Lörrach Tanz, Form und Farbe

Die Oberbadische
Zur Musik der Multiinstrumentalisten Tilo Wachter und Gernot Rödder entfalten die Tänzerinnen ein Bewegungspanorama Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Tanztheater-Workshop von Pilar Buira Ferré

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Wer schon einmal ein paar Monate mit Pilar Buira Ferré zusammengearbeitet hat, weiß, dass das zu Veränderungen führen kann – innerlich einerseits, denn man erfährt einiges über sich selbst, aber auch äußerlich. Denn am Ende aller Projekte der in Essen und bei Pina Bausch geschulten Tanztheater-Expertin steht immer eine Aufführung. Nicht anders ist es bei den „Forum Kunst Leben“ betitelten Intensiv-Workshops, die nur eine Woche dauern. Zum dritten Mal hat Buira Ferré nun im Rahmen eines solchen Workshops erwachsene Frauen mit den verschiedensten Hintergründen neben der täglichen, tänzerischen Arbeit mit Künstlern und Musikern zusammentreffen lassen.

Aus diesen Begegnungen ist, wie man bei der Schlussperformance am Freitag im Werkraum Schöpflin sehen konnte, ein Gesamtkunstwerk geworden, so einzigartig wie die Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und des Publikums an diesem Abend, unter ihnen viele, die sich selbst schon in der Kunst des Tanztheaters versucht haben.

Zur einfühlsamen Musik der beiden Multiinstrumentalisten Tilo Wachter und Gernot Rödder entfalten die Tänzerinnen ein Panorama als Abfolge von Bewegungen in mehreren Strophen. Sie läuft auf eine Art zentralen Ritus zu, in dessen Verlauf ein Kunstwerk im Zentrum des Raumes langsam an Form gewinnt. Ausgehend von einem blatt- und rindenlosen verzweigten Ast, und ausgestattet mit Materialien, die ihnen die beteiligten – und ebenfalls im Saal anwesenden – Künstler Eloisa Florido Navarro, Gabriela Morschett und Johannes Beyerle nach und nach zur Verfügung stellen, lassen sich die Tänzerinnen in einen konzentrierten Schaffensprozess hineinziehen.

Da winden sich widerspenstige Drahtstücke zu filigranen Gespinsten, klebrige, mit Stroh versetzte Lehmklumpen werden in Händen geknetet und fügen sich dazwischen, am Schluss werden reine Pigmente, von Blau über Grünblau bis Indisch Gelb wie Puderzucker über das entstehende Gebilde gestreut.

Am Schluss der Performance, die in ihrer Versunkenheit und Hingabe fast wie ein Gebet anmutet, werfen die Frauen, aus einem gemeinsamen Impuls heraus, Pigmente und Asche ausgelassen in die Luft und verschwinden dann einen Moment lang hinter einer dichten Wand aus Staub. Eine unerwartete Fortsetzung findet die Performance als sich, lange nach dem Schlussapplaus, die Farbpartikel wieder gelegt haben. Tänzerinnen und Publikum verteilen mit nackten Füßen die Pigmente auf dem weiß abgeklebten Fußboden, und so entsteht ganz spontan eine bunte Farbfläche als würdiger Untergrund für das im Tanz entstandene Kunstwerk.

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