als Menschen gesehen werden. Am frühen Sonntagmorgen wurde zudem vor der Bonifatiuskirche ein Osterfeuer entzündet. Die stillen Morgenstunden des Feiertages kamen nach der „Nacht der Nächte“ im Kirchenjahr auch der Auferstehungsfeier auf dem Hauptfriedhof zu Gute. Für den evangelischen Pfarrer Wolfgang Gehring, der krankheitsbedingt ausfiel, leitete Pfarrerin Christine Gellrich die kurze Andacht, die mit Gitarrenklängen bereichert wurde. Mitten auf dem Friedhof hatte sich eine kleinere Gruppe versammelt, um an diesem „Ort des Trauerns und des Abschieds“ die Auferstehung zu feiern. Das Geheimnis der Auferstehung, erklärte Gellrich, sei auch darin zu erkennen, dass Jesus nach seinem Tod Begegnungen ermöglichte und so vermittelte, dass es kein „anonymes Weiterleben“ gebe. Auch im Leben sei die Hinwendung anderen gegenüber von großer Bedeutung, denn Gott rufe uns auch durch andere Menschen bei unserem Namen. Gellrich gedachte in ihrem Gebet insbesondere der Menschen, die in Syrien oder Afghanistan und auf der Flucht von dort gewaltsam aus dem Leben gerissen wurden.