Lörrach Tradition trifft Moderne

Die Oberbadische
Friedrich Kaiser, „Scheuendes Ochsenfuhrwerk“ vor Eisenbahn, undatiert, Bleistift auf Papier, Sammlung Dreiländermuseum Lörrach Foto: zVg/Dreiländermuseum Foto: Die Oberbadische

Friedrich Kaisers Zeichnungen im Dreiländermuseum

Lörrach. Friedrich Kaiser war nicht nur Historienmaler, sondern auch ein meisterhafter Zeichner. Das wird in der Skizzenserie mit Alltagsmotiven deutlich, die seit vielen Jahren im Museumsdepot aufbewahrt wurde und nun in der aktuellen Sonderausstellung Kaisers erstmals zu sehen ist. Die meisten waren eine Schenkung Alexanders Graf zu Dohna: Die älteren Lörracher kennen ihn noch, er betrieb nach seiner Flucht aus Ostpreußen in Lörrach eine Textilreinigung. Dargestellt sind Alltagszenen, in denen teilweise die neu hereinbrechende Zeit aufscheint.

Eine ganze Reihe von Bleistiftzeichnungen aus Skizzenbüchern des Lörracher Künstlers sind im Dreiländermuseum zu entdecken. In den 29 ausgestellten Zeichnungen illustrierte Kaiser Alltagsszenen im 19. Jahrhundert. Die kleinen Bildformate können mit Hilfe von Lupen detailgenau betrachtet werden.

Eine der Skizzen zeigt ein erschrockenes, sich in Aufregung und Bewegung befindendes Bauernpaar mit einem von Ochsen gezogenen Heuwagen. Die Ochsen scheinen auf eine vorbeifahrende Eisenbahn im Hintergrund mit unkontrollierter Aufregung zu reagieren. Ochsenkarren waren im 19. Jahrhundert auch in Lörrach und dem Markgräflerland weit verbreitet. Die Eisenbahn war neu und eine für Mensch und Tier imposante ungewohnte Erscheinung: laut und dampfend. Was in zeitgenössischen Berichten immer wieder beschrieben wurde, hat Kaiser direkt in seiner Bleistiftzeichnung festgehalten, als Zeitzeuge aus eigener Anschauung, vielleicht in Lörrach. Denn wo die Szene sich abspielte, ist nicht eindeutig ersichtlich, die Zeichnung ist undatiert und ohne Titel.

Zu Kaisers Geburt 1815 in Lörrach gab es im Wiesental noch keine Eisenbahn. Erst 1862 wurde die Linie von Basel bis nach Schopfheim eröffnet. Sein älterer Bruder Eduard beschreibt in seinen Erinnerungen noch die Ausfahrten mit der Kutsche von Lörrach ins Markgräflerland. Die Schilderungen des Lebens in Lörrach und Umgebung im 19. Jahrhundert des Lörracher Arztes und Politikers sind äußerst aufschlussreich, ihnen ist eine eigene Abteilung in der Ausstellung gewidmet.

Die detailreichen empfindlichen Zeichnungen sind noch bis Anfang November in der Sonderausstellung im Dreiländermuseum zu sehen, bevor sie wieder lichtgeschützt im Museumsdepot verwahrt werden.

Die nächste öffentliche Führung findet am 17. September statt, Gruppen können geführte Rundgänge durch die Ausstellung im Museumssekretariat buchen. u Informationen finden sich in der im Dreiländermuseum erhältlichen Ausstellungsbroschüre und online unter www.dreilaendermuseum.eu

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