Lörrach Staub & Maurer: wider die repräservative Demokratie

Die Oberbadische
Volkmar Staub (l.) und Diebold Maurer bei der Vorpremiere im Nellie Nashorn. Foto: Markus Greiß Foto: Die Oberbadische

Hochaktuelles politisches Kabarett im Nellie Nashorn

Von Markus Greiß

Lörrach. Die Bühne ist in rotes Licht getaucht. Ein gealterter Faust sinniert über seine Klapprigkeit. Da nutzt Mephisto seine Chance und dreht dem depressiven Alten seinen Last-Minute-Wellness-Pakt an: einen Lebensabend voller Sex, Drugs und Rock‘n’Roll. „Doch in drei Jahren gehörst du mir!“

Klar, dass Diebold Maurer alias Faust dieses Angebot von Volkmar „Mephisto“ Staub bei der Vorpremiere ihres Programms „Achtung Greisverkehr “ nicht ablehnen kann. Denn das feurige Finish passt zur wilden Jugend der beiden und hebt sich vom ihrer Ansicht nach lauen Lebensgefühl der Jungen heute ab: „Wir haben früher gebrannt – heute kokeln viele vor sich hin, ohne je zu entflammen.“

Dass sie auch heute durchaus noch brennen können, haben Maurer und Staub am Samstagabend im ausverkauften Theatersaal des Nellie Nashorns bewiesen. Da bekommen viele ihr Fett ab: Die „Leyen-Truppe“ Bundeswehr und ihr „Gewehrle“ („Schießt einwandfrei, solange die Sonne nicht scheint“), die monotheistischen Religionen („haben ein Rad ab“), so mancher Verfechter der Willkommenskultur („Tausende misten ihre Kleiderschränke aus“), Empfänger von Organen aus aller Welt, denen wegen über 50-prozentigem Fremdkörperanteil (Netzhaut und Leber aus Südamerika, Milz aus Russland, Knie aus Südafrika und Tischtennis-Handgelenk aus China) die Ausweisung droht, und die „verlogene Ökoszene“ mit ihrem ethischen Konsum.

Hier malen sie den Lederschuhe verweigernden Veganer an die Wand, um dann ihrer orgiastischen Fantasie freien Lauf zu lassen: Her mit dem 30 Liter schluckenden US-Jeep, in Plastik-Flip-Flops auf zur Schnäppchenjagd bei Kik und Müllentsorgung im nächsten Naturpark. Auch sonst völlig verrückt, unsere Welt: Der IS schwingt sich zur neuen Internationale auf, und unsere von internationalen Konzernen dominierte „repräservative Demokratie“ verhütet wahre Demokratie.

Wie viel besser war es da in den Sechzigern und Siebzigern, als man in der K-Gruppe den neuen Menschen schuf, in Nicaragua für Freiheit kämpfte und bei der Demo in Heidelberg Reifen plättete. Und als Diebold und Staub noch „Adonisse“ waren: „Heute drehen sich die Mädels immer noch um, aber in die andere Richtung.“

Für Altersverweigerer wie sie gibt’s da nur eins: Das Altersheim zum sexuell befreiten Wohlfühl-Haus für Best-Ager machen und beim Rock-Heimabend „Knockin on heaven’s door“ spielen.

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